Nala & Phin (und Sean) | Boxhalle | abends

Heute war die Boxhalle ziemlich leer, so mochte ich es eigentlich am liebsten. Man hatte seine Ruhe und es kamen auch keine blöden Kommentare von der Seite. Alles in allem konnte ich in Ruhe trainieren, bis ich Boxtraining geben musste. Diesmal war ein Neuling an der Reihe, er hieß Sean und naja, mal schauen wie es werden würde. Ich hatte zwar schon ein paar Mal mit ihm trainiert, aber er hatte sich nicht als besonders talentiert erwiesen, vielleicht hatte er ja ein bisschen geübt und heute würde es besser werden, aber ich bezweifelte es. Wenn man keinen Boxsack oder so daheim hatte, war es auch schwer zu üben. Also gut, aber dafür war ich ja da, um ihm Tipps zu geben und um ihm das ganze hier bei zu bringen. Und da war er auch schon. Ich begrüßte ihn freundlich und dann wärmte er sich erst mal auf. Er durfte zuerst den Boxsack bearbeiten, den ich ihm natürlich hielt, damit er nicht dauernd wegschwang. Aber naja ich war schon immer der Meinung gewesen man lernt am besten im Ring, also betraten wir den kurz darauf. So konnte ich auch gleich sehen, wie gut er wirklich war. Immer wieder sagte ich ihm er solle auf seine Deckung achten, aber gleichzeitig die Lücken meiner Deckung ausnützen. Er erzielte kaum Treffer, vielleicht hatte er auch nur Angst zu zuschlagen, aber naja. In dem Moment wo die Tür aufging, schlug ich ihn zu Boden. Sozusagen als Warnung, dass er sich jetzt endlich mal anstrengen sollte. Es war auch nicht allzu fest gewesen, aber es hatte gereicht um ihn umzuschmeißen.

Kampfsportzentrum nannte sich der Schuppen also. Okay, nicht besonders kreativ, aber dafür aussagekräftig und ich konnte mir sicher sein, dass ich hier richtig war. Sean ließ sich seit wenigen Wochen Boxen beibringen und ich konnte noch immer nicht glauben, dass er das wirklich durchzog. Vor allem bezweifelte ich, dass das ein Secret Talent von ihm war, weil er echt nach jeder Prügelei, an der er beteiligt gewesen war, ziemlich scheiße ausgesehen hatte. Einmal hatte er sogar zwei blaue Augen davongetragen, aber eigentlich.. ja, eigentlich fand ich das immer ganz lustig. Er nicht so sehr.
Ich betrat also das Gebäude und irrte ein paar Minuten darin herum, bis ich endlich eine Tür entdeckte, auf der 'Boxhalle' stand. Das erschien mir einleuchtend, also schob ich sie auf und sah mich nach Sean um. Es waren nicht viele Leute hier, aber ich war froh, als ich meinen Bruder schließlich entdeckte. Allerdings kam ich nicht dazu, ihn zu begrüßen, sondern brach in unterdrücktes Gelächter aus. "Sean?", fragte ich, immernoch leise lachend, und lief langsam zu ihm und seinem Trainier. Am Rand des Rings blieb ich stehen. "Hi, I'm Nala, his sister", meinte ich und schenkte dem Trainer ein Lächeln. "How is it going?", fragte ich und sah amüsiert grinsend auf meinen Bruder herab. "Don't laugh", meinte der und rappelte sich wieder auf. "Never ever", lachte ich, ironischerweise. Sean seufzte. Jaha, Nala in da house!

