X | JOYCE & BO & SETH | CLUB | 10 PM

Während der Fahrt platzierte ich meine Hand auf Bo's Oberschenkel, wo ich sie ruhen ließ. Es waren keine zehn Minuten bis zu dem Club, in dem wir uns immer versammelten. Er war gezwungenermaßen unser Stammclub geworden, weil Levin dort als Barkeeper tätig war und wir ihn ja nicht einfach alleine lassen konnten. Gut, konnten wir schon, aber mittlerweile gehörte er einfach dazu. Nach knapp acht Minuten Fahrt kam mein Wagen am Straßenrand zum Stehen. Ich stieg aus und half Bo, wie immer, heraus, ehe ich sie zum Eingang des Clubs führte. Ich begrüßte den Türsteher, Wayne, mit einem kurzen Handschlag. "Is it her?", fragte er und deutete grinsend auf Bo. "It's her", nickte ich, ehe sein Grinsen noch etwas breiter wurde, was ich allerdings ignorierte. Ich zog Bo ins Innere des Clubs. Beats und Hitze umhüllten uns, die Atmosphäre hier drin war einzigartig. Gleichzeitig war das hier natürlich der Ort, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet waren. An meiner Einstellung hatte sich seit dem nichts geändert, Bo war nach wie vor Mein, weshalb ich sie mit meinem Arm um ihre Taille eng bei mir hielt, als ich uns durch die Menge manövrierte. Auf der schwarzen Ledercouch, die normalerweise von Joyce und den anderen besetzt war, saßen im Moment drei Halbwüchsige, die sich vermutlich durch den Hintereingang nach drinnen geschlichen hatten. Ich hatte zwar vorgehabt, etwas zu sagen, aber offenbar reichte mein Todesblick schon aus, um die drei zum Aufstehen zu bewegen. Mit gesenkten Blicken schoben sie sich an mir vorbei, ehe ich mich auf die Couch setzte. "Come here", sagte ich und deutete Bo, dass sie sich auf meinen Schoß setzen sollte. "They aren't here yet, but I'm sure they'll be here soon."

Während wir fuhren, hatte er die ganze Zeit seine Hand auf meinem Oberschenkel und naja, ich muss zugeben irgendwie beruhigte es mich. Ja es hielt mich sogar davon hab, nervös auf meinem Sitz hin un her zu rutschen. Dann waren wir auch schon da, ich atmete kurz tief durch, bevor Seth mir die Tür aufhielt und mir aus dem Wagen half. Irgendwie mochte ich das, wenn er das tat. Uff.. war ich erleichtert als ich erkannte wo wir waren, in diesem Club bin ich schon mal mit Charlie und ein paar anderen gewesen, also war es schwerer sich zu verlaufen. Zu meinem Glück. Seth redete mit dem Türsteher und ich sah ihm fasziniert zu. Das hier war so wie in den Filmen, wo die coolen Leute die die Türseher kannten sofort rein durften. Und dank Seth, gehörte ich heute auch mal dazu. Ich betrachtete die lange Schlage, welche uns neidisch ansahen, als wir vor ihnen rein durften. Ich schenkte dem Mann, der uns rein gelassen hatte ein freundliches Lächeln, sozusagen als Dankeschön, das er mich auch hatte rein gelassen und nicht nur Seth. Schließlich passte er in solche Clubs eher rein, als ich. Als wir rein kamen, erkannte ich den Club wieder. Es war eben der, wo Seth und ich uns kennengelernt hatten. Dieser Gedanke ließ mich Lächeln. Er hatte mir den Arm um die Taille gelegt und sich an mich gezogen, so bahnte er uns einen Weg durch die Menge. Es war schon recht voll hier und draußen standen noch mehr Leute, die rein wollten. Am Rand stand eine schwarze Ledercouch, auf welche mein Begleiter anscheinend zusteuerte. Zwar war sie besetzt, aber sowas hielt ihn ja nicht auf. Als wir dort ankamen, verschwanden die drei jüngeren Leute sofort, was mich etwas überraschte. Aber Seth konnte schon bedrohlich wirken, wenn er wollte. Seth setzte sich und meinte ich sollte mich auf seinen Schoß setzten, was ich auch nach kurzem zögern tat. Dann drehte ich mich so, dass ich ihn ansehen konnte und meinte: „What if they don’t like me?“

Erleichtert erblickte ich die Schlange, die vor dem Club stand und ging die letzten Meter darauf zu. Bei jedem Schritt schmerzte mein kompletter Körper, und ich war froh, dass ich den Weg überhaupt hinter mich gebracht hatte. Ich hatte die erste Gelegenheit ergriffen und mich umgezogen als Jace rauchen war. Dann bin ich einfach gegangen. Er hatte mich nicht gesehen, zum Glück. Ich wusste er war mit mir noch nicht fertig. Obwohl ich jetzt auch schon ziemlich bunt war, meiner Meinung nach Deshalb hatte ich auch über mein Kleid eine Jacke angezogen, damit Seth meine Blauen Arme nicht sehen würde, ebenso wenig Levin. Ich trug einen Fingerlosen Handschuh, um mein Handgelenk zu verdecken, ein Glück stand mir sowas. Ich war generell so gekleidet, dass man die Schwellungen und Flecken nicht sah, außer meiner Wange. Sie war ziemlich rot und angeschwollen, was man aber eigentlich nur bei genauerem Hinsehen bemerkte, zumindest hoffte ich das. Der Türsteher, Wayne öffnete mir die Türe, und ich zwängte mich hindurch. Eigentlich hätte ich es bevorzugt zu Hause zu bleiben, denn ich wollte im Moment eher wenig in die Öffentlichkeit, vor allem, da ich sonst für mein hübsches Gesicht bekannt war. Aber es ging um Seth, denn er wollte mir seine neue Freundin vorstellen, und nicht aufzukreuzen wäre nicht meine Art gewesen. Und außerdem wäre Jace zuhause gewesen, also doch gut dass ich hier war. Zum Glück war es hier drinnen relativ dunkel, sodass man nicht alles sofort bemerkte. Ich sah Seth relativ früh, und ich schloss, dass das Bo war. Ich setzte mich neben die beiden, wobei meine Hüfte schmerzte. Ich rang mir ein Lächeln ab. "Hey Seth, hey Bo.", meinte ich und schaute mir Bo ein wenig genauer an. Sie sah ziemlich nett aus und ich war mir ziemlich sicher, dass wir uns gut verstehen würden. "I hope I'm not disturbing you", meinte ich freundlich.

