X | Emily & Luke | Emily's home | 5 AM

Meine Kumpels und ich verlassen den Club um 5 AM. Einer fährt bei mir mit, er wohnt nur wenige Blocks entfernt. Keiner von uns hätte mit dem Pegel noch fahren dürfen, - aber wir können es ohne Probleme.
Nachdem ich Derek abgesetzt habe, schlage ich die entgegensetzte Richtung ein. Statt heim zu fahren, will ich Emily noch einen Besuch abstatten. Ich weiß mittlerweile, in welcher Straße sie wohnt und ihren Nachnamen. Ihre blonde Freundin ist redselig, wenn sie betrunken ist.
Es dauert ungefähr 20 Minuten bis ich vor ihrer Tür stehe. Ich parke den Wagen ein paar Häuser weiter und umrunde das riesige Gebäude bis ich an der Wand stehe, die mir das blonde Mädel beschrieben hat. Wenn Blondie geschwindelt hat, beginne ich jetzt vermutlich Kiesel an das Fenster von Emilys Eltern zu werfen. Kommt bestimmt gut, um 5 Uhr morgens Steine gegen das Fenster der zukünftigen Schwiegereltern zu werfen. Aber selbst diesen ersten Eindruck würde meine Charme wett machen, da bin ich mir sicher.
„Emily“, raune ich im Minutentakt und starre zum Fenster hoch.

Ich bin heute wirklich früh ins Bett gegangen. Gut, ich war noch etwa eine Stunde in Tumblr unterwegs, habe unnötige Beiträge geliked und geguckt, ob es was Neues in meinem allerliebsten Onlineshop gibt, was ich unbedingt haben muss, aber das war es dann auch schon. Ich habe einen ziemlich festen Schlaf, muss man wissen, aber als ein bestimmtes Geräusch, eine Art Klicken, auch nach fünf Minuten nicht verschwindet, schlage ich die Augen auf und setze mich in meinem Bett auf. Ich zucke sichtlich zusammen, als ich zum ersten Mal einen kleinen Stein an meinem Fenster abprallen sehe. Blitzschnell springe ich auf, falle dabei fast auf die Schnauze, kann mich aber gerade noch halten und taumele auf müden Beinen zum Fenster. Ich reiße es auf - mir kommt ein Kieselstein entgegen und ich hüpfe erschrocken, von einem leisen "Oh!" begleitet, zur Seite. Vorsichtig schaue ich nach draußen. Meine ohnehin schon großen Augen weiten sich, als ich im Licht der Laterne einen Jungen ausmachen kann. Sein Gesicht kommt mir bekannt vor und auch wenn ich mir in dem Augenblick wünsche, dass ich nur träume, weiß ich, dass es nicht so ist. "What.. what are you doing here?", zische ich, damit er mich hören kann. Einfaches Flüstern wäre da unzureichend gewesen. Fassungslos blicke ich auf ihn herab. Er kann doch nicht.. er kann doch nicht einfach bei mir Zuhause auftauchen? Ich mein, woher weiß er überhaupt, wo ich wohne? Ist ja gruselig.

Nach einigen Minuten tut sich endlich was. Das Fenster wird geöffnet …. die Spannung steigt. Wer wird seinen Kopf aus dem Fenster strecken? Ich halte für einen Augenblick die Luft an.
Emily! Hörbar atme ich aus. "What ... what are you doing here?" , fragt sie fassungslos.
Ich grinse zu hier hoch. „Come off!“, fordere ich sie auf. Wahlweise kann sie mich auch zu sich hoch holen. Ich bin nicht anspruchsvoll.
„I've warned you that you'll wake up early this morning“ Ich hebe die Arme seitlich und lasse sie mit einem Achselzucken wieder fallen.
Sie hat keine Wahl. Wenn sie das Fenster wieder schließt, werde ich solange Steine werfen, bis sie es wieder öffnet. Ich werde nicht gehen, ehe ich gesehen habe, welches Outfit sie zum Schlafen trägt, - aus nächster Nähe.