Okey, er war nicht besser geworden, kein bisschen. Irgendwie stellte er sich total an. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst mir weh zu tun, aber dann hätte er sich lieber eine andere Sportart aussuchen sollen, denn beim Boxen ging es ja um nichts anderes. Vielleicht musste ich ihn einfach nur ein wenig provozieren, damit er endlich mal zuschlug. Er musste sich einfach mehr trauen und wenn er sauer war, würde er seine Hemmungen sicher vergessen. Ich hatte ihn gerade zu Boden geschlagen, als die Boxhallentür aufging, ich ließ ihn aber nicht aus den Augen, nicht das er mich angriff, bis ich ein Lachen hörte. Dann noch eine Stimme die den Namen meines am Boden liegenden Freundes hier sagte. Ich sah zu der Person die gerad herein gekommen war. Es handelte sich um eine hübsche Blondine, welche sich auch gleich vorstellte, als sie am Boxring angekommen war. Ich erwiderte ihr Lächeln und meinte: „I’m Phin.“, dann sagte ich an Sean gewannt: „You haven’t told me that you have a sister. If I had known that, I had told her to come and help me with you.” Dann drehte ich mich zu ihr um und meinte: “You can help me to get him to hit me.“ Und schon wieder lief es so ab, das er sich eher nicht traute mich zu schlagen, meistens war es so, dass er nur abwerte und wenn ich ihm eine Chance bot mich zu schlagen, verpennte er diese einfach. Vielleicht lenkte ihn auch seine Schwester total ab, aber damit musste man als Boxer umgehen können.

Warum waren Brüder eigentlich immer so peinlich? Das einzige Secret Talent, das Sean besaß, war es, mich zu blamieren. Okay gut, im Moment blamierte er sich viel mehr selbst und ich konnte nicht anders, als ihn auszulachen, aber er hatte es auch schon geschafft, dass mich alle dumm angafften. Deshalb lachte ich ihn jetzt schon fast absichtlich aus, und sein Trainer schien es auch ganz amüsant zu finden. Dieser verriet mir kurz darauf seinen Namen, was ich mit einem Nicken hinnahm. Er wandte sich wieder an meinen Bruder und ich schmunzelte leicht über das, was er zu ihm sagte. “You can help me to get him to hit me.“ Das wiederum, überraschte mich jetzt etwas. "Should I want that?" Ich klang etwas unsicher, lachte aber schließlich leise. "Well, he gets very angry when somebody's saying bad things about his ex-girlfriend", flüsterte ich Phin zu und grinste. "What?", wollte Sean wissen, doch ich lächelte ihn nur zuckersüß an. "She was a bitch, she really was, but he doesn't want to see that", flüsterte ich weiter, ehe mein Bruder näher kam und ich mich schnell einen Schritt entfernte. "Go on, Sean! Whooooh!", feuerte ich ihn an und setzte mich lachend auf einen der Stühle, die neben dem Ring standen. Offenbar hatte mein Bruder nicht gehört, was ich seinem Trainier erzählt hatte. Gut so.

Ich fand es echt witzig, diese Boxtraining Stunde. Normalerweise amüsierte ich mich selten so gut. Aber Seans Schwester war irgendwie niedlich. Wie sie ihn die ganze Zeit auslachte, was ich aber auch verstehen konnte, denn er stellte sie wirklich selten dumm an. Sie nickte kurz als ich ihr meinen Namen sagte und ich konzentrierte mich wieder aufs boxen. Wir hatten beide Boxhandschuhe an, aber eigentlich wehrte er eher ab, als dass er mich angriff. Was irgendwie nicht so ganz Sinn und Zweck der Übung war. Manche meiner ‚Schüler‘ begannen bei so einer Chance wie wild drauf los zu schlagen, bei denen war es eigentlich sogar noch einfacher, sie auf den Boden zu kriegen, weil sie einfach keinerlei Deckung hatten. „Yes, why not?“, fragte ich und schenkte ihr ein breites grinsen, dann sah ich wieder Sean an. Dann hörte ich ihr kurz zu, während sich Sean wieder hinstellte und den Staub von seiner Hose abklopfte. Oh man, war das wirklich nötig? Er würde doch sicher noch ein paar Mal auf dem Arsch landen, aber naja wenn er meinte, sollte er doch. Geduldig wartete ich bis er wieder bereit war. Davor musste ich mich aber bei seiner Schwester bedanken, ich zwinkerte ihr kurz zu und meinte dann: „Okey, thank you.“ So jetzt war Nalas Bruder wieder soweit und ich hob meine Fäuste. Ich grinste wieder, als ich hörte wie die Blondine ihn anfeuerte. „So Sean. Should we talk about your Ex-girlfriend? I thing she is blonde and a bitch. Am I right?”, meinte ich, mit einem angriffslustigen Tonfall. Hoffentlich hatte seine Schwester recht und er würde wütend warden. Zuerst sah er mich etwas geschockt an, doch dann wurde er wütend. „Did she be unfaithfull?“, fragte ich ihn noch mal, da er immer noch nichts machte und dann ging er auf mich los. Ich ging in Deckung und wehrte ab. Super, wir hatten es geschafft.

