X | BO & SETH | SKYLON RESTAURANT | 8PM

Heute hatte ich also ein Date. Omg, ich war so aufgeregt. Einerseits saß die Angst wie ein Kloß in meinem Magen andererseits empfand ich auch Vorfreude. Eigentlich hatte ich vorgehabt ein Kleid anzuziehen, irgendetwas Braves und Unscheinbares. Aber so hatte mich meine Mum nicht gehen lassen, also hatte ich mich umziehen müssen. Aber Ann hatte mir Anziehsachen rausgesucht. Daher hatte ich nun eine enge schwarze Jeans, eine weite blaue Bluse und Heels an. Die blaue Bluse war so lang, das ich sie vorne zugeknotet hatte, damit es besser aus sah. Warum sie so lang war? Weil sie eigentlich meiner Mama gehörte. Anscheinend hatte ich in meinem Kleiderschrank nichts Passendes zum Anziehen gehabt. Mein Outfit war mir schon zu auffällig, dann ließ ich mich von meiner Mum nicht auch noch schminken, sondern machte das selber. Also setzte ich wieder mal einen auf den natürlichen Look, ein bisschen Eyeliner und Mascara, fertig. Naja ein bisschen Lipgloss musste ich dann doch noch auftragen und schon war ich ausgeh bereit. Ich lief nervös im Wohnzimmer hin und her. Wollte ich das wirklich durchziehen, noch könnte ich meiner Mum alles sagen und sie würde mich hoffentlich hier behalten. Aber ich war irgendwie auch total neugierig. Zu spät, denn es hatte gerade geklingelt. Also ging ich schon mal zu Tür und öffnete diese.

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Als ich die SMS an Bo abschickte, stand mein Wagen bereits auf der gegenüberliegenden Straßenseite und ich blickte aus dem Fenster, hinauf zum Fenster ihres Zimmers, in welchem Licht brannte. Ich sah Bo mehrmals hin und her laufen, sogar ihre Mutter erschien einmal kurz im Raum. Als die besagten zehn Minuten schließlich abgelaufen waren, stieg ich aus. Das weiße Shirt und der graue Blazer betonten meinen Torso, passend dazu hatte ich eine graue Jeans gewählt. Ich überquerte die Straße und betätigte schließlich die Klingel. Kurze Zeit später öffnete mir Bo die Tür. Grübchen erschienen auf meinen Wangen, als sich mein Mund zu einem Lächeln verzog. "Hello, Beautiful", begrüßte ich sie. Ich griff nach ihrem Unterarm und beugte mich herunter, um sie zu küssen, allerdings landeten meine Lippen lediglich auf Bo's Wange, da sie in letzter Sekunde den Kopf zur Seite drehte. Grüne Augen waren auf sie geheftet und musterten sie einmal von oben bis unten, bis ich mich schmunzelnd wieder etwas von ihr entfernte. "Come on", sagte ich und wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, um dann nach ihrer Hand zu greifen und ihre Finger mit meinen zu umschließen. Wir überquerten die Straße, ehe wir meinen schwarzen Wagen erreichten. "Jump in, Love", sagte ich und umrundete das Gefährt, um zur Fahrerseite zu gelangen.

Es klingelte und wieder fuhren meine Gefühle Achterbahn. Noch schlimmer wurde es aber, als ich die Türe öffnete und in seine Augen blickte. An seinen Anblick hatte ich mich irgendwie immer noch nicht gewöhnt, vor allem nicht an seine Augen. In meiner Erinnerung waren sie nicht halb so toll gewesen. Er schenkte mir ein Lächeln und diesmal erwiderte ich es sogar. „Hey.“, war alles was ich raus brachte, zwar hatte ich immer noch Angst vor ihm, aber sein Anblick hatte mich einfach umgehauen. Er griff nach meinem Unterarm und kam näher. Ich war mir sogar sicher, dass er mich küssen wollte. Aber naja das ging mir dann doch etwas zu schnell, also drehte ich meinen Kopf zur Seite, sodass seine Lippen nur meine Wange trafen. Trotzdem begannen die Schmetterlinge in meinem Bauch zu flattern. Mist, ich durfte mich nicht in ihn verlieben, er war doch kriminell und gefährlich. Zum Glück wollte er gleich los, denn meine Mum würde sicher gleich kommen und mit ihm reden wollen oder so. Ich schloss also die Türe hinter mir und dann nahm er meine Hand. Er umschloss seine Finger mit meinen. Gemeinsam gingen wir über die Straße und wow.. er war mit einem Auto gekommen. Irgendwie hatte ich damit nicht gerechnet. Er brachte mich bis zur Tür des Wagens und dann umrundete er das Fahrzeug. Ich öffnete die Beifahrertür und stieg ein. Ich war total nervös und aufgeregt, ich hatte keine Ahnung wo er mich hinbringen würde. Aber ich hatte auch Angst. Angst davor was kommen würde.

