X | Seth & Joyce| Seth's Home | 10 am

Gut gelaunt ging ich die Straße zu Seths Wohnung entlang. Es war grad mal zehn Uhr, und wahrscheinlich war Seth erst seit kurzen wach, wenn überhaupt. Aber egal, Seth war es gewöhnt von mir zu den unnatürlichsten besucht zu werden, also. Außerdem hatte ich nennenswerte Neuigkeiten, er durfte mir das einfach nicht übel nehmen. Während ich seiner Wohnung näher kam, fiel mir auf, dass wir uns eigentlich relativ lange nicht mehr gesehen hatten. Er war in letzter Zeit eigentlich durchgehend irgendwo mit Bo und ich war auch ziemlich beschäftigt gewesen. Ich glaub zuletzt haben wir vor einer Woche oder so länger gesprochen, irgendwie scheiße. Aber okay, das holte ich ja immerhin jetzt nach. Kurz bevor ich die Klingel drückte überlegte ich, ob es nicht doch zu früh war, aber hey, ich hatte extra was zu frühstücken gekauft, das wollte ich nicht weg schmeißen. Außerdem würde es ihn bestimmt freuen, wenn er das von mir und Levin hörte, immerhin dachte er ja noch, dass ich mit Cale zusammen war. Man ich hatte ihm echt noch einiges zu erzählen, warum hatte ich mich eigentlich nicht mal gemeldet? Ich drückte auf die Klingel und wartete, dass er öffnete.

Mit einem Mal schlug ich die jadegrünen Augen auf und war wach. Wie spät war es? Ich hatte das seltsame Gefühl, den ganzen Tag verschlafen zu haben. Seufzend tastete ich rechts nach meinem Handy und hielt es mir vors Gesicht. Zehn erst, na dann. Good morning, beautiful x, schrieb ich an Bo, ehe ich das Handy wieder neben mich legte und mich vom Bett erhob. Lediglich in schwarzen Boxershorts bekleidet schlurfte ich durch meine Wohnung, bis in die Küche, wo ich Mineralwasser aus dem Kühlschrank holte und einige Schlucke davon trank. Ich schloss sogar kurz meine Augen, als die kühle Flüssigkeit meinen Hals hinabfloss. Plötzlich klingelte es. Langsam schraubte ich die Flasche zu, stellte sie auf der Theke ab und schlenderte, begleitet von einem "What the hell..", aus der Küche. Vor der Tür blieb ich stehen. Ich sollte mir was anziehen, entweder obendrum oder untenrum, oder beides. Eilig joggte ich ins Schlafzimmer, schlüpfte in eine graue Jeans und ging zurück zur Tür, um sie zu öffnen und den Knopf für den Haupteingang zu drücken. Joyce erschien. "Joyce", sagte ich und grinste verschlafen, während sie nach oben kam.

Vor Seths Wohnung wartete ich einige Zeit und dachte bereits darüber nach wieder umzukehren, immerhin war es ja auch möglich, dass Seth gar nicht erst zuhause war. Vielleicht war er auch bei Bo oder mal wieder beim Boxtraining, immerhin kam beides oft vor. Ich nahm mir mein Handy und tippte gerade eine SMS an Levin ein , als ein surrendes Geräusch ertönte und ich die Türe aufdrücken konnte, was ich dann auch tat. Das Handy schob ich wieder in meine Tasche, die SMS würde ich gleich weiter schreiben und abschicken. Seth stand bereits in seiner Wohnungstüre und begrüßte mich, während ich auf ihn zu ging. "Hey", meinte ich lächelnd und umarmte ihn. Dass er kein Oberteil anhatte wunderte mich nicht, und es störte mich auch nicht wirklich. "How are you?", fragte ich und hielt ihm die Tüte vom Bäcker vor die Nase. "I have something to eat. I thought you'd like it.", schmunzelte ich.

Mit Besuch um diese Uhrzeit hatte ich nicht gerechnet, was man mir vermutlich auch ansah. Ich wollte gar nicht wissen, wie meine Locken aussahen, bestimmt total plattgelegen, und dass ich obenrum nichts anhatte, sprach auch dafür, dass ich eben erst aufgestanden war. Egal, bei Joyce war das in Ordung, schätze ich. "Hey! How are you?" Ich ließ mich von ihr in eine kurze Umarmung ziehen, ehe ich zur Seite trat, sodass sie reinkommen konnte. Sekunden später schwenkte sie eine Tüte vor meinem Gesicht hin und her, was ich mit einem schwachen Lächeln hinnahm. "You're killing me", sagte ich nur und schloss die Tür. "I just got up, my brain's still sleeping", murmelte ich und ging mir mit beiden Händen langsam durchs Haar. "But hey, good to see ya." Das letzte Wort ging in ein Gähnen über. "I'm just gonna take a shower and stuff like that, it will only take a few minutes, promised." Außerdem wusste sie ja, wo die Küche war, oder wo auch immer sie ihr Mitbringsel ausbreiten wollte. Ich verkrümelte mich mit neuen Boxershorts ins Badezimmer und wie versprochen dauerte es nur wenige Minuten, bis ich frisch geduscht wieder hinaus spazierte. Ich trug jetzt ein schlichtes, schwarzes Shirt und dieselbe graue Jeans wie vorhin. Als ich die Küche betrat, hatte Joyce das ganze Zeug vom Bäcker auf dem kleinen Tisch platziert. "Awesome, I'm starving", lächelte ich und gesellte mich zu ihr. "So, what's up? Why do you have to visit me that early?", fragte ich schmunzelnd, ehe ich mir einen Bagel schnappte. Meine Haare tropften noch ein bisschen, aber egal.