„Yes, why not?“ Darauf gab ich ihm zwar keine Antwort mehr, allerdings reagierte ich mit einem süßen Schulterzucken und grinste leicht. Gespannt nahm ich also auf einem der Stühle Platz, um das Ganze aus nächster Nähe beobachten zu können. Noch schien mein Bruder nicht ansatzweise wütend, aber das würde sich vermutlich jeden Moment ändern. Zumindest falls Phin meinen Tipp annahm und ihn auf seine Ex ansprach. Gott, was für ein dummes Weib, ehrlich. Die typische Barbie eben, mit Sicherheit Silikonbrüste, gelbblonde Haare bis zum Arsch und eine Vorliebe für Leoprint, also kurz gesagt: Billig. Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und überschlug meine Beine, während ich das Geschehen im Boxring verfolgte. Und dann tat sein Trainer tatsächlich das, was ich ihm geraten hatte, und schon beim zweiten Kommentar fing Sean an, voran zu gehen. Ich wurde ganz hibbelig und musste bald darauf über mich selbst grinsen, weil ich bei jedem Schlag, den Sean oder Phin austeilten, leicht mitwankte. Als meine eisblauen Augen ein wenig länger auf Phin ruhten, fiel mir auf, dass er um einiges besser gebaut war, als mein Bruder. Von den Muskeln her, meine ich. Er sah sowieso ziemlich gut aus; deswegen war ich zwar nicht hier, aber es fiel mir trotzdem auf. Allerdings ging ich stark davon aus, dass er vergeben war. Männer mit hübschem Gesicht waren meistens vergeben, leider.

Ich hatte es geschafft, dass Sean so richtig wütend war. Sehr gut, jetzt konnte ich endlich mal sehen was er drauf hatte. Doch seine Wut ließ ihn unvorsichtiger werden, was schlecht war, denn seine Deckung war recht gut gewesen. Er stand unsicher, wenn ich wollte hätte ich ihn mit einem Schlag wieder von den Füßen reißen können, aber naja er sollte lieber erst mal alles raus lassen, irgendwie war das ja der Sinn am boxen. Natürlich verleite ich auch einige Schläge, denn sonst wäre es ja kein richtiger Kampf gewesen. „Oh no Sean. You aren’t standing right.“, meinte ich. Aber anscheinend war es ihm total egal, denn er ließ immer wieder sie Fäuste auf mich herab sausen. Uff.. also musste ich ihm wohl zeigen, was passierte wenn man nicht richtig stand. Das würde zwar unschön für ihn werden, aber er wollte wohl nicht hören. Also nutzte ich es aus, als er mal kurz aufhörte um auch mal Luft zu holen und sich zu sammeln, dann versetzte ich ihm zwei Schläge und er ging wieder zu Boden. Ich schüttelte den Kopf und sah auf ihn herab, dann meinte ich: „That’s what happens when you aren’t standing right.“ Dann hielt ich ihm meine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Aber naja er wollte sie nicht nehmen, also verließ ich den Ring. Worauf hin Sean protestierte, doch ich antwortete nur: „You have enough.“ Er hatte wirklich genau für heute, er schnaufte ganz schön und sein Kopf war ziemlich rot. Als er stand, warf ich ihm eine Wasserfalsche zu und grinste seine Schwester an. „Do you want to drink something.“, fragte ich sie freundlich und charmant, halt so wie ich Mädchen gegenüber immer war.