Bo zeigte sich heute erstaunlich gelassen. Offenbar hatte sie den größten Schock schon überstanden und gewöhnte sich langsam an den Gedanken, dass sie jetzt häufiger mit mir Zeit verbringen würde. Ich ließ mich hinters Lenkrad sinken und zog die Tür zu. "Don't look so nervous, Bo", grinste ich, als ich ihre etwas angespannte Sitzhaltung registrierte, und sah sie für ein paar Sekunden musternd an, ehe ich mich über sie beugte und nach dem Gurt griff, um sie anzuschnallen. "You know, you should probably close your curtains before getting off your clothes. But thanks for the show", sagte meine raue Stimme, ich schmunzelte und lehnte mich wieder zurück, bevor ich den Wagen auf die Straße manövrierte und relativ schnell beschleunigte. Ich schwang ein paar Locken aus meinem Gesicht, um die Autos an der Kreuzung zu erkennen. "You don't talk very much", bemerkte ich, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Es kam mir fast so vor, als wäre Bo überhaupt nicht hier. Sie rührte sich nicht, sie sprach nicht, einfach gar nichts. In jedem Fall eine willkommene Abwechslung und das genaue Gegenteil von den meisten anderen Mädchen, mit denen ich bislang zu tun gehabt hatte.

Auch er saß dann auf seinem Sitz und ich begann mit meinen Haaren zu spielen, dass tat ich oft, wenn ich nervös war. Außerdem hatte ich auch ein bisschen Angst vor ihm. Aber nicht mehr so viel wie am Anfang, so lange Menschen um uns herum waren, würde alles gut sein. Hoffe ich, denn vor meine Mum war er eigentlich total lieb. Daran könnte ich mich gewöhnen. Als er mich angrinste schenkte ich ihm ein leichtes Lächeln, aber mehr auch nicht. Überrascht hielt ich die Luft an, als er sich vorbeugte und mich anschnallte. Ich war nachdem er das gesagt hatte etwas geschockt. Er hatte mir zusehen können, wie ich mich fertig gemacht hatte und wahrscheinlich auch wie ich mich umgezogen hatte. Mist, jetzt würde ich wahrscheinlich nur noch umziehen können, wenn die Vorhänge geschlossen sind. Er lehnte sich wieder zurück und ich konnte wieder atmen. Ich sah nach vorne aus dem Fenster um ihn nicht ansehen zu müssen, meine Wangen waren nun leicht gerötet. Als ich wieder eine normale Gesichtsfarbe hatte, sah ich ihm zu, wie er Auto fuhr. Naja auf sein nächstes Kommentar, wusste ich nicht was ich sagen sollte. Am besten wohl die Wahrheit, also meinte ich: „I’m a bit afraid of you.“ Das stimmte ja auch, mal schauen wie er reagieren würde.

Sie antwortete nicht, als ich ihr sagte, dass ich sie bereits in Unterwäsche gesehen hatte. Eigentlich nichts, was mich überraschte, immerhin sprach sie ohnehin sehr wenig in meiner Gegenwart. Allerdings fragte ich mich langsam, was dafür in ihrem Kopf abging. Ob sie mich verfluchte, ob sie mit dem Gedanken spielte, gleich aus dem Fahrzeug zu springen, ob sie sich bereits einen Fluchtplan überlegte oder - was natürlich am wahrscheinlichsten war - ob sie sich gerade vorstellte, wie ich ohne Kleidung aussah. Ich spürte Bo's Blick auf mir ruhen, während ich fuhr, allerdings schwieg ich, statt es zu kommentieren. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nicht erwartet, dass sie auf meine Feststellung antworten würde. Aber sie tat es. "I’m a bit afraid of you." Einige Sekunden Stille folgten. "I'm sorry", kam es schließlich von mir und ich warf ihr einen kurzen Blick zu, widmete mich allerdings schnell wieder der Straße. Ich krempelte die Ärmel meines Blazers ein wenig nach oben, bevor ich das Auto auf einem Parkplatz zum Stehen brachte. "We're here", verkündete ich. Die Beifahrertür ließ sich von innen nicht öffnen, da ich sie abgeschlossen hatte. Also stieg ich aus, umrundete den Wagen und öffnete sie, ehe ich Bo heraus half. Wir befanden uns am Hafen. Hier gab es einige Restaurants, aber ich hatte mich bereits im Voraus für eines entschieden.