Ich bin total überfordert, mal wieder. Wie sollte es auch anders sein? Immerhin steht gerade ein fremder Kerl vor meinem Haus, wirft Steine an mein Fenster und findet das offenbar völlig in Ordnung. Er fordert mich auf, nach unten zu kommen. "What.. I.. No!" Verständnislos schüttele ich meinen Kopf. Er spinnt doch. „I've warned you that you'll wake up early this morning.“ Oh, ja, wie viel Uhr ist es eigentlich? Ich habe keine Ahnung, aber da die Sonne noch nicht aufgeht, auf keinen Fall später als sechs Uhr. Und es ist verdammt nochmal Wochenende. "I'm freakin' out", jammere ich und halte mir die die Handflächen vors Gesicht, als ich kurz gähnen muss. "What do you want?", frage ich weiter und halte mir müde den Kopf.

"I'm freakin' out" Lachend sehe ich sie an. Ihre Augen sind klein und ihre Haare durcheinander. Wahrscheinlich trägt sie keinen BH. Das macht mich noch tausend mal entschlossener sie zu mir runter zu bringen.
„Oooh of course“, entgegne ich ihr ohne Zögern und verschränke die Arme. „I ringed on every single door, just asking for you, - you can't do that to me now“, lasse ich sie fälschlicherweise glauben und grinse dabei unschuldig zu ihr nach oben.
"What do you want?, fragt sie beinah flehend. „You, - right beside me“, erwidere ich wahrheitsgemäß. „I don't leave before you're close to me.“ Das ist keine Warnung, sondern ein Versprechen.
Keine Ahnung wieso, aber dieses Mädel hat mich von dem Augenblick an gefesselt als ich sie gestern Abend gesehen habe. Ich kann gar nicht beschreiben, was es ist. Aber es ist alles, was ich nicht habe und ab sofort unbedingt brauche.

Ist außer mir sonst noch jemandem aufgefallen, dass ich, wenn ich müde bin, viel mehr Selbstbewusstsein habe? Ich kann es mir nicht erklären, aber im Moment habe ich absolut kein Problem damit, mich mit einem fremden Typen zu unterhalten, der nachts vor meinem Haus aufgetaucht ist. Vielleicht träume ich ja doch. Und dann fängt er an, mir zu erzählen, was er alles auf sich genommen hat, um mich zu finden. Ich muss schon wieder gähnen, aber ich schwöre, es ist unabsichtlich. Ich bin nicht gelangweilt von ihm, dafür aber ziemlich genervt, weil ich jetzt echt schlafen will. „I don't leave before you're close to me.“ Warum ist er nur so...blöd. Damit will ich nicht auf seine Intelligenz anspielen, sondern auf sein Verhalten. Ich ziehe mich doch jetzt nicht extra wieder an, nur damit wir zusammen in meinem Garten chillen können, also bitte. "I'm wearing my pyjama, if you haven't noticed it yet", versuche ich deshalb, mich herauszureden. "And I can't change because I need my mum to help me, 'cause I've.. ather.. os.. clerosis." Oder so. "Quite nasty illness", sage ich und nicke eifrig. Okay, das kann jetzt wirklich nur schief gehen. Gott, bin ich doof. Egal, Peinlichkeitsregel Nummer 1: Es ist nur peinlich, wenn wir Peinlichkeit zulassen.

"I'm wearing my pyjama, if you haven't noticed it yet" Schlafsachen ist ein Synonym für keine Unterwäsche. „Don't make such a fuss.“ Ich mache eine abwinkende Handbewegung und verschränke die Arme. Langsam wird’s ungemütlich hier unten, sie soll sich nicht so bitten lassen. Prinzesschen.
"And I can't change because I need my mum to help me, 'cause I've.. ather.. os.. clerosis." Lachend halte ich mir die Hand übers Gesicht. Ich glaube ihr jedes Wort. „You could come off naked“, schlage ich ihr vor. „Or you just open the door and I help you getting dressed“ So oder so, ich will sie nackt sehen oder zumindest in Unterwäsche. Sie ist der Schöpfer dieser Idee, ergo selbst dran Schuld. Es wäre also schlicht ein Unding es mir nun zu verweigern, nachdem sie mir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat.
Ich drehe mich in Richtung Straßenseite. „I'll ring now“, kündige ich gut gelaunt an und schlendere Richtung Haustür.