Auf Phin's Bemerkung hin wanderte mein Blick zu meinem Bruder zurück und ich beobachtete ihn für ein paar Sekunden. Er stand viel aufrechter als sein Trainer und ließ seine Arme hängen, wenn er nicht gerade einen Schlag austeilte. Sah irgendwie nicht halb so gut aus, wie bei Phin, aber okay, es war klar, dass ich so dachte. Ich würde meinen Bruder niemals als gutaussehend bekunden, obwohl er wirklich nicht hässlich war, aber ich brachte es einfach nicht über die Lippen. Hing vermutlich damit zusammen, dass er so eine Nervensäge war und ich ihm den Triumph nicht gönnte (lustig, dass er trotzdem so eingebildet war). Kurze Zeit später landete mein Bruderherz erneut auf der Matte, allerdings konnte ich mich diesmal erfolgreich davon abhalten, ihn auszulachen. Phin hatte schließlich etwas Unterstützung gehabt und hatte mit unfairen Mitteln gekämpft - dank mir, wuaha, ich Monster! „Do you want to drink something?“, fragte dieser mich, als er den Ring verließ und Sean dort erstmal zurückließ, der sich ohnehin erst wieder aufrappeln musste. Zugegeben war ich etwas überrascht über Phin's Frage, aber ich kam nicht umhin, zu lächeln. "Uhm, here?", fragte ich und legte meinen Kopf etwas zur Seite. Okay, hoffentlich kam das jetzt nicht zu...offensichtlich. Ich würde mich selbstverständlich auch mit einer Coke zufrieden geben, die er hier nur aus der Getränkekiste ziehen musste, aber da ich heute sonst nichts vorhatte, war ich auch für andere Vorschläge offen. Und damit meine ich nicht, dass ich mit zu ihm nach Hause gehen würde, Gott nein, aber vielleicht...irgendwoanders hin. "Nala?", funkte mein Bruder plötzlich dazwischen und stellte sich neben mich, nachdem ich von meinem Stuhl aufgestanden war. "You didn't tell mum or dad about this, did you?" Ich konnte noch immer nicht fassen, dass er James bereits als seinen Vater bezeichnete. "No, I knew your boxing skills are confined." Ich grinste leicht. Sean rollte mit den Augen, ehe er davon stapfte. "I need a shower", murmelte er. Als sich mein Grinsen verflüchtigt hatte, wandte ich mich wieder an Phin. "He's difficult, isn't he?" Tja, mein Bruderherz halt.