Der Club war gut gefüllt, wie eigentlich immer, aber in der Ecke, in welcher wir saßen, hielt sich der Lärmpegel in Grenzen, sodass man sich einigermaßen unterhalten konnte. Bo nahm auf meinem Schoß Platz und ich legte meine Arme um sie. "That's not gonna happen", versicherte ich ihr und drückte ihr einen Kuss auf die nackte Schulter. Natürlich würden sie sie mögen, ganz bestimmt. Minuten später kam Joyce und ich schenkte ihr ein Lächeln, allerdings fiel mir sofort auf, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie wirkte nicht besonders glücklich, zumal ihr Gesicht ein wenig unsymmetrisch aussah. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich auch die leichte Röte. "I hope I'm not disturbing you." Ich ging nicht wirklich darauf ein, sondern schüttelte nur langsam den Kopf, während ich sie kritisch betrachtete. "That bastard deserves to be dead", murmelte meine tiefe, raue Stimme. Ich atmete einmal tief durch und entspannte mich dadurch wieder ein wenig, allerdings sah ich mich immer wieder suchend nach Jace um. "Well, I'm gonna let you girls talk and get us some drinks", meinte ich, hob Bo problemlos von meinem Schoß und setzte sie auf der Couch ab. Danach stand ich auf und machte mich auf den Weg zur Bar.

Seth klang so zuversichtlich, dass er mir so ein wenig meiner Sorgen und bedenken nahm. Als er meine Schulter küsste lächelte ich. Irgendwie war er schon wahnsinnig süß. Die meiste Zeit jedenfalls. Also halt, wenn er nicht gerade wütend war oder mir weh tat. Auch wenn ich nicht glaubte, dass er das jedes Mal bewusst getan hatte, trotzdem hatte ich dank ihm blaue Flecken. Als er auf sah und er lächelte, folgte ich seinem Blick. Auf uns kam ein Mädchen ungefähr in unserem Alter zu und sie war wirklich ausgesprochen hübsch. Was mich gleich etwas verunsicherte. „Hello.. ähm I don’t know your name?“, begrüßte ich sie freundlich. Anscheinend hatte Seth schon allen von mir erzählt, denn sowohl der Türsteher hatte ihn auf mich angesprochen und das Mädchen hier wusste auch meinen Namen. Dann sah ich Seth überrascht und etwas schockiert an, als ich hörte was er sagte. Er musste mehrmals durchatmen, um sich wieder zu beruhigen und sein Blick suchte den Raum ab. Oh nein, irgendwie hatte ich Angst davor, was passieren würde, wenn er denjenigen den er suchte, finden würde. Er sagte er würde uns Getränke holen, ich wollte gerade aufstehen, als er mich einfach hoch hob und auf die Couch setzte. Ich sah ihm nach und dann wendete ich mich dem Mädchen zu. Ich hatte keine Ahnung was ich sagen konnte, ich war nie gut darin auf Menschen zu zugehen also schenkte ich ihr nur ein Lächeln und schwieg. Wahrscheinlich hatte Seth eh ihr gegenüber erwähnt wie schüchtern und schweigsam ich war.

Fast ein wenig eifersüchtig, beäugte ich die beiden, und sah, wie Seth Bo Sanft auf die Schulter küsste. Selbst Seth, der manchmal so aggressiv sein konnte, behandelte sein Mädchen mit einer Sanftheit, die ich mir bei Jace nur erträumen konnte. Er ging nichtmal auf meine Bemerkung ein, sondern betrachtete sofort kritisch mein Gesicht. Ihm blieb wirklich nichts verborgen, irgendwie. Seth meinte Jace hätte es verdient tot zu sein. Doch ich schüttelte nur den Kopf und wandte meine Geschwollene Gesichtshälfte ab. Seth stand auf und meinte er würde etwas zu trinken holen. Ich sah wie er den Raum absuchte und ergriff seinen Arm. "Seth, he's not worth it. I'm fine.", log ich und wandte mich wieder an Bo, Seths Freundin. "Hey, I'm Joyce. Seth told us about you." Sagte ich freundlich und zwinkerte ihr zu. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich hier ziemlich unwohl fühlte, scheinbar war sie nicht so der Abends-mit-einem-fast-fremden-ausgeh Typ, das sah man ihr eigentlich sofort an. Sie war eigentlich ziemlich hübsch, und das Kleid stand ihr sehr gut. "Nice Dress.", meinte ich, und ich wusste wovon ich sprach.

Ich warf Joyce lediglich mehr ein Kopfschütteln zu, als sie kurz nach meinem Handgelenk griff, um mir zu sagen, dass es ihr gut ging. Dass ich nicht lachte. Ich begab mich also zur Bar, wo ich uns etwas zu trinken bestellte. Während ich wartete, lehnte ich mich mit dem Rücken an die Theke und sah mich langsam um. Wo war Levin eigentlich? Der Spast sollte eigentlich auch schon längst hier sein, zumal er eigentlich immer überpünktlich war, aber gut. Ich drehte mich wieder zur Bar, ehe mir die drei Gläser überreicht wurden. Gut, dass ich so große Hände hatte, so konnte ich locker alle drei davon tragen. "What's uuuup?", hörte ich plötzlich jemanden sagen, direkt hinter mir. Ich drehte mich um und begann zu grinsen, bevor ich die Gläser vorerst wieder abstellte. "Just chilling, you know?", erwiderte ich und begrüßte Levin mit einem kurzen Handschlag. "You're late", informierte ich ihn, allerdings wich das Grinsen aus meinem Gesicht, als ich ihn genauer musterte. "What happened? Took part in a fight for the first time?" Langsam kam das Grinsen wieder. "I'm proud of you, man", fügte ich amüsiert hinzu und klopfte ihm auf die Schulter. "Well, not really", antwortete er und schürzte die Lippen. "Well then tell me?" - "I.. no, I can't tell you that." - "Seriously? Seven years friendship and you can't tell me why you look like you fell from a cliff?" Er sah wirklich scheiße aus. "I kissed Joyce. And then Jace came in.." Meine Augen weiteten sich. "Hell yeah, finally!" Levin sah mich überrascht und verwirrt zu gleich an. "What do ya mean?" Ich lachte. "I knew you liked her!" Er seufzte und bestellte sich einen Drink bei seinem Arbeitskollegen, um mich nicht ansehen zu müssen. "I fucking knew it!", rief ich aus, ehe auch Levin leise lachen musste. "But wait, Jace did that to you?" Er nickte. "Alright, he's dead." Schade nur, dass ich ihn bis jetzt noch nicht entdeckt hatte.