Ich soll mich nicht so anstellen? ICH soll MICH nicht so ANSTELLEN? Okay, jetzt kann er mich mal. „You could come off naked.“ Langsam fallen mir keine Argumente mehr ein. Der Typ macht mich fertig. Ich will gerade anfangen, zickig zu werden, als er plötzlich meint, er würde klingeln. Mein Mund öffnet sich und ich zische ihm ein "No! Wait!", hinterher. Das macht er nicht. Das darf er nicht machen. Mum wird Fragen stellen, und ich hasse es, wenn sie das tut. Weil ich dann nämlich keine Antworten parat hätte. "I'm coming down, but if you ring I'll hit you with all that's tangible", drohe ich, ehe ich das Fenster schließe und einen überlangen, weißen Cardigan aus meinem Schrank ziehe. Ich schlüpfe hinein und knöpfe ihn bis oben hin zu. Weiße Vans dürfen natürlich auch nicht fehlen. Cool, ich sehe aus wie ein Gespenst. Wenn ich Glück habe, rennt er gleich schreiend vor mir weg. Eilig tapse ich die dunkle Wendeltreppe nach unten und schreite zur Haustür. Plötzlich überkommt mich die Angst. Was, wenn er mich gleich absticht oder so? Mein Blick fällt auf den Regenschirm meiner Mutter. Ich greife danach, weil ich ihn damit eventuell niederschlagen könnte, wenn er mir etwas antun will, und öffne zaghaft die Tür. "Hello?" Ich sehe ihn noch nicht.

Wieder einmal fühle ich mich in der Tatsache bestätigt absolut genial zu sein. Nach ihrer süßen Drohung schließt Emily das Fenster und macht sich auf den Weg nach unten. Keine halbe Minute später ist zu hören wie sich der Schlüssel im Schloss herum dreht und die Tür anschließend leise aus der Verankerung springt.
"Hello?", höre ich ihre Stimme leise und zögerlich. Ich trete aus dem Schatten des Hauses hervor, den das Licht des Bewegungsmelders erzeugt.
„Emily“, erwidere ich lächelnd und stehe schon vor ihr. In der rechten Hand hält sie einen Regenschirm. Ich rümpfe die Nase. „It's not raining“, stelle ich fest und greife langsam nach der Hand, die sich so verkrampft um den Stil klammert. Hält Emily den Schirm fest oder der Schirm sie?
Ich lasse meinen Blick an ihr herab schweifen. „I can't take you with me the way you look“ Ich schüttele langsam den Kopf. „Let's move upstairs“ Ich schiebe sie behutsam über die Türschwelle zurück in die Wohnung und folge ihr ohne Zögern.

Normalerweise kleide ich mich wirklich stilvoller, aber mein Look ist gerade auch eh nur Mittel zum Zweck. Er braucht wirklich nicht sehen, was ich zum Schlafen trage, und dafür eignet sich der riesige Cardigan natürlich perfekt. Außerdem ist er kuschelig weich. Ich steh auf kuschelig weich. Nachdem ich also vorsichtig die Haustür geöffnet habe und ihn erst nicht sehen kann, zucke ich umso mehr zusammen, als er plötzlich vor mir steht. Offenbar hat er direkt neben der Tür gestanden. Wow, Emily, das mit dem Regenschirm war ja super durchdacht! „Emily“, sagt er und lächelt mich an. Ich kann ihn nur übervorsichtig anschauen, denn jetzt, wo er so nah ist, scheint sich mein Selbstbewusstsein wieder verflüchtigt zu haben. Richtig geil, hust. „It's not raining.“ Er greift nach meiner Hand, die den Schirm hält, und ich schaffe es nicht, mich zu bewegen. "I told you I'd be armed", sage ich, wobei allerdings nicht mehr als ein Flüstern von meinen Lippen kommt. "W-what?", frage ich, leise aber panisch, als er mich zurück ins Haus schiebt und die Tür hinter sich schließt. "But.." Ich bin kurz davor, mich jammernd auf den Boden zu setzen. "Woah.." Seufzend laufe ich zur Treppe, behalte den Regenschirm allerdings in der Hand. Bevor ich die Tür zu meinem Zimmer öffne, drehe ich mich zu dem Jungen mit den gelockten Haaren herum und zeige mit dem Regenschirm auf ihn. "I can scream very loudly." Meine rechte Augenbraue hebt sich und ich versuche, ihn warnend anzusehen. Ich taste hinter meinem Rücken nach der Türklinke, drücke sie nach unten und laufe rückwärts in mein Zimmer, den Blick stets auf den Eindringling geheftet. Allerdings lehne ich den Regenschirm schließlich an meinen Kleiderschrank, weil ich mir damit langsam lächerlich vorkomme.