Er fuhr ziemlich schnell, aber naja meine Mum auch. Also war ich es gewöhnt und machte mir deswegen nicht allzu große Sorgen. Seth fuhr aber auf jeden Fall besser als Ann, denn er fuhr nicht so ruckartig, das konnte ich gar nicht leiden. Die Autofahrten mit meiner Mum glichen oft einer Achterbahn fahrt. Ich sah ihn an und hatte keinen Plan was ich auf seinen Kommentar hin sagen sollte. Natürlich fand ich es nicht toll zu wissen, dass er mich in Unterwäsche gesehen hatte. Aber naja, das konnte ich jetzt auch nicht ändern. Wäre ich frech und total selbstbewusst hätte ich wahrscheinlich verlang ihn auch in Unterwäsche sehen zu dürfen, so als Ausgleich. Aber naja das war ich eben nicht, also schwieg ich und biss mir auf die Unterlippe. Als ich ihm sagte, dass ich ein bisschen Angst vor ihm hatte, entschuldigte er sich. Was ich irgendwie wahnsinnig süß fand. Es nahm mir auch ein wenig meine Angst, vielleicht würde er ab jetzt etwas besser mit mir umgehen, das würde mir sehr gefallen. Als er mir einen Blick zuwarf, schenkte ich ihm mal ein richtiges Lächeln. Das war meine Art ihn dafür zu belohnen, dass er mal nett zu mir war. Naja in der Gegenwart von meiner Mum war er auch nett gewesen, aber das war halt das erste Mal das er es war, wenn wir alleine waren. Er hielt und ich wollte gerade aussteigen, als ich merkte, dass meine Türe verschlossen war. Was mich etwas irritierte und stutzen ließ. Aber dieser Moment war auch schon vorbei, als er für mich die Türe öffnete und ich keine Angst mehr haben musste im Auto gefangen gehalten zu werden. Er half mir aus dem Auto, was ich schon wieder süß fand und ich schenkte ihm ein leicht schüchternes Lächeln und bedankte mich natürlich dafür. Wir waren am Hafen und es war schon ein wenig dunkel. Ich bin hier in der Nacht noch nie gewesen, aber ich fand es echt toll. Die Lichter und die Schiffe, das Wasser. Hier sollte es einige tolle Restaurants geben, mal schauen wo Seth mich hinbrachte.

Kurz ließ ich meinen Blick durch den Hafen schweifen; überall lagen Boote im Wasser, jedes einzelne am Dock festgemacht. Vereinzelt erleuchteten Laternen den Steg und erzeugten gleichzeitig schimmernde Effekte auf der Wasseroberfläche. Alles in allem ein ziemlich idyllischer Ort. Bo schenkte mir zum ersten Mal ein ehrliches Lächeln, als ich ihr aus dem Wagen half. Meine grünen Augen funkelten, ich schloss das Fahrzeug ab und legte einen Arm um ihre schmalen Schultern, als ich sie die Promenade entlang führte. Ein Geländer war dabei das einzige, was uns vom Wasser trennte. Ich stoppte vor dem Restaurant, das ich für uns auserkoren hatte, und nahm meinen Arm von Bo's Schultern, um sie zu mir zu drehen. Meine Finger strichen ihr langes, dunkles Haar von ihrem Hals und berührten dann den verblassten Bluterguss. "Hm, maybe I should give you another one, just to make sure everyone knows you're mine", flüsterte meine tiefe, raue Stimme. Sofort merkte ich, wie Bo sich anspannte, aber noch bevor sie antworten konnte, fügte ich lächelnd ein "Maybe later", hinzu. Ich öffnete die Tür des Restaurants und schob Bo hinein.