Ich war mir sicher, dass Seth diesen besagten Kerl nicht in Ruhe lassen würde und ich war mir sicher das Mädchen neben mir war der gleichen Ansicht. Hoffentlich würde dieser einfach nicht hier auftauchen, denn ich wollte nicht, dass es eine Prügelei gab. Wobei ich Joyce, sie hatte sich vorgestellt, nett fand und ich hatte das Gefühl mein Begleiter wollte sie nur beschützen. Jetzt wo ich sie genauer ansah, merkte ich, dass ihr Gesicht leicht geschwollen war. Vielleicht war es doch gut, wenn Seth diesem Kerl mal eine Lektion erteilte, denn sowas machte man mit keinem Mädchen. Aber andererseits hatte ich auch ein bisschen Angst um ihn, denn mittlerweile mochte ich ihn echt gerne und ich wollte nicht, dass er verletzt wurde. Dann konzentrierte ich mich wieder ganz auf das Mädchen neben mir, denn ich wollte ja auf keinen Fall unhöflich wirken. Ich schenkte ihr ein Lächeln und meinte: „I hope he said only good things about me.“ Als sie mir zuzwinkerte grinse ich sie an. Okey, sie war echt nett. Ganz anders als ich gedacht hatte, irgendwie hatte ich mir vorgestellt, dass ich hier nicht reinpassen würde und alle mich nicht leiden konnten. Aber bisher hatte ich auch nur mit Joyce das Vergnügen gehabt. „Oh, thank you. I wanted to wear a trousers, but Seth said I had to wear a dress. But I think you better fits in here. I seem out of place.”, meinte ich und schenkte ihr wieder ein Lächeln. Sie war wirklich total hübsch, ganz anders als ich. Sie hatte dunklere Haare und auch dunklere Haut. Außerdem war sie groß und schlank. Was wollte man mehr? Ich hätte ihr gerne ein bisschen ähnlicher gesehen, dann wäre ich sicher auch selbstbewusster.

Seth ging davon und schüttelte den Kopf. Innerlich seufzte ich. Warum hatte ich eigentlich nicht früher auf ihn gehört? Aber irgendwas fand ich immer noch an ihm, warum auch immer. Ich schob diese Gedanken bei Seite, an Jace würde ich frühestens heute Abend wieder denken, doch eigentlich hoffte ich, dass ich irgendwo anders übernachten konnte.
Bei Bo's Bemerkung musste ich grinsen. "Sure. He is really mad about you.", sagte ich ihr und lächelte erneut. Sie erzählte mir, dass sie eigentlich etwas anderes hatte tragen wollen und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. "If you want to wear trousers, when Seth is with you, it has to be really, really short.", meinte ich lachend und zog die Augenbrauen hoch. "Well not everybody likes to go to Clubs and Bars. I actually like it, but I know when it's enough." Das stimmte wirklich. Wenn ich jemals irgendwelche Drogen nehmen würde, oder zu viel Trank, konnte ich mir meine Karriere eigentlich abschminken. Plötzlich sah ich im Augenwinkel eine Person und ich wandte den Blick von Bo zu demjenigen. Erleichtert sah ich, dass Levin nicht viel davon getragen hatte, ich war schon schlechter dran. Ich versuchte zu verstehen, worüber sich die beiden unterhielten, konnte es allerdings nicht verstehen. Irgendwann lachte Seth, danach schien er ziemlich wütend zu werden, und ich wusste, dass Levin ihm alles erzählt hatte. Na wunderbar. Nervös spielte ich mit einer Haarsträhne zwischen meinen Fingern. Was hatte Levin ihm alles erzählt? So lange es nur der Kuss gewesen war ging das ja noch, aber wenn er noch viel mehr erzählt hatte, wollte ich echt nicht wissen, was der Rest der Welt von mir dachte. Als ich sah, wie die beiden herüber schauten, wandte ich meinen Blick schnell wieder Bo zu. "And, are you happy with Seth? "

Auch wenn sich in mir gerade eine Menge Wut zusammenstaute, konnte ich mir das Grinsen nicht verkneifen. Der Spast hatte sie allen Ernstes geküsst, ich konnte es nicht fassen. "And now?" Levin zuckte mit den Schultern und nahm sich seinen bestellten Drink. "That was only a few hours ago, we haven't talked since then." Ich nickte, ehe ich mir die drei Gläser schnappte und gemeinsam mit Levin zu den Mädels ging. "Alright Bo, that's Levin", sagte ich, um sie kurz einander vorzustellen, und gab Joyce und Bo jeweils einen Drink in die Hand. Levin und ich gesellten uns zu ihnen auf das schwarze Sofa und ich ließ meinen Blick umherwandern, während zwischen Joyce und Levin eine Art peinliche Stille herrschte. Allerdings überbrückte meine beste Freundin diese, indem sie wieder anfing, Bo mit Fragen zu durchlöchern. Ich lehnte mich zurück und schob meinen Arm hinter ihrem Rücken hindurch, um ihn um sie legen und sie somit an mich ziehen zu können.

Als Joyce mir sagte, dass Seth total verrückt nach mir war, konnte ich nicht anders, ich musste ihr ein strahlendes Lächeln schenken. So eines, bei dem auch die Augen leuchteten. „Really?“, fragte ich sie, dann wieder etwas normaler. Aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen immer noch strahlten. Ich hätte echt nicht gedacht, das ihre Worte so eine Wirkung auf mich haben konnten, naja es war eher die Tatsache, dass sie eine gute Freundin von Seth war und mir gerade gesagt hatte, dass er mich gern hatte. Eigentlich hätte es mich nicht so freuen dürfen, aber ich konnte einfach nicht anders. Als die Brünette lachte, stimmte ich kurz mit ein. Ja das klang irgendwie typisch für ihn. Ich fand ihre Einstellung gut, sie wirkte auf mich auch wie jemand, der sich ganz im Griff hatte. Es tat mir irgendwie weh zu sehen, dass jemand ihr so hübsches Gesicht verletzt hatte. Irgendwann sah sie wieder in die Richtung, in die Seth verschwunden war und ich folgte ihren Blick. Mein junger Mann, mit den fast smaragdgrünen Augen, hatte einen anderen jungen Mann an seiner Seite und gemeinsam kamen sie auf uns zu. Der dunkelhaarige und mir fremde, wirkte so als hätte er sich geprügelt. Hoffentlich war er nicht gewalttätig oder so, allein schon der Gedanke machte mir Angst. Aber vielleicht hatte er auch Joyce geholfen, da alle hier ja so gut befreundet waren, konnte ich mir das schon irgendwie vorstellen. Bevor aber die beiden bei uns ankamen, stellte die junge Dame mir aber noch eine Frage die mich etwas unvorbereitet traf. „Ähmm.. I don’t know. Yes, I thing so, but I don’t know him enough.”, meinte ich ehrlich, ich wusste nicht wie ich anders es ausdrücken konnte und hoffte sie verstand was ich sagen wollte. Denn ich mochte ihn wirklich und war meistens auch wenn er da war glücklich, aber ich kannte ihn halt kaum. Eigentlich fast gar nicht, also konnte ich nicht sagen ob ich glücklich mit ihm war.