Irgendwie war Sean ein ganz schöner Sturkopf, oder er wollte mich einfach ärgern. Denn als ich ihn auf seinen Stand ansprach und ihm sagte er solle ihn ändern, reagierte er gar nicht. Dann war er aber selber schuld, wenn er dann zu Boden ging. So würde er nie ein guter Boxer werden, wenn er nicht auf seinen Trainer, in dem Fall mich, hörte. Er musste einfach standhafter sein und nicht so da stehen, als hätte er einen Stock im Arsch. Außerdem musste er seine Fäuste immer erhoben haben, um sich abzuwehren oder auch zuzuschlagen, aber er hatte sie die meiste Zeit unten. Dabei war der richtige Stand, das erste was ich ihm gezeigt hatte. Naja aber wenigstens hatte er sich heute getraut mich zu schlagen. Also war es schon mal ein Erfolg, wenn wir beim nächsten Mal hier weiter machen würden, nur mit weniger Wut, dann wäre ich zufrieden. Naja auf jeden Fall war Sean wieder zu Boden gegangen, dank meinem Schlag. Das schien mir der richtige Zeitpunkt zum aufhören zu sein, schließlich war sein Kopf hoch rot und er schwitzte ganz schön. Wobei ich locker noch eine Stunde so hätte weiter machen können. Ich hatte ja irgendwie nicht viel zu tun gehabt. Aber das würde schon noch werden, falls ich mit ihm nicht die Geduld verlor. Ich verließ den Ring und zog meine Boxhandschuhe aus. Als ich Nala fragte, ob sie was trinken wollte, fragte sie mich, ob ich hier gemeint hatte. Eigentlich ja, aber meinetwegen konnten wir auch wo anders hingehen, bisher hatte ich heute noch nichts vor. Erst abends würde ich weggehen, aber naja ob ich jetzt schon um 7 loslegte oder erst um 9 spielte eigentlich keine Rolle. Also schenkte ich ihr ein Lächeln und meinte: „Like you want to.“ Natürlich sollte sie entscheiden, schließlich war sie eine Dame und bei solchen musste man immer charmant sein. Naja so gut es eben ging. Ich machte aber trotzdem einen Vorschlag: „We can go in a Caffee or something else.“ Ich sah Sean auch an, natürlich konnte er mitkommen, wenn er wollte. So war ich ja nicht, dass ich ihm einfach seine Schwester wegschnappte und ihn stehen ließ. Mit einem breiten Grinsen, hörte ich den beiden zu. Mir lag schon ein Kommentar auf der Zunge, kein freundlicher um ehrlich zu sein, aber ich hielt mich zurück. Sean hatte schon genug durchmachen müssen, also heute, nächstes Mal würde ich ihn wieder quälen. Ich räumte eben die Handschuhe weg. Als der junge Mann meinte, er bräuchte eine Dusche, fand ich das eine gute Idee. Dann war er auch schon weg. „A bit. He is afaird to hit me.”, meinte ich und grinste sie dann an. Es war ja nicht so, dass ich mich gerne schlagen ließ, aber naja ich wollte ihm schließlich etwas beibringen, also war das nötig.

Gut, er stellte mich also vor die Qual der Wahl. Irgendwie tat das jeder. Ich war kein entscheidungsfreudiger Mensch, aber offenbar schien der Rest der Welt vom Gegenteil überzeugt zu sein. Ich seufzte. Noch bevor ich dazu kam, etwas zu sagen, schlug er vor, in ein Café zu gehen. Ich war zugegeben etwas überrascht darüber, was mein Grinsen vermutlich bereits erahnen ließ. "Really?", fragte ich, etwas amüsiert. "I'm surprised. I tought you'd ask me to go clubbing and stuff like that", gab ich ehrlich zu und wurde, glaube ich, sogar ein bisschen rot. Ich sollte aufhören, immer gleich zu sagen, was ich dachte. Bei manchen Leuten kam das nicht so gut. "But yeah, I'd like that", fuhr ich schnell fort und schulterte meine Handtasche.
"A bit. He's afraid to hit me." Ich nickte. "I know, he's exhausting." Ich lächelte und drehte mich kurz um, um sicher zu gehen, dass Sean außer Hörweite war. Zum Glück war er das. "Okay, so.." Mir fiel nichts ein, was ich noch sagen könnte. "Should I.. no, forget it", sagte ich und lachte kurz, um zu überspielen, dass ich ihn gerade fragen wollte, ob ich ihm meine Nummer geben sollte. Ich drehte mich einmal im Kreis und sah mich um. "Oh, can I?", fragte ich, als ich auf einen Boxsack zu lief, der von der Decke baumelte. Ich drückte mit der flachen Hand dagegen und stellte fest, wie schwer er war. "Hm", machte ich und umrundete ihn ein mal. "Could be fun." Ich grinste Phin zu und strich mir eine blonde Strähne hinters Ohr. Schlimmer als mein Bruder konnte ich mich ja gar nicht anstellen.