Es war echt wunderschön am Hafen, zumindest bei Nacht. Am Tag war es hier immer so voll, Schiffe mussten ab und beladen werden. Eigentlich roch es an Häfen immer nach Fisch, hier auch, aber nicht so stark, dass es allzu doll in der Nase biss. Das störte mich ein wenig, aber sonst war es echt schön hier. Ich hatte echt nicht gedacht das Seth romantisch sein könnte, aber ob beabsichtig oder nicht, irgendwie war er es gerade. Ich hatte das Gefühl das seine Augen ein wenig funkelte, als ich ihm ein richtiges Lächeln schenkte. Er schloss das Fahrzeug ab und lenkte mir den Arm um die Schulter, ich protestierte nicht, denn er tat mir ja nicht weh. Naja ich muss zugeben, ich genoss es sogar ein bisschen. Wir liefen an der Hafenpromenade entlang und ich konnte runter aufs Wasser blicken, es wirkte ganz schwarz. Sicher war es total kalt und dreckig. Aber gerade wirkte es schön und einladend. Natürlich würde ich trotzdem niemals runterspringen. Wir liefen auf ein Restaurant zu und davor stoppte er mich, bevor ich eintreten konnte. Er drehte sich zu mir um. Er strich mir wieder das Haar zurück und wie beim letzten Mal bekam ich eine Gänsehaut als seine Finger meine Haut berührten. Unbewusst lehnte ich mich ein Stück nach vorne, doch was er dann sagte brachte mich dazu mich zu verspannen. Ich wich sogar ganz leicht von ihm zurück. Damit hatte er sozusagen den Moment zerstört und ich bekam wieder ein bisschen Angst. Er hielt mir die Türe auf und schob mich dann ins Restaurant. Hier war es echt schön, alles wirkte hell, freundlich und gemütlich. Ich drehte mich halb zu ihm um, es war mir lieber wenn er das Ganze in die Hand nahm und sich darum kümmerte, dass wir einen Tisch bekamen.

Wir betraten also das Restaurant, die Türe schloss sich hinter uns wieder und ich wandte mich an den Mann am Eingang. Ich nannte ihm meinen Namen und er führte uns zu einem Tisch, den ich im vornherein reserviert hatte. Er befand sich etwas abseits, zwar nicht im letzten Eck des Restaurants, aber in einem Bereich, in dem gerade kaum andere Gäste saßen. "Give me your jacket", sagte ich zu Bo, nahm ihr das Kleidungsstück von den Schultern und brachte es schnell in die Garderobe. Als ich wieder kam, setzte ich mich Bo gegenüber an den Tisch, ehe auch schon die Kellnerin auftauchte. Sie nahm unsere Getränkewünsche entgegen und reichte uns die Menükarten, bevor sie verschwand. Ich ließ meinen Blick über die Speisen wandern, ohne auch nur ein einziges Mal hochzusehen. Als ich es dann jedoch tat, fiel mir auf, dass Bo ihre Karte so weit nach oben hielt, dass ich sie nicht ansehen konnte. "Hey, I can't see you", meinte ich grinsend und drückte ihre Karte etwas nach unten. "Already know what you wanna order?".

Zu meinem Glück hatte Seth alles in die Hand genommen, er sprach den Mann am Empfang an und kümmerte sich so um einen Tisch für uns. Ich folgte den beiden. Mir wurde etwas mulmig, als ich sah wo wir saßen. Im Moment noch abgeschnitten von allen anderen Menschen, da dieser Raum außer uns noch nicht besetzt war. Aber vielleicht würden noch andere Gäste kommen. Hoffentlich. Ich schenkte ihm wieder ein Lächeln, als er mir aus meiner Jacke half und sie dann weg brachte. Davor bedankte ich mich aber noch bei ihm, indem ich: „Thank you.“, sagte. Dann setzte ich mich auf einen der beiden Plätze und wartete. Ich war froh darüber das Seth gegenüber von mir sitzen musste, denn dann könnte er erst mal nichts anstellen. Als die Kellnerin kam bestellte ich bei ihr eine Cola und nahm die Karte entgegen. Ich hielt die Karte extra so, dass mein Begleiter mich nicht sehen konnte. Doch es viel ihm auf und er drückte meine Karte ein wenig nach unten. „Oh I’m sorry.“, meinte ich und schenkte ihm ein leichtes Lächeln. Dann warf ich noch mal einen Blick in die Karte und sah ihn dann nachdenklich an. „I think I want to eat a Cheeseburger.“, meinte ich und schenkte ihm diesmal zum ersten Mal ein breites grinsen. Zwar passte das nicht zu einem Date, aber irgendwie hatte ich total Lust auf sowas.