Kurz darauf waren die beiden Männer auch schon bei uns angekommen, zum Glück hatten sie nichts von unserem Gespräch mitbekommen. Seth stellte mir seinen Begleiter vor und ich schenkte diesem ein breites Lächeln: „Hi Levin.“ Dann drückte mir Seth auch schon ein Glas in die Hand und ich nahm es. Ich nippte kurz daran, der Geschmack kam mir nicht bekannt vor, aber es schmeckte eigentlich nicht schlecht. Natürlich war Alkohol drinnen, aber so schlimm war das ja nicht. Seth saß neben mir, legte mir den Arm um und zog mich an sich. Ich lehnte mich sogar ein bisschen an ihn.

Ich sah, wie glücklich es Bo machte, dass ich sagte, dass Seth sie mochte. Meiner Meinung nach war das wirklich süß, sie war ja total in ihn verschossen. Ihr Lächeln, ihre Augen, alles zeigte mir wie toll sie ihn fand, und ich fragte mich, wer hier nach wem verrückt war. Scheinbar beide. Sie fragte mich ungläubig, "Really.", und ich sagte lächelnd "Yes. Really." Hoffentlich würde aus den beiden was werden. Nicht nur irgendso eine kurze Romanze, sondern wirklich eine feste Beziehung. Ich wünschte es den beiden.
Meine Frage traf die Brunette ziemlich unvorbereitet. SIe wirkte verlegen und unsicher, und zuerst wollte ich sagen es sei okay, doch dann antwortete sie schließlich. Bo war sich scheinbar ziemlich unsicher über ihre Gefühle und über Seth. "I know he is a very Special Person. But in the end he is a really nice Boy. Trust him." Kurz darauf kamen Levin und Seth auf uns zu. Ich schaute so gut es ging nicht zu Levin, obwohl er praktisch vor meiner Nase saß, sehr unauffällig natürlich. Er begrüßte Bo und Seth gab mir mein Glas. Ich trank ein wenig daraus und bedankte mich bei ihm. Zuerst versuchte ich Levin zu ignorieren, doch ich spürte immer seinen Blick auf mir Ruhen und hielt es schließlich nicht länger aus. "I will go and take some fresh air. I'll be back in a Minute.", sagte ich entschuldigend und drängte mich heraus. Vielleicht war es nicht gerade die beste Idee alleine raus zu gehen, aber ich hielt es hier drinnen nicht mehr aus.

Der Abend verlief bislang leider nicht ganz so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Joyce war mal wieder von ihrem Lover zugerichtet worden, ebenso Levin, und dann sprachen sie noch nicht einmal miteinander. Schon ein bisschen kindisch, aber ich hielt meinen Mund. Stattdessen schüttete ich die Hälfte meines Getränks runter und sah zu Levin, der mir schweigend schräg gegenüber saß, während die Mädchen sich unterhielten. Ich brauchte nicht zu überprüfen, worauf sein Blick ruhte, weil ich es bereits wusste. Gerade also ich etwas sagen wollte, erhob sich Joyce. "I'll be back in a Minute." Und dann ging sie. Meine Stirn legte sich in Falten und ich seufzte. "I should check on her", murmelte ich und stand auf. "Take care of her, alright?", meinte ich zu Levin und nickte in Bo's Richtung, ehe ich mich umwandte und nach Joyce suchte. Nach wenigen Minuten fand ich sie, draußen vorm Eingang. "Are you okay?", fragte ich, als ich vor ihr stand, und sah sie besorgt an.

Als sie es noch mal bestätigte, dass Seth mich echt gern hatte, konnte ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Einmal kurz schenkte ich ihr noch ein strahlen und dann probierte ich mich wieder zusammen zu reißen. Es war irgendwie total lieb von ihr, das sie mir so ein bisschen half, so fühlte ich mich gleich etwas wohler und es brachte mich dazu sie etwas mehr zu mögen. Ich hatte so das Gefühl das wir uns echt gut verstehen würden und Freundinnen werden würden. Ja das würde mir gefallen.

Das sie mir danach noch Tipps gab, brachte mich dazu ihr ein breites Lächeln zu zuwerfen. Ich wusste echt nicht was nun eine angebrachte Reaktion war, aber auf jeden Fall war ich ihr ziemlich dankbar. Da ich ihr das auch zeigen wollte, umarmte ich sie kurz und meine: „Thank you, Joyce.“ Wahrscheinlich überraschte ich sie mit meinem Verhalten etwas, ich überraschte mich ja selbst damit. Aber es war mir eigentlich ziemlich egal, denn ich war in diesem Moment wirklich glücklich und ich hatte sie irgendwie schon ins Herz geschlossen. Ich unterhielt mich mit Joyce noch über ein paar unwichtige Dinge und die Jungs schwiegen. Aber ich merkte doch was hier abging, Seth hatte mir den Arm umgelegt und ich mich an ihn gelehnt. Levin saß schräg gegenüber von der Brünetten und konnte seinen Blick kaum von ihr abwenden. Irgendwie süß, auch wenn sie ihn nicht ansah. Wir redeten und die Jungs hörten uns zu, bis Joyce auf einmal aufsprang und meinte sie müsste an die frische Luft. Nun hatte ich keine Ahnung was ich sagen sollte, denn Levin und Seth hatten noch nichts zu unserer Unterhaltung beigetragen. Also nahm ich nur noch einen Schluck von meinem Getränk um einen Vorwand zu haben, nichts sagen zu müssen. Seth stand auf und ich fand es süß von ihm, dass er ihr folgte. Sicher machte er sich Sorgen um sie, ich muss zugeben, ich machte mir auch ein bisschen Sorgen. Auch wenn ich sie eben erst kennen gelernt hatte. Und schon waren Levin und ich alleine. Ich schenkte ihm ein Lächeln und meinte nach einer kurzen Zeit, in der ich überlegen musste: „You want to check on her too?“, fragte ich ihn. Worauf hin er nur den Kopf schüttelte, wahrscheinlich weil er mich nicht alleine lassen wollte. Aber naja, da ich eh aufs Klo musste und irgendwie das Gefühl hatte er wollte es schon, meinte ich: „You can go. I must on the toilett anyway.“ Ich stand auf, genauso wie er. Ich ging in Richtung Damenklo, drehte mich aber noch mal nach ihm um. Ich konnte nicht anders, ich musste Lächeln, als ich sah, das er auch nach draußen ging. So hatte ich mir das vorgestellt.