Eigentlich hatte ich ihr die Wahl lassen wollen, aber naja da sie schwieg und dann seufzte, machte ich dann doch einen Vorschlag. Es war zwar Abend, aber noch nicht allzu spät. Also meiner Meinung nach noch viel zu früh um richtig weg zu gehen, außerdem wusste ich nicht ob sie zu diesem Typ Mädchen gehörte, also schlug ich vorsichtshalber ein Café vor. Damit konnte ich nicht so viel falsch machen, naja natürlich schon etwas. Aber es wäre schlimmer, wenn sie mich für den totalen Partygänger und Säufer halten würde. Zwar ging ich gerne mal weg, aber ich hatte auch gerne mal ruhigere Abende für mich oder mit Freunden.
Sie fragte mich etwas amüsiert ob ich mir sicher war, daraufhin nickte ich aber nur. Ich wollte etwas sagen, aber dann war sie schon dran mit reden und ich schwieg lieber. Ich glaubte sogar zu sehen, dass sie bei ihren folgenden Worten etwas rot geworden war. Irgendwie süß, auch wenn ich mir nicht sicher sein konnte. Oh. Dann hatte sie mich wohl ziemlich richtig eingeschätzt. Also hatte ich doch die falsche Wahl getroffen. Mist. Doch dann fügte sie noch etwas hinzu und Erleichterung durchströmte mich. Es gefiel ihr also? Perfekt, hatte ich doch recht gehabt. Ich hasste es einfach nicht gut bei Frauen anzukommen, das war schon so eine Art Instinkt bei mir geworden. „Okey great.“, meinte ich und schenkte ihr ein breites grinsen.
Wir unterhielten uns über ihren Bruder. Nala versicherte sich ob er außer Hörweiter war, was mich zum Lächeln brachte. Aber nein, er würde uns nicht hören können. Wahrscheinlich war er schon bei den Duschen, oder machte bei den Umkleiden sonst etwas. Was weiß ich. Selbst wenn er da gewesen wäre, war es eh zu spät, dann hätte er schon gehört, was sie gesagt hatte. Aber das war zum Glück ja nicht so. Als sie zu einem Satz ansetzte und dann doch wieder abbrach, zog ich nur eine Augenbraue hoch und sagte aber nichts dazu.
Als die Blondine mich fragte, ob sie den Boxsack ausprobieren durfte, nickte ich und meinte: „Yes of course.“ Ich beobachtete sie, wie sie um das Teil herum lief und ihn mit der flachen Hand, wegdrückte. Das Teil war ziemlich schwer, also bewegte es sich nicht viel. „It’s fun. Wait a secound..“, meinte ich und verschwand kurz wieder, dann brachte ich ihr Boxhandschuhe, welche ihr vielleicht passen könnten. Ich hielt sie ihr hin und meinte: „If you want to try it.“

Eigentlich war ich ja wegen Sean hier her gekommen, und nicht weil ich mich mit seinem Trainier verabreden wollte, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich ja auch noch nicht gewusst, dass der so lecker aussah. Hihi, das wollte ich schon immer mal sagen. Zudem hieß das dann wohl, dass er single war, also brauchte ich hoffentlich auch mit keiner hysterischen Freundin rechnen. Höchstens mit einer hysterischen Ex-Freundin, aber damit konnte ich leben. „It’s fun. Wait a second..“ Ich sah ihm kurz hinterher, widmete mich aber schnell wieder dem Boxsack, indem ich ihn ein bisschen hin und her schubste. Also, mit der blanken Faust dagegen zu hauen, hätte für mich wahrscheinlich ein gebrochenes Handgelenk bedeutet, denn das Ding bewegte sich lediglich dann, wenn ich mich mit meinem vollen Körpergewicht dagegen lehnte. Hatte ich soeben herausgefunden. „If you want to try it.“ Phin war wieder aufgetaucht und hielt mir zwei Boxhandschuhe entgegen. "Awesome, thanks", grinste ich und schlüpfte hinein. Ich betrachtete sie kurz, ehe ich einen kleinen Schritt zurücktrat, um im nächsten Moment meinen ersten Schlag zu landen. Der Boxsack wich zwar ein ganzes Stück zurück, aber wirklich zufrieden war ich trotzdem nicht mit meiner Leistung. "Wow, I'm so weak!", lachte ich und versuchte, mich anders hinzustellen, um einen besseren Halt zu haben.