Es lief leise Musik im Hintergrund und sowieso war der Laden hier für sein besonderes Ambiente bekannt, jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass er auch in Sachen Essen hielt, was er versprach. Allerdings konnte man bei einem Burger nicht großartig viel falsch machen, also standen die Chancen, dass Bo zufrieden sein würde, relativ hoch. "Interesting choice", sagte ich und schmunzelte. Ich entschied mich für eine Pizza und klappte die Karte zu, um sie danach auf den Tisch zu legen. Ich beugte mich langsam nach vorne, verschränkte meine Finger und stützte mein Kinn darauf. Ich musterte mein Gegenüber langsam, bis sich meine Stirn leicht in Falten legte. "Has anyone ever touched you before?", fragte ich, praktisch aus dem Nichts, und sehr direkt. Ich konnte es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, Bo machte auf mich einen ziemlich unerfahrenen Eindruck. Nicht nur, weil sie offenbar kein kurzes Kleid für mich anziehen wollte, sondern auch aufgrund ihrer Reaktionen, die ich erhielt, wenn ich sie berührte. Sie war so unschuldig, ganz anders als die Mädchen die ich kannte, und das komplette Gegenteil von mir. Mein fragender Blick ruhte auf ihr, während ich auf eine Antwort wartete, obwohl ich nicht davon ausging, dass diese besonders aufschlussreich ausfallen würde. Gut, im Grunde war es mir sowieso schon längst klar.

Als er eine Pizza bestellte schenkte ich ihm noch ein grinsen. Wenn er sich weiterhin so lieb benahm, würde es sicher ein echt schöner Abend werden. Langsam fing ich an ihn zu mögen. Naja, teilweise schließlich hatte ich immer noch Angst. Er beugte sich nach vorne und stützte seinen Kopf auf seine verschränkten Finger. Er sah mich an, irgendwie schien mich sein Blick zu durchbohren. Naja es schien nur so, wahrscheinlich wegen seiner ungewöhnlichen Augenfarbe. Ich wollte eigentlich nicht wegsehen, aber dann nahm ich einen Schluck von meiner Cola und durchbrach den Blickkontakt. Bei seiner Frage hin, sah ich wieder auf. Etwas überrascht. „Uhmm.. sorry?“, fragte ich etwas überrumpelt.. ich hatte echt keine Ahnung was ich denn darauf sagen sollte. Sowas fragte man nicht beim ersten Date, vor allem fragte man das irgendwie anders. Dieses Gespräch war mir recht unangenehm. Er sah mich immer noch an, aber ich spielte mit der Gabel, die vor mir lag um ihn nicht ansehen zu müssen. Die Kellnerin hatte das Besteck mit den Getränken zusammen gebracht. Ich wollte ihm keine Antwort auf die Frage geben, denn hallo? Was ging ihn das bitte an, wenn wir uns länger und besser kennen würden, wäre diese Frage vielleicht okey gewesen, aber so fand ich sie irgendwie komisch. Außerdem wollte ich ihm gegenüber nicht zugeben das ich mit noch keinem einzigen Kerl geschlafen habe, denn er machte irgendwie den Eindruck als wäre er ein Player. Naja falls Seth mich heute Abend noch küssen würde, wäre er auf jeden Fall nicht mein erster Kuss.

Mein Blick war weiterhin auf sie geheftet, während Bo versuchte, mit meiner Frage klarzukommen. Sie konnte mir nicht länger in die Augen sehen und fing an, mit dem Besteck herumzuspielen. Ganz langsam schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich nahm ihre Reaktion als ein Nein, und es störte mich nicht im Geringsten. Ich ließ eine meiner Hände unter den Tisch wandern und platzierte sie auf Bo's Knie. Aufmerksam verfolgte ich ihre Reaktion, die - wie zu erwarten - etwas schockiert war. Sekunden später schob ich meinen Stuhl neben sie, womit sie vermutlich als letztes gerechnet hätte. Meine Hand wanderte sofort auf ihre vorherige Position und ich konnte sehen, wie dem Mädchen regelrecht der Atem im Hals stecken blieb, als ich sie langsam weiter nach oben wandern ließ. Ich fand Gefallen daran, ihre Reaktionen zu beobachten. Mein Blick fiel auf ihren sich schnell hebenden und senkenden Brustkorb, anschließend wieder auf ihr Gesicht. Vermutlich war sie kurz davor, aufzuspringen, aber bis jetzt störte ich mich nicht daran. "Breathe, Bo", sagte ich leise, als meine Hand ihren ganzen Oberschenkel nach oben gewandert war und nun dort liegen blieb. Ihr Brustkorb hatte aufgehört, sich zu bewegen, und das letzte was ich wollte war, dass sie blau anlief und vom Stuhl kippte.