Ich hatte Glück, auf dem Mädchenklo war nicht viel los. Nur eine Person wartete, sodass ich sofort dran kam. Ich erledigte was ich zu tun hatte und verließ dann wieder die Kabine. Ja ich hatte echt Glück gehabt, denn jetzt war die Schlange schon viel länger geworden. Ich wusch mir schnell und gründlich die Hände und trocknete diese ab. Dann verließ ich den Raum, in dem es mir nun eh schon zu eng war. Auf dem Weg zu unserem Platz, stellte sich mir auf einmal ein ziemlich großer breitschultriger junger Mann in den Weg. Ich wollte ausweichen und an ihm vorbei gehen, doch er hielt mich am Arm fest. Er lehnte sich zu mir runter und meinte: „You are beautiful. Do you want to dance?“ Ich schüttelte nur den Kopf, aber anscheinend registrierte er das gar nicht, denn er sprach schon weiter: „Or should we just talk. Yes thats a good idea. Let’s go outside. There I understand you better.” Ich wollte gerade protestieren, als er mich einfach mit sich zog. Ich hatte nur leider keine Chance, ich war nicht stark genug um mich überhaupt seinem Griff zu entwenden. Außerdem war ich total damit beschäftigt nicht hinzufallen, mit diesen Schuhen. Ich sah mich Hilfesuchend nach einem bekannten Gesicht um, am besten nach Seth. Doch anscheinend waren meine Leute immer noch draußen. Nur hatte dieser Mann hier nicht vor, den Ausgang zu nehmen, den die anderen genommen hatten, also bestand keine Chance ihnen über den Weg zu laufen.

Als ich die Türe öffnete strömte mir die kühle, frische Luft nur so entgegen. Der Wechsel von der stickigen Luft in die frische, verursachte mir Kopfschmerzen, aber trotzdem half sie um einen klareren Kopf zu bekommen. Ich ging ein paar Meter, dann hörte ich Seths Stimme. Er fragte ob es mir gut ging. Abgesehen von der Tatsache, dass ich von blauen Flecken und einem schlechten gewissen übersäht war, dass ich heute Mittag fremdgegangen war und mich gar nicht mehr entscheiden konnte über wen ich was dachte und abgesehen von der Tatsache, dass ich meine Freunde belog und sogar mich selbst, ja abgesehen davon ging es mir eigentlich ganz okay. Am liebsten hätte ich meine Jacke ausgezogen und Seth meine Arme gezeit, besser noch die Flecken an meinem Rücken, dann würde sich die Frage vermutlich von selbst erledigen. Aber stadtdessen nickte ich nur, Rang mir ein lächeln ab und meinte "Yes, everything is fine.", meinte ich und lehnte mich gegen die Wand. "Go back to you friend. I'll come later.", fügte ich noch hinzu. Wenigstens eine Person sollte sich um seine Freundin kümmern. Warum war ausgerechnet mein Leben so scheiße? Warum? Womit hatte ich all das eigentlich verdient? Ich ließ mich an der Hauswand herunter rutschen, sodass ich schließlich fast auf dem Boden saß. Den Schmerz ignorierte ich. Es war mir egal, dass Alles schmerzte. "Go back, Seth", flüsterte ich und vergrub den Kopf in meinen Händen.

Ihre Antwort stellte mich nicht ansatzweise zufrieden, weil ich genau wusste, dass Jace wieder einmal handgreiflich geworden war und dafür würde ich ihm in jedem Fall noch den Hals umdrehen, aber Joyce war erst einmal wichtiger. Sie bat mich, zurück zu gehen, aber sie wusste vermutlich auch, dass ich dem nicht so einfach Folge leisten würde. "No", sagte ich und verharrte in meiner Position. Gerade als ich mich zu ihr gesellen wollte, kam Levin um die Ecke. "Uhm, I.." - "Where's Bo?", unterbrach ich ihn und wurde sichtbar unruhig. "She should be fine, she just went to the toilet", sagte er und klopfte mir auf die Schulter, aber wirklich besänftigen tat mich das auch nicht. Nicht im geringsten. "Alright, I'll look after her, you stay with Joyce", befahl ich ihm, woraufhin er nickte. Ich betrat erneut den Club und steuerte die Toiletten an, vor welchen ich zwei Minuten ungeduldig wartete. Aber Bo kam nicht heraus und ich konnte sie auch sonst nirgends entdecken. Die schwarze Couch war leer, an der Bar standen nur Blondinen und all das ließ mich zunehmend hektischer werden. Anfangs schlängelte ich mich - für meine Verhältnisse - rücksichtsvoll durch die tanzende Menge, aber als meine Suchaktion ohne Erfolg blieb, begann ich, mit beiden Händen Menschen aus meinem Weg zu schieben. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.

Also bitte, wie konnte man nur so rücksichtslos sein. Seth war zwar bei unserer ersten Begegnung auch nicht besonders sanft mit mir umgegangen, aber er hatte mir außer dem Knutschfleck kaum weh getan. Dieser hier tat mir allein schon dadurch weh, dass er meinen Arm so fest umklammert hielt. Dann zog er mich auch noch hinter sich her und zwar so, dass ich fast stolperte. Draußen stupste er mich sogar und fast wäre ich auch auf den Boden gefallen, konnte mich aber grad noch auf den Beinen halten. Ich hatte nicht mal eine Sekunde um durch zu atmen, schon drückte er seine Lippen unsanft auf meine und drückte mich viel zu stark gegen eine Hauswand. Ich probierte ihn zurück zu schieben und knallte ihm sogar mein Knie zwischen die Beine, erst dann ließ er mich kurz los. Aber ich hatte keine Zeit zum weglaufen, denn sofort hatte er mich wieder fest im Griff. Aber diesmal hielt er mich nicht nur am Oberarm fest, sondern auch an der Schulter. Das tat wirklich höllisch weh. „Oh come on Bitch.“, meinte er und wollte mich wieder küssen. Aber ich spuckte ihm ins Gesicht, da ich zu verängstigt war um etwas zu sagen. Woraufhin er mich von sich weg stieß, sodass ich zu Boden ging. Er hob mich wieder auf und drückte mich erneut gegen die Wand. Anscheinend machte es ihm Spaß, denn ich sah das Verlangen in seinen Augen aufblitzen. Scheiße, was konnte ich nur tun. Ich hatte wirklich total Panik und ich brachte einen kurzen Schrei raus, bis er mir die Hand auf den Mund drückte. Mit der anderen Hand hielt er mich wieder an der Schulter fest, aber seine Hand wanderte und schob dabei den Träger meines Kleides von meiner Schulter.

Ich fand sie einfach nicht. Mein Blick durchforstete den ganzen Raum, scannte jedes weibliche Gesicht, aber Bo blieb verschwunden und ich wurde langsam wahnsinnig. Allein der Gedanke, dass ihr etwas zustoßen könnte, ließ mich völlig durchdrehen. Und dann fiel mir der offene Hintereingang ins Auge. Die schwere Metalltür stand zur Hälfte offen und brachte frischen Sauerstoff ins Innere des Clubs, aber die stickige Luft war gerade mein kleinstes Problem. Zielstrebig setzte ich meinen Weg fort, wurde aufgrund meiner Grobheit von der ein oder anderen Person angemault, aber ich blendete sie alle aus. Als ich die offene Tür erreichte, stolperte ich regelrecht nach draußen, und sah mich suchend um. Ein Schrei war zu hören, der allerdings abrupt wieder verstummte. Ich rief bewusst nicht nach Bo, um den Mistkerl - wer auch immer er war - nicht zu verscheuchen. Stattdessen schlich ich lautlos um das Gebäude herum, und das was sich mir dann offenbarte, ließ augenblicklich Adrenalin in meine Adern schießen. Dennoch hielt ich mich mühevoll davon ab, ihn schon von weitem anzubrüllen. Ich schlich mich lieber an. "What the hell are you doing?", knurrte ich tief, als ich direkt hinter Jace stand. Er erschrak ein bisschen, ehe er von Bo abließ und sich halb zu mir herumdrehte. "Just having a bit of fun, mate", sagte er und hatte sein typisches, widerliches Grinsen im Gesicht. "Not with her", meine Tonlage war unverändert, "she's mine." Mein Blick wanderte zu Bo und ich hielt ihr meine Hand hin, an Jace vorbei. "Bo", sagte ich und wartete darauf, dass sie danach griff. Als sie es schließlich tat, zog ich sie zu mir und stellte mich vor sie. "Come on, Bro", scherzte Jace. "We were just having some fun, right Bo?" Die Tatsache, dass er ihren Namen in den Mund nahm, machte mich noch rasender. Von Bo kam allerdings keine Antwort, ehe sich ganz langsam ein Grinsen auf meine Lippen legte. "I've been waiting so long for this moment." Er sah mich verwirrt an. "You're dead", hauchte ich. Sein Gesichtsausdruck kam gar nicht mehr dazu, sich zu verändern, da sich bereits blitzschnell mein Arm hob und ich ihn das erste Mal im Gesicht traf. Klar würden danach meine Knöchel schmerzen, aber in diesem Fall würde mir das die volle Genugtuung geben. Jace taumelte zurück, sein Körper stieß gegen die Wand, an die er zuvor noch Bo gedrückt hatte. Ich zögerte kein bisschen, als ich ihm mein Knie in den Bauch rammte, sodass er vor Schmerz aufschrie. Es ermutigte mich. Wieder flog meine Hand mit voller Kraft in sein Gesicht und Blut begann sofort aus seiner Nase zu triefen. Ich genoss den Anblick regelrecht, griff nach Jace' Kragen und riss ihn zu Boden. Ich kletterte auf ihn, ballte meine Fäuste und ließ sie auf seinen Rücken fallen, ununterbrochen und immer wieder. Für mich spielte es keine Rolle, ob er bereits bewusstlos war, im Augenblick wollte ich ihn einfach tot sehen. Auch wenn ich bislang keinen Gedanken an die Konsequenzen verschwendete, die sein Tod mit sich bringen würde.

Seth verneinte und wollte sich zu mir gesellen, als Levin kam. Schon fast genervt stellte ich mich wieder hin. Ich wollte nicht, dass er mich so sah, vor allem, da er den Grund für meinen Körperlichen und Gesitigen Zustand war. Ich spürte wie Seth sich anspannte, als er hörte, dass Bo alleine war. Typisch Seth halt, er machte sich immer wahnsinnig schnell Sorgen, aber irgendwie war das auch süß. Er ging schnell wieder rein und ließ Levin bei mir. Vielen Dank. Ich sagte zuerst nichts, und schaute Levin auch nicht an, eigentlich ignorierte ich ihn regelrecht. Nach kurzer Zeit ging ich einfach wortlos hinter Seth her. Ich war wirklich den Tränen nahe, als ich Levin zurück ließ. Doch das war eindeutig besser für ihn, wahrscheinlich auch für mich. Drinnen konnte ich Seth und Bo nicht entdecken. Schließlich ging ich zu einem Bekannten und fragte ihn. Er wies mit dem Finger auf die Hintertür und ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Sollte ich wirklich dorthin gehen? Ich hatte irgendwie keine Lust die beiden bei etwas privatem zu stören. Und bei Seth konnte ich mir eigentlich alles vorstellen. Schließlich beschloss ich einfach dort hin zu gehen. Als ich draußen war blickte ich mich um und ging schließlich nach links. Das Bild was sich mir dann bot ließ mein Herz fast stehen bleiben und ich schrie. Dann lief ich auf die 3 zu. Jace lag am Boden, voller Blut und Seth hörte nicht auf ihn zu schlagen. Ich versuchte ihn auf zu halten, doch er hörte nicht auf, scheinbar registrierte er mich nicht mal. "Help me.", schrie ich Bo zu und endich, endlich ließ Seth Jace in Ruhe. Ich war sofort neben Jace auf dem Boden und die Schmerzen, die er mir immer zu gefügt hatte, waren mir egal. "Jace. Can you hear me?", fragte ich ihn, doch ich bekam keine Antwort. "Oh my God please...", sagte ich und meine Tränen ließen sich nicht mehr auf halten. Ich lehnte meine Stirn an seine, er bedeutete mir immer noch etwas. Aber er reagierte einfach nicht. Ich stand auf und blickte Seth an. "What the hell are you doing here?!", schrie ich ihn wütend und entsetzt an. "Do you want to kill him?!" Ununterbrochen liefen mir die Tränen die Wange herunter, ich hatte nie gewusst wie viele Tränen ein Mensch besaß.

Ich war so unglaublich froh, dass Seth in diesem Moment kam, sonst wäre es wahrscheinlich viel schlimmer für mich ausgegangen. Er war eh gerade dabei gewesen, mir das Kleid auszuziehen, aber zum Glück noch nicht weit gekommen. Als dieser Wiederling nämlich Seth Stimme hörte, ließ er etwas überrascht kurz von mir ab. Kurz redeten die beiden und irgendwie tat mir alles weh, vor allem die Stellen, wo er mich angefasst hatte. Aber auch die, wo er mich auf den Boden geschubst hatte. Dann ließ er ganz von mir ab und ich konnte Seth Hand nehmen, die er mir kurz danach hin hielt. Er zog mich zu sich und stellte sich schützend vor mir. Mir wurde ganz schlecht, als ich das Grinsen von dem Fremden vor uns sah. Das was Seth dann aber sagte machte mir Angst. Dann ging er auch schon auf ihn los. Ich stand wie erstarrt da und konnte mich nicht bewegen. Einerseits hatte es dieser Kerl hier echt verdient, andererseits hatte ich auch Angst um meinen Retter. Ich wollte nicht, dass dieser verletzt wurde. Aber anscheinend bekam er nicht mal einen Schlag ab, denn der Wiederling lag schon auf dem Boden und Seth schlug weiter auf ihn ein, bis er blutete. Als von hinten ein Schrei kam, konnte ich mich wenigstens schon umdrehen. Joyce kam auf uns zu gerannt. Sie probierte Seth aufzuhalten, doch er machte immer weiter. Erst bei ihrer Aufforderung erwachte ich aus meiner starre, ich ging zu Seth, wobei ich immer darauf aufpassen musste, dass er mich nicht traf. Absichtlich hätte er das sicher nie getan, aber man konnte ja nie wissen, was passierte, wenn er nicht hinter sich sah. Dann nahm ich seinen Arm und zog an ihm, als er darauf nicht reagierte meinte ich mit zitternder Stimme, aber energisch: „Seth, stopp it. Please!“ Mittlerweile kamen mir auch die Tränen und ich probierte sie aber zu unterdrücken, wenn ich jetzt anfing zu weinen, würde ich erst mal ewig nicht aufhören können. Endlich hörte er auf und ich probierte ihn von dem jungen Mann der blutüberströmt am Boden lag weg zu ziehen. Joyce weinte jetzt, was mich etwas verwirrte, denn dieser Kerl dort war echt ein Widerling. Aber ich konnte ja nicht wissen, wie er sie behandelte. Auch wenn ich den Verdacht hatte, das er ihr die Schwellung im Gesicht zugeführt hatte. Irgendwie war mir komisch zu Mute, ich fühlte mich wie ein Roboter, außerdem zitterte ich ganz schon. Anscheinend war ich ziemlich traumatisiert, auch wenn ich mir das nicht eingestehen würde. Am liebsten würde ich jetzt sofort nach Hause fahren, mich in mein Bett legen und eine heiße Schokolade oder einen Kaffee trinken. Aber ich war eben nun mal hier und musste Joyce dabei zusehen, wie sie weinte und sich Sorgen um den Mann machte, den Seth eben so zugerichtet hatte. Immer noch schwammen Tränen in meinen Augen, aber bisher hielt ich mich gut. Sie waren noch nicht übergelaufen.

Ich verlor völlig die Kontrolle, und das nicht zum ersten Mal. Bilder von damals erschienen in meinem Kopf, Erinnerungen an den Abend, an dem ich meine Mutter und meine Schwester gleichzeitig verloren hatte, innerhalb weniger Minuten. Doch anstatt mich zur Vernunft zu bringen, lösten diese Bilder noch viel größere Wut in mir aus und ich hörte auch dann nicht auf, auf Jace einzuschlagen, als ich langsam kein Gefühl mehr in den geballten Fäusten hatte. Sowieso schien ich alles um mich herum auszublenden, solange, bis vier Hände an mir zerrten und Bo's weinerliche Stimme zu mir durchdrang: „Seth, stop it. Please!“ Ich landete einen letzten, schwächeren Schlag auf Jace, ehe ich mich erhob und zwei Schritte zurück taumelte. Ich spürte meine Hände nicht mehr und ich atmete scharf Luft ein. Wäre mein Shirt weiß gewesen, hätte man sicherlich Blutflecken darauf erkennen können. Mein Blick war noch einige Sekunden lang starr auf den am Boden liegenden Jace gerichtet, während ich zwar wahrnahm, dass Joyce mich anbrüllte, aber wirklich zuhören tat ich noch nicht. Erst als ich kurz meine Augen schloss, kam ich wieder zur Besinnung. Ich öffnete sie wieder, und ihre Farbe war einen ganzen Ton heller geworden. Bo stand neben mir, mit Tränen in den Augen. "Bo", gab ich mit kratziger Stimme von mir und zog sie in eine sanfte Umarmung. Eine sehr sanfte, was vermutlich an dem Adrenalin lag, das sich gerade verflüchtigte. Abgesehen davon spürte ich nach wie vor meine Hände nicht und platzierte sie daher blind irgendwo auf Bo's Rücken. "I'm sorry, Joyce", sagte ich, ohne sie anzusehen, da ich meine Augen geschlossen und mein Kinn auf Bo's Kopf gelegt hatte. Ich wollte sie gar nicht ansehen, weil ich wusste, dass sie weinte und weil ich es wirklich nicht verstehen konnte. "What.. what happened?" Levin war nach draußen gekommen und sah geschockt von einem zum anderen. "I might have killed him.", murmelte ich und kniff meine Augen fest zusammen, noch immer nicht bereit dazu, sie zu öffnen. "What? No! Seth, you'll go to prison if he's dead!" - "I don't think he's dead", erwiderte ich, völlig ruhig, und öffnete langsam meine Augen. Ich löste mich etwas von Bo, um in ihr Gesicht sehen zu können. "Did he hurt you?" Ich hob sanft ihr Kinn an, strich mit dem Daumen leicht darüber.

Als ich ihm sagte er solle aufhören, tat er das auch, naja nach einem weiteren Schlag. Dann stand er auf und taumelte ein paar Schritte zurück, da ich ihn immer noch am Arm festhielt wurde ich sozusagen mitgezogen. Ich konnte den jungen Mann am Boden einfach nicht mehr ansehen, auch nicht Joyce. Also sah ich Seth an, von oben bis unten. Ich war erleichtert als ich merkte, dass er außer an seinen Händen unverletzt war. Naja bei denen konnte ich das schwer sagen, da sie voller Blut waren. Aber ob das sein eigenes war oder eben nicht, wusste ich nicht. Ich konnte verstehen das die Brünette ihn anbrüllte, ich würde es glaub ich vielleicht sogar selber tun, wenn ich können würde. Aber ich war total am Ende mir tat alles weh und ich musste mit den Tränen kämpfen. Außerdem stand ich glaub ich noch unter Schock und etwas neben mir. Ich bemerkte wie Seth kurz seine Augen schloss. Er sagte meinen Namen und ich musste schlucken um nicht zu schluchzen. Dann zog er mich ganz sanft in seine Arme und ich klammerte mich an ihn. Sein Oberteil fühlte sich nass auf meiner Haut an, wahrscheinlich von dem Blut. Aber daran wollte ich nicht denken. Ich begann zu weinen, ich konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. Aber wenigsten wusch ich sozusagen so das Blut weg und ersetzte es durch meine Schminke und meine Tränen. Auch nicht so schön, aber besser. Ich spürte Seth Kinn auf meinem Kopf, ich konnte nur nicht aufhören zu weinen. Außerdem zitterte ich immer noch, zwar seitdem er mich in den Arm genommen hatte, nicht mehr so stark, aber trotzdem noch. Anscheinend war Levin gekommen, denn ich konnte eine bekannte Stimme hören, nur sehen konnte ich ihn nicht, da mein Gesicht immer noch vergraben an Seths Brust lag. Als mein Retter antwortete, spürte ich es an meinem Kopf, was mich irgendwie auch unter Tränen lächeln ließ. Ich nahm zwar wahr, dass die beiden Jungs miteinander sprachen, aber ich nahm nicht wahr, was sie sagten, das war wahrscheinlich sogar besser so. Dann löste Seth sich ein Stückchen von mir und sah mich an. Immer noch liefen mir Tränen über die Wangen. Aber ich erwiderte seinen Blick. Seine Frage nahm ich schon war, ich traute aber meiner Stimme nicht, denn sie würde sicher brechen, also nickte ich nur. Denn was sollte ich anderes machen? Ihn anlügen? Nein auf keinen Fall. Er strich mir leicht mit dem Daumen übers Kinn und ich lächelte, immer noch unter Tränen.

Bo hatte es geschafft, Seth hatte aufgehört. Ich war komplett regungslos da und verstand einfach nichts mehr. Seth und Bo standen dort und umarmten sich. Die beiden hatten wenigstens jemanden, der für sie da war. Was mich aber am meisten schockte, war das niemand hier irgendwas machte. Nicht mal ich. Einfach niemand. Als wäre es komplett egal, was hier passierte. Besser gesagt passiert war. Ich hatte langsam verstanden, was passiert war, zumindest konnte ich es mir denken, als Seth Bo fragte ob er sie verletzt hatte. Er? Jace? Hatte er etwa Bo verletzt? Nach und nach schaltete mein Gehirn, mein wahres Ich komplett ab. Ich hatte eben noch gehofft, dass es ihm gut ginge. Ich wäre bereit gewesen ihm alles zu verzeihen und neu anzufangen. Aber dass er sich scheinbar an Bo vergriffen hatte änderte alles. Warum auch immer, es war mir scheißegal, wenn er da unten sterben würde. Und Seth entschuldigte sich auch noch. Er meinte es täte ihm Leid. Einen Dreck tat es ihm Leid. Und das sagte ich auch. "You're not sorry.", meinte ich emotionslos und wandte den Blick nicht von Jace' regungslosem Körper. Irgendwann hörte ich Levins Stimme, der meinte Seth würde im Knast landen. Ich wusste nicht was mit mir los war. Aber meine einzige Reaktion, war ein tonloses Lachen und der Gedanke 'Und das interessiert wen?!'. Wie in Trance ging ich auf Jace zu. Keine Ahnung ob er noch lebte. Es war mir egal. Noch nie hatte mich ein Person so verletzt wie er. Egal in welcher Hinsicht. Er konnte ruhig sterben. Ich schaute ihn an und zog mir währenddessen die Schuhe aus. Dann ging ich tonlos an dem Liebespaar vorbei, meine nackten Füße spürte ich kaum. Dann begann ich zu laufen. Keine Ahnung wohin, einfach weg. Weg von Levin, weg von Seth und Bo, einfach weg von meinem Leben.

"You're not sorry." Das stimmte, also erwiderte ich nichts mehr darauf. Jace hatte es verdient, einmal in seinem armseligen Leben genauso behandelt zu werden, wie er alle anderen - insbesondere Frauen - behandelte. Warum Joyce das offenbar noch immer nicht realisierte, war mir ein Rätsel. Aber auch, wenn es mich quälte, meine beste Freundin weinen zu sehen, war in dem Moment eine Entscheidung fällig. Sie oder Bo. Und da ich es nicht übers Herz brachte, letztere loszulassen, verschwand Joyce schließlich. Ich seufzte und sah ihr kurz nach. Bo nickte auf meine Frage hin und ich runzelte leicht die Stirn. "I'm so sorry I wasn't there when he came", wisperte ich, noch immer ihr Kinn anhebend. "Why are you crying?", fragte ich dann, bevor ich mich langsam zu ihr beugte und eine Träne nach der anderen von ihren Wangen küsste. "I'm gonna call the ambulance." Levin war richtig gut darin, intime Momente zu zerstören, Respekt. Allerdings war ich Meister darin, dies zu ignorieren, und so verweilte mein Blick fortgehend auf Bo's Gesicht. Ihre Schminke war verlaufen und ihre glasigen Augen ließen mich beinahe verzweifeln. "We stay at mine", flüsterte ich und nahm ihre kleine Hand in meine. Ich wollte die Autofahrt möglichst kurz halten, also würden wir zu meiner Wohnung fahren. "You're too good for this world, Levin", rief ich ihm zu und grinste leicht, wurde aber schnell wieder ernst, als ich Bo an mich zog und sie zu meinem Auto führte.

Seth und ich sahen Joyce kurz nach, als sie weglief. Eigentlich sollte einer von uns ihr nach, schließlich konnten da draußen noch üble Gestalten rumlaufen, aber ich verstand auch irgendwie, dass sie allein sein wollte. Mir ging es ganz anders als ihr, ich wollte auf gar keinen Fall alleine sein. Wie gut das Seth mich immer noch im Arm hielt. Was mir irgendwie Kraft gab. „It’s not your fault.“, meinte ich und schenkte ihm ein Lächeln. Es war zwar ein echtes, aber naja es verlor irgendwie an Wirkung, weil ich eben noch weinte. Aber egal, der gute Wille zählt. Denn anscheinend hatte er Schuldgefühle und diese wollte ich ihm nehmen. Schließlich war es wirklich nicht seine Schuld und er hatte mich ja sogar noch vor schlimmeren bewahrt. Er fragte mich, warum ich weinte, aber ich antwortete nicht. Brauchte ich anscheinend auch nicht, da Seth meine Wangen küsste. Anscheinend um so die Tränen zu stoppen, was er auch schaffte. Irgendwann hörte ich auch auf zu weinen. Levin meinte er würde den Krankenwagen rufen, was ich für eine sehr gute Idee hielt. Mein Retter würde mich mit zu sich nehmen, vielleicht konnte ich ihn so ein wenig besser kennen lernen. Er nahm meine Hand in seine und dann gingen wir in die Richtung seines Autos. Naja das dachte ich zumindest, denn ich hatte hier hinten keinen Überblick wo wir uns befanden, ich kannte den Club nur vom Haupteingang aus. Ich zitterte immer noch, aber nur noch ganz leicht. Bei seinem Auto angekommen, schlüpfte ich erst mal in meine Jacke, die ich Dummerchen dort vergessen hatte, bevor ich mich anschnallte und es losgehen konnte. Ich hoffte das Seth seine Hand nicht zu fahren brauchte, denn sofort als er eingestiegen war, griff ich nach ihr und ließ sie auch so schnell nicht mehr los. Nur, wenn er schalten musste, hatte ich keine andere Wahl.