"I told you I'd be armed" Im Ernst? Ein Regenschirm? Ich schüttele belustigt den Kopf. Das ist doch auch nicht normal.
Emily lässt mich nicht aus den Augen. Sie scheint ein wahrer Kontrollfreak zu sein und dazu paranoid. Wieso sollte ich nachts zu ihr fahren und sie zusammen schlagen? Noch dazu ist sie ein Mädchen.
Ich folge ihr die Treppe hoch, ehe ich mir die Schuhe von den Füßen gestriffen und neben das Geländer geschoben habe. Der perfekte Schwiegersohn macht das so.
In der ersten Etage gibt es ein gefühltes Dutzend Zimmer. Eine dieser Türen ist nur angelehnt. Emily stößt sie auf und lehnt gleich darauf den Schirm an ihren Schrank. Ich bleibe in der Mitte des Zimmers stehen und sehe mich um. „Not bad“, murmele ich andächtig nickend. Mit diesen Eltern ist sie definitv kein schlechter Fang.
Ich schlendere durchs Zimmer bis zum Bett und lasse mich darauf sinken. Mit einem schelmischen Grinsen in Richtung Emily klopfe ich rechts neben mich. „Come here“, befehle ich ihr mit bewusst sanfter Stimme. Sie soll aufhören zu denken ich wolle sie kidnappen und von ihren Eltern Lösegeld erpressen. Und sie sollte dieses Unding von Jacke ausziehen … schnell!

Ich lasse meinen Beweg-dich-nicht-ohne-meine-Erlaubnis-Blick jetzt bestimmt schon zum zehnten Mal über ihn wandern, und dann fällt mir auf, dass er keine Schuhe anhat. Das überrascht mich etwas. Entweder, er hatte nie welche an, oder er hat sie tatsächlich im Erdgeschoss ausgezogen. Und wenn dem so ist, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass er mich abstechen oder entführen will. Außerdem: Wer will das schon? Ich sehe nicht besonders aus, habe auch sonst nichts krass-spezielles an mir und.. ach, das Geld. Egal, er hat seine Schuhe ausgezogen, das gibt mir wirklich Hoffnung. „Not bad.“ Ich weiß, denke ich mir, und lasse ihn nicht aus den Augen. Er lässt sich auf meinem monsteriösen (das ist keine Übertreibung) Bett nieder und sagt, ich soll zu ihm kommen. Meine Augen weiten sich erst ein wenig, dann trete ich einen Schritt zurück und zucke zusammen, als ich leicht gegen meinen Kleiderschrank stoße und daraufhin der daran gelehnte Regenschirm umfällt. Schreck lass nach! "No." Meine Stimme klingt seltsam. Ängstlich, aber trotzdem bestimmt. Sofern das geht. Ich sag ja: seltsam. Ich betrachte ihn, wie er da so auf meinem Bett sitzt, und stelle fest, dass er der erste Kerl ist, der das bisher getan hat. Auf meinem Bett sitzen, meine ich. Als ich meinen bislang einzigen Freund hatte, waren wir ständig nur bei ihm, weil er offenbar vom ersten Moment an nur das Eine wollte, aber ich habe mich jedes Mal quer gestellt. "What's uhm, what's your name?", muss ich ihn dann einfach doch noch fragen, und verschränke die Arme unter der Brust. Sogar aus dieser Entfernung sehe ich, dass er grüne Augen hat, was irgendwie schon ziemlich cool ist. Solche Augen hat sonst niemand, den ich kenne. Es hat auch niemand dieselben Locken wie er, nicht diese natürlichen, großen Locken. Ich habe eine Freundin, die so richtig heftige Korkenzieherlocken hat, aber das war es dann auch schon. Unbewusst lege ich den Kopf etwas zur Seite und mustere ihn langsam.