Okey, die ganze Situation überforderte mich, ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Sollte ich aufspringen und verschwinden? Ihm eine klatschen? Oder einfach nichts machen? Seine Hand zurück auf mein Knie legen? Ich wusste es ich nicht. Zuerst hatte er mir ja nur unterm Tisch die Hand aufs Bein gelegt, ich war zwar etwas schockiert aber naja so schlimm war das nicht. Dann ließ er mich wieder in Ruhe. Aber nur ganz kurz um seinen Stuhl neben meinem zu platzieren. Dann wanderte seine Hand wieder dahin, wo sie eben gewesen war, doch dort blieb sie nicht. Sie wanderte langsam nach oben, mir stockte der Atem. Und mein Bauch kribbelte und zog sich auf diese angenehme Weise zusammen. Wenigstens tat er mir nicht weh, aber irgendwie fand ich es trotzdem unangenehm, vor allem weil jeden Moment die Kellnerin mit unserem Essen kommen konnte. Er beobachtete mich und dann sagte er mir, dass ich atmen sollte. Davor war mir gar nicht bewusst gewesen, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich schnappte nach Luft. Dann sah ich ihn an, es fiel mir langsam leichter ihn zurück zu weisen. Naja ein bisschen. Es fiel mir schwer mich zu konzentrieren. „Seth, stop it.“, meinte ich etwas außer Atem und schob seine Hand von mir weg. Dank ihm raste mein Herz total und ich atmete auch schneller. Warum hatte er nur so eine Macht über mich?

Der Gedanke, dass ich der Grund für Bo's rasenden Herzschlag und ihren stockenden Atem war, ließ mich innerlich lächeln. Noch immer lag meine Hand auf ihrem Bein, allerdings schob sie sie schließlich von sich, als sie nach Luft schnappte. Ich mochte es, wie sie meinen Namen aussprach. Allerdings beschloss ich, sie nicht länger zu quälen und setzte mich wieder gegenüber von ihr an den Tisch. Ein leichtes Grinsen lag auf meinem Gesicht, und nur wenige Minuten später erschien die Kellnerin mit unserem Essen. Über dessen Geschmack konnte man sich nicht beklagen, der Laden war echt empfehlenswert. Immer wieder wanderte mein Blick zu Bo, die sich ihrem Burger widmete. Es gefiel mir, dass sie etwas Normales bestellt hatte, und keinen Salat, weil sie Kalorien einsparen wollte. Von der Sorte gab es einfach viel zu viele und mittlerweile konnte ich über solche Mädchen nur noch die Augen verdrehen. Nach einer Weile waren wir beide fertig und ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, mein Blick stets auf Bo gerichtet. Mit einem Mal begann ich zu schmunzeln und beugte mich nach vorne. "Come here", sagte ich und streckte meine Hand nach ihr aus. Sie kam etwas näher, und ich strich mit meinem Zeigefinger über ihren rechten Mundwinkel, an dem etwas Sauce klebte. Bo's Blick war unbezahlbar. Ich führte meinen Finger zu meinem Mund und schleckte die Sauce ab. "Delicious", lächelte ich und verankerte meinen Blick mit ihrem.