Sean hatte echt eine süße Schwester. Wahrscheinlich war sie jünger als er, ja da war ich mir sogar sicher. Sie war zwar nicht so der Typ Mädchen, mit dem ich sonst so viel zu tun hatte, aber naja. Sie schien mir eher so eine zu sein, die nach einer festen Beziehung suchte, anstatt nach ein bisschen Spaß. Also eigentlich nicht mein Fall. Aber hey, es könnte ja trotzdem ein netter Abend werden und falls nicht, konnte ich danach ja auch noch in einen Club gehen. Außerdem wollte ich die Blondine ja nicht flach legen, sondern nur mit ihr in ein Café gehen. Daraus konnte sonst ja immer noch eine Freundschaft werden.
Ich musste lächeln, als ich mit den Boxhandschuhen, die ich für Nala geholt hatte zurück kam. Sie probierte immer noch den Boxsack zu bewegen, aber immer nur mit der flachen Hand. Bis ich ihr die Handschuhe hin hielt und sie sie anzog. Dann beobachtete ich sie und als sie sich über ihre Stärke beschwerte, kam der Trainer in mir zum Vorschein. „You must stand like that. Thani s your hit stronger.“, meinte ich und begab mich in Boxstellung. So hatte man einfach besseren Halt und konnte damit  auch besser zuschlagen. Zufrieden beobachtete ich, wie sie es mir nachmachte und dann auch etwas besser zuschlagen konnte. Sie musste einfach trainieren, dann würde das schon werden. Besser als ihr Bruder, stellte sie sich auf jeden Fall an. Weil dieser nicht immer auf mich hören wollte.

Wie gut, dass Boxen eher in Richtung Männersport ging, denn andernfalls hätte ich mich jetzt ganz übel blamiert. Zwar ging ich mal schwer davon aus, dass ich mich besser machte als mein lieber Bruder, aber meine Schlagkraft ließ noch ziemlich zu wünschen übrig. „You must stand like that. Your hit's stronger then.“ Ich schürzte die Lippen und beobachtete ihn dabei, wie er sich in Position begab. Gleichzeitig versuchte ich, es ihm gleichzutun und ich glaube, es sah sogar ganz annehmbar aus. Ich fing wieder an, den Boxsack zu vermöbeln, so lange, bis ich lachen musste. "Hahja!", stieß ich mit der Stimme eines durchgeknallten Kung-Fu Kämpfers hervor, als ich einen weiteren Schlag landete. "Okay, I'm done", gab ich schließlich von mir und trat lachend einen Schritt zurück. "Now I definitely need a coffee", grinste ich und gab Phin die Boxhandschuhe zurück, wobei ich zu ihm aufsah. "Nala? Can we go?" Sean war offenbar fertig mit duschen und betrat erneut die Halle. Ich riss meinen Blick los und nickte meinem Bruder zu, ehe ich mich an Phin vorbei schob und meine Tasche vom Boden aufsammelte. "No, wait", sagte ich und wirbelte herum. "Should I.. wait for you, or..?" Fragend blickte ich den Trainier meines Bruders an, weil ich mir nicht sicher war, ob er sofort was trinken gehen wollte, oder erst später am Abend. "What? Why?" Boah, Sean ey.. "None of your business, darling", sagte ich zu ihm und lächelte überfreundlich. Ich hatte wirklich keine Lust, mich vor ihm zu rechtfertigen. "Does it mean that you two are going out?" Warum war er nur so nervig? "No, but you could.. go out, you know?" Im anderen Sinne natürlich. Mein Bruder fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, drehte sich aber schließlich um und ging. Finally. Fast etwas peinlich berührt wandte ich mich wieder an Phin. "Uhm, yes. So?" Ich lächelte lieb.