Statt sich neben mich zu setzen wie ich es von ihr erwartet habe, torkelt sie einen halben Schritt rückwärts, rammt dabei den Schrank und nimmt den Regenschirm mit sich. Ich lege die Stirn in Falten während ich das Spektakel aus sicherem Abstand beobachte.
Offen gestanden bin ich froh nicht ihre Gedanken lesen zu können. Das wäre mir a) viel zu kompliziert und b) zu anstrengend.
Emily verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich prüfend kann. Hätte sie nicht dieses Unding von Jacke an, würden ihre Brüste sicher grandios aussehen.
Ich lasse meinen Blick zur besagt verdeckte Stelle wandern. Kopfkino.
"What's uhm, what's your name?" Em's Worte reißen mich aus meinen Gedanken. Ich sehe ihr wieder in die Augen.
„I'm one step ahead, Emily Collins.“ Ein kokettes Lächeln legt sich auf meine Lippen.
Wenn ich ihr jetzt sage wer ich bin und sie tatsächlich von mir gehört hat, wird uns das nicht unbedingt näher zusammen bringen, schätze ich. Und das nicht vorhandene Vertrauen zu mir wird sich auf der Skala nach links, nämlich den Minusbereich, bewegen. So what, insofern sich in dem Schrank keine Bodyguards verstecken, hat Emily eh keine Chance mich rauszuwerfen.
„Luke“, beantworte ich ihre Frage. „Luke Bennett.“ Ich bereite mich seelisch auf einen Angriff mit Regenschirm, Pumps oder einer Lampe vor. Sicherheitshalber checke ich mit einem kurzen Blick was genau davon am ehesten in Frage kommt.

Ich fühle mich sichtlich unwohl in meiner Haut, außerdem weiß ich nicht, wo ich hinschauen soll, weil ich nicht dauerhaft Blickkontakt mit ihm halten kann. Zu meiner Erleichterung ist dann allerdings er derjenige, der weg sieht. Ich bin zum wiederholten Mal schockiert, als ich glaube zu wissen, worauf sein Blick jetzt ruht. Instinktiv lasse ich meine Hände sinken und kaue einen Moment lang auf meiner Unterlippe herum. Das wird ja immer besser. Ich warte nach wie vor auf eine Antwort, während ich in Zeitlupe aus meinen weißen Vans schlüpfe und sie etwas von mir weg schiebe. „Luke Bennett.“ Hätte ich einen Kaugummi gehabt, wäre er mir jetzt aus dem Mund gefallen. Mein Arm hebt sich, bis ich damit direkt auf ihn zeige. "You.. I have.. I mean, you have..", fange ich an, während mein Arm wieder sinkt. "Oh my god", jammere ich, sinke nun ganz gegen meinen Kleiderschrank und halte mir beide Hände vors Gesicht. Ich habe einen Jungen in mein Haus gelassen, den ich nicht gut kenne und der regelmäßig handgreiflich wird, wie schön.

Ich habe meinen Namen noch nicht ganz ausgesprochen, da fällt ihr bereits alles aus dem Gesicht. Als hieße ich Hitler oder so, come on. "You.. I have.. I mean, you have.." Sie weist mit ausgestrecktem Arm auf mich. Ich sehe sie schon nach dem Schirm greifen und auf mich losgehen, stattdessen sinkt sie jedoch in sich zusammen und versteckt ihr schönes Gesicht hinter den kleinen Händen.
„Emily ...“ Ich seufze, kann mir ein Grinsen aber nicht verkneifen. "Oh my god, jammert sie weiter.
„Emily, I'm no mass murderer“, versuche ich sie zu beruhigen und stehe langsam vom Bett auf. „
"I have no idea what you heard about it but this bastards deserved it.“ Ich schulde niemandem für diese Nacht Rechenschaft, aber Emily soll aufhören so zu tun als wäre ich Mitglied der Hells Angels.
„You have to look on the positive side: If you're with me you don't have to fear that anything happens to you.“ Ich versuche der Situation etwas Humor zu geben und mache den Anfang mit einem amüsierten Grübchen-Grinsen.

Bitte lass mich einfach nur träumen, das kann ja wohl nicht wirklich passieren, oder? Was hab ich meinem Schicksal bitte getan, dass es mich jetzt so quält? Ich bin kurz davor, loszuheulen, glaube ich. „Emily...“ Findet ihr es nicht auch komisch, wenn jemand, der euch praktisch fremd ist, ständig euren Namen sagt? Das ist gruselig. Außerdem finde ich meinen Namen enorm öde, aber aus seinem Mund klingt er irgendwie...ganz in Ordnung. Oh und ich schäme mich dafür, dass ich so denke!
Ich lasse meine Hände wieder nach unten fallen und blicke Luke verzweifelt an, als er sich von meinem Bett erhebt und weiterspricht. "This.. this bastards? There were even more?" Meine Augen weiten sich, bevor ich leise aufstöhne und mich umdrehe, sodass ich mit dem Gesicht zum Schrank stehe. „You have to look on the positive side: If you're with me you don't have to fear that anything happens to you.“ - "How do you