Eigentlich hätte ich nicht damit gerechnet, dass er von mir ablassen würde. Doch als ich seine Hand wegschob, nahm er sie auch ganz weg und rutschte wieder auf den Platz, wo er vorher gesessen hatte. Direkt gegenüber von mir. Die Kellnerin erschien dann mit unserem Essen, ich bedankte mich natürlich als sie meinen Cheeseburger vor mir hinstellte. Schweigend aßen wir und ich vermied es ihn anzusehen. Weswegen ich so tat als würde ich mich voll und ganz aufs Essen konzentrieren. Trotzdem hatte ich das Gefühl das er mich zwischendurch immer mal wieder ansah. Naja ich hielt es aber nicht die ganze Zeit aus und mein Blick wanderte nach oben. Zwischendurch trafen sich unsere Blicke, aber meistens war ich diejenige, die den Blickkontakt abbrach. Dann waren wir beide fertig mit essen. Also meiner Meinung nach, war der Laden hier echt gut. Naja aber bei einem Burger konnte man nicht so viel falsch machen. Seth hatte sich in seinem Stuhl zurück gelehnt und sah mich an. Ich erwiderte dann seinen Blick. Als er mich dann aufforderte zu ihm zu kommen, lehnte ich mich nach kurzem zögern nach vorne. Denn naja wenn zwischen uns ein Tisch war konnte er ja nicht allzu viel anstellen. Er streckte seine Hand aus und ich hatte eigentlich gedacht, dass er mir wieder mit den Fingern über die Wange fahren wollte. Stattdessen streiften seine Finger meine Lippen, als er mir Soße aus dem Mundwinkel wischte. Dann schleckte er die Soße von seinen Finger hab. Ich sah ihn etwas überrascht an, ich hatte gedacht sowas machen immer nur die Mamas in Filmen, aber da lag ich wohl falsch. Ich lehnte mich wieder etwas zurück und sah ihn an. Naja eigentlich wollte ich nach einer Zeit wegsehen, aber es ging nicht. Er hielt sozusagen seinen Blick mit meinem fest. Erst als die Kellnerin kam und unsere Teller abholte, konnte ich wegsehen. Als die junge Frau fragte, ob es denn geschmeckt hatte, sah ich sie an und nickte. Ich fragte mich nur, warum Seth sie noch kein einziges mal so richtig angesehen hatte. Sie war wirklich hübsch, groß, schlank und vor allem blond. Außerdem wirkte sie mehr wie der Typ Frau, die ihm gefallen könnten.

Ich lehnte mich erneut zurück, als ich aus dem Augenwinkel heraus die Kellnerin auf uns zukommen sah. Sie erreichte unseren Tisch und erkundigte sich nach unserer Meinung zum Essen, im Anschluss nutzte ich die Gelegenheit, um gleich zu bezahlen. Ich war noch nie der Typ gewesen, der nach dem Essen noch stundenlang irgendwelche belanglosen Themen durchkaute. "Let's go", sagte ich und erhob mich. Ich ging Bo's Jacke holen und war ihr dabei behilflich, hinein zu schlüpfen, ehe ich sie nach draußen schob. Es war etwas kühler geworden und ein leichter Wind wehte, zudem war es stockdunkel und die vereinzelten Laternen schafften es längst nicht mehr, den Steg komplett zu beleuchten, somit war der Hafen in ein schummriges Licht getaucht. Die Tür des Restaurants fiel hinter uns zu. "Are you cold?", fragte ich, als ich meinen Arm - ohne eine Antwort ihrerseits abzuwarten - um Bo's Hüfte schlang und sie während dem Laufen eng an mich zog. Erst als wir das Auto erreichten, ließ ich von ihr ab, um ihr die Beifahrertür zu öffnen, sie hinter ihr wieder zu schließen und dann selbst einzusteigen.

Als die Kellnerin kam, bezahlte Seth gleich. Als er gehen wollte, trank ich noch kurz etwas von meiner Cola und stand dann auf. Er holte unsere Jacken und ich wartete auf ihn. Ich fand er benahm sich wie ein Gentleman und das schon den ganzen Abend. Vielleicht hatte ihm mein Kommentar von vorhin zu denken gegeben und er wollte sich jetzt bessern. Als er mit meiner Jacke in der Hand wieder kam, schenkte ich ihm ein Lächeln. Ich fand das irgendwie gemein, wenn er Lächelte hatte er zwei perfekte Grübchen und wenn ich Lächelte hatte ich nur ein Grübchen auf der rechten Seite. Das ließ mein Gesicht so unförmig wirken, meiner Meinung nach. Aber hey, wenigstens hatte ich überhaupt ein Grübchen. Mein Begleiter half mir in meine Jacke und ich bedankte mich dafür bei ihm. Dann gingen wir nach draußen, naja er schob mich nach draußen. Die Temperatur hatte ziemlich abgenommen und ich fröstelte, also machte ich meine Jacke zu. Es war auch schon ziemlich dunkel geworden, sodass man nicht mehr allzu viel sehen konnte. Anscheinend war ihm aufgefallen, das mir kalt war, denn er fragte mich danach. Bevor ich aber antworten konnte hatte er mir einen Arm um die Hüfen geschlungen und mich eng an sich gezogen. Er war schön warm und ich genoss es, das er mich so hielt. Vielleicht lehnte ich mich auch ein bisschen an ihn. So gingen wir gemeinsam zum Auto. Dort ließ er mich los und hielt mir die Beifahrertüre auf. Ich schenkte ihm ein Lächeln und stieg dann ein. Drinnen schnallte ich mich an und wartete das Seth ebenfalls im Wagen Platz nahm.