Ich lächelte sie an und gab ihr dann Tipps. Ich benutzte aber nicht mal meine Lehrerstimme, als ich zu ihr sprach. Denn wie gesagt es waren nur Tipps und keine Anweisungen, sie konnte sie annehmen oder nicht. Mein Lächeln wurde aber noch eine Spur breiter, als Nala sich so hinstellte wie ich gesagt hatte, dass es am besten war. Irgendwie war sie niedlich, wie sie auf den Boxsack einschlug. Als sie dann eine Art Kampschrei von sich gab, musste ich lachen. Ich konnte einfach nicht anders, hoffentlich fand sie das nicht unhöflich oder so. Ich nahm die Boxhandschuhe entgegen, als sie sie mir hinhielt und Lächelte sie an. Ich wusste welche Wirkung ich auf Frauen hatte, naja zumindest die meisten. Mit meinem schiefen Lächeln und den Lachfältchen. Aber ich fand die Blondine, die vor mir stand nett und wollte sie nicht nur durch mein gutes Aussehen, davon überzeugen, dass ich toll war. Sondern sie sollte mich auch wegen meinem Charakter mögen. Außerdem wollte ich nicht das von ihr, was ich von den meisten anderen Frauen wollte. Nein, das konnte ich ihr einfach nicht antun. Sie sah mit ihren großen Augen so unschuldig und verletzlich aus. Aber irgendwie gefiel mir das. Es war schon zu lange her, das ich mit einer Frau ohne jeden böse Hintergedanken nur einen Kaffee trinken gegangen war. Vielleicht würden wir uns danach ja noch wieder sehen und vielleicht würden wir eine Freundschaft aufbauen, was ich aber nicht glaubte. Wir sahen uns in die Augen, bis Sean kam und Nala den Blickkontakt abbrach. Grinsend sah ich den beiden zu, wie sie sich unterhielten. Irgendwie faszinierte es mich, wie die beiden miteinander umgingen. Typisch wie Geschwister eben. Ich hatte es immer bedauert ein Einzelkind zu sein und genau das hier war der Grund wieso. Als die beiden fertig waren, verschwand Sean und die junge Dame sah mich wieder an. Ich schenkte ihr ein Lächeln und meinte: „If you want to go, I’m ready.“ Duschen, wie ihr Bruder musste ich nicht, denn das ganze hier hatte mich kein bisschen angestrengt. Noch ein Zeichen dafür das Sean nicht besonders gut war, ich war nicht mal ins Schwitzen gekommen.

Sean stapfte davon, ohne noch etwas zu sagen, und verschwand schließlich. Ich blickte ihm kurz nach. "Was I too nasty?", fragte ich Phin, weil ich plötzlich den Anflug eines schlechten Gewissens bekam, meinem Bruder gegenüber. Eigentlich verstanden wir uns ziemlich gut und es wurmte ich zugegeben ein bisschen, dass er jetzt ohne ein Wort gegangen war. Naja, yolo. Ich schulterte meine Handtasche und drehte mich wieder zu Phin um. „If you want to go, I’m ready.“ Ich hob überrascht die Augenbrauen, lächelte aber. "Oh, okay? Great", sagte ich und begab mich schon einmal langsam zum Ausgang. Bei der Tür angelangt, wandte ich mich um, um zu gucken, ob er mir schon folgte oder noch etwas erledigen musste. Wo wollten wir eigentlich hingehen? Ich war nicht oft in dieser Gegend, kannte also kaum Cafés hier, aber wir würden schon was finden. Außerdem: Ich hatte Zeit. Tanzen musste ich erst morgen wieder, im Lotus Club, was ne ziemlich große Sache für mich war, weil das einer der nobelsten Clubs in ganz London war. Dementsprechend aufgeregt war ich auch, aber ich konnte meine Schritte, also alles easy.