Man, der arme Seth, scheinbar hatte ich ihn wirklich gerade aus dem Bett geworfen. Aber hey, er hatte mich schon so oft zu noch viel unmöglicheren Zeiten aus dem Bett geschmissen, also. Seth machte mir Platz und ich trat in die Wohnung. "You're killing me" Als er das sagte musste ich lachen. "I'm sorry. But I didn't see you for such a Long time.", schmunzelte ich und hing meine Jacke auf. "I just got up, my brain's still sleeping" erneut lachte ich auf. "I'm really sorry.", entschuldigte ich grinsend, bevor ich mich in Richtung Küche begab. Seth wollte noch kurz duschen gehen, das konnte ich ihm ja schlecht verübeln, also nickte ich nu. "Okay, enjoy" Ich zwinkerte ihm noch zu, ehe ich die Küche betrat und den Tisch deckte. Ich entdeckte ein Bild von Bo und Seth und ich musste zugeben dass es richtig süß war. Die beiden passten wirklich gut zusammen, und ich war froh, dass Seth jemand gefunden hatte. Schließlich war er auch nicht der einfachste. Ich seufzte und wandte mich wieder den Küchenschränken zu. Es war praktisch, dass ich so ziemlich genau wusste wo sich hier alles befand, aber immerhin war ich ja auch oft hier. Seth ging derweil mit seinen Boxershorts ins Bad und ich hörte bald darauf das Wasser plätschern. Das gute daran war, dass Jungen immer viel weniger Zeit zum duschen brauchten, als Mädchen, jedenfalls meines Wissens nach.
Ich suchte einen Brotkorb aus dem Schrank und kippte den Inhalt der Tüte herein, ich hatte mal ein wenig mehr geholt, für den Fall, dass Seth größeren Hunger hatte. Dieser betrat bald darauf angezogen, frisch geduscht und mit einem "Awesome, I'm starving" die Küche, woraufhin ich grinsen musste. "I knew it.", meinte ich schmunzelnd und setzte mich auf einen der Stühle. Seth nahm sich einen Bagel und fragte was los sei. "Nothing.", meinte ich, musste allerdings grinsen. Ich wäre nicht ich, wenn ich ihm sofort alles unter die Nase reiben würde. "This is cute.", meinte ich, und zeigte auf das Bild von Seth und Bo.

"Nothing." Schien mir irgendwie nicht so, vor allem, weil sie bis über beide Ohren grinste, was mich natürlich freute, aber den Grund wüsste ich schon gern. Immerhin lag ihre letzte Tiefphase noch nicht besonders weit zurück, eigentlich erst zwei Wochen, als Pascale sich als ihr Halbbruder entpuppt hatte. Scheiße, ist das krank. Aber hey: Wenigstens war er nur 'zur Hälfte' ihr Bruder, und soweit ich wusste, war sie ja nicht schwanger von ihm, also alles halb so wild ... kleiner Scherz, ich fands trotzdem abartig. Egal, zurück zum Thema. Joyce wies mich auf ein Bild von Bo und mir hin. "Uhm, thanks", meinte ich und grinste etwas, ehe ich begann, meinen Bagel mit Käse zu belegen. Ich war noch nie der Marmeladen-Typ gewesen, dennoch besaß ich, aufgrund Bo's Vorliebe dafür, mittlerweile welche. Ich glaub, mein Kühlschrank war noch nie so voll gewesen. Gut, so viel war jetzt auch nicht drin, aber ich aß sowieso recht wenig. Mangelnder Appetit und so. "Joyce", sagte ich, als ich es nicht mehr aushielt, sie schweigen und dazu breit grinsen zu sehen, "just tell me, okay?" Ich blickte sie mit erhobenen Augenbrauen an, abwartend.

Mit tropfenden Haaren setzte sich Seth an den Tisch und beschmierte sich seinen ersten Bagel. Mir war immer noch komplett unklar, wie man bereits morgens Käse essen konnte, ich war eher der Marmeladen-Typ. Obwohl Käse war ja noch okey, was gar nicht ging war Wurst. Wurst am Morgen war für mich unmöglich runter zu schlucken wirklich. Aber gut, jeder wie er wollte.
Seth bedankte sich für meinen Kommentar auf das Foto, woraufhin ich lächelte. Er konnte so glücklich sein mit jemandem wie Bo an seiner Seite, aber, naja, ich hatte noch mehr Glück haha. Zumindest seit gestern. Auch Seth wollte wissen, was los war, denn mein Grinsen wurde immer größer. "just tell me, okay?" Ich grinste weiterhin, bis ich schließlich "Okay.", sagte, das Schweigen zog ich allerdings noch ein wenig in die Länge, indem ich in meinem mit Marmelade bestrichenes Brötchen biss. Nach dem ersten Bissen hielt ich es dann allerdings nicht mehr aus. "I am in a relationship.", grinste ich und schaute ihn erfreut an. Hoffentlich würde er sich für mich freuen, nachdem ich jetzt endlich meine Tiefphasen hinter mich gebracht hatte und die ganze Sache mit Pascale und vorher mit Jace und ach eigentlich meine ganzen letzten Wochen.

...ENDE