Wir hielten vor ihrem Haus. Wieder musste Bo warten, bis ich ihr die Beifahrertür aufmachte, und als wir die Straße überquerten und zu ihrer Haustür gingen, wich ich ihr nicht eine Sekunde von der Seite. Bo kramte in ihrer Tasche nach dem Hausschlüssel, allerdings fiel er ihr kurz darauf aus der Hand, als ich sie an der Tür hochzerrte und meine Lippen fest auf ihre presste. Eine Hand hielt ihre Hüfte, die andere ihren Nacken. Der Kuss hielt nicht besonders lange an, da ich mich relativ schnell wieder von ihr löste, allerdings blieben meine Hände wo sie waren. "We'll definitely be doing this again", zwinkerte ich und ließ schließlich ganz von ihr ab. "Goodnight, Bo." Mit diesen Worten drehte ich mich um und schlenderte zurück zum Auto. Nachdem Bo im Inneren des Hauses verschwunden war, lehnte ich mich gegen die Seite des Wagens und blickte nach oben, zum Fenster ihres Zimmers. Ich war gespannt, ob sie die Sache mit den Vorhängen ernst nahm oder nicht.

Wieder schwiegen wir beide während der Autofahrt, aber es war kein unangenehmes schweigen, sondern jeder von uns schien seinen Gedanken nach zu gehen. Zwischendurch wanderte mein Blick immer wieder zu Seth, auch wenn ich mich bemühte ihn so wenig wie möglich anzusehen. Dann hielten wir auch schon vor meinem Zuhause. Es war noch Licht an, aber bestimmt war Mum wieder vor dem Fernseher eingeschlafen, falls sie überhaupt zu Hause war. Wieder machte mein Begleiter mir die Autotür auf und wir überquerten gemeinsam die Straße. Eigentlich hätte ich das auch alleine gekonnt, aber ich fand es süß, dass er bei mir blieb. Ich kramte in meiner Tasche nach dem Haustürschlüssel, doch als ich ihn endlich hatte, konnte ich nicht die Türe aufsperren. Denn er fiel mir aus der Hand, als Seth mich gegen die Tür drückte. Aber das war noch nicht alles, denn seine Lippen lagen dann auf meinen, was mich dazu brachte die Augen zu schließen. Eine von seinen Händen lag an meiner Hüfte die andere in meinem Nacken. Ich war zu überrascht um zu reagieren, das einzige was ich tun konnte, war die Stellen an meinem Körper zu spüren, wo er mich berührte. Gerade als ich mich so weit gefasst hatte um zu reagieren, ließ er von mir ab. Irgendwie war ich enttäuscht, dass der Kuss schon endete. Er wünschte mir eine gute Nacht und schlenderte davon. Ich sah ihm kurz nach und murmelte: „Goodnight.“ Aber ob er es gehört hatte oder nicht, wusste ich nicht. Dann sperrte ich die Haustür auf und trat ein. Jap ich hatte recht gehabt, Ann war vor dem Fernseher eingeschlafen. Ich machte ihn auch und deckte meine Mum zu. Dann ging ich nach oben in mein Zimmer. Kurz stand ich einfach nur da und träumte vor mich hin. Doch dann ging ich zum Fenster um nach zu sehen, ob Seth schon weg war. Doch nein, da stand er an sein Auto gelehnt und sah zu mir hoch. Ich lächelte und winkte ihm zu, dann zog ich aber den Vorhang zu. Machte mich bettfertig und ging schlafen. Aber ich lag noch ewig wach und dachte über Seth nach.

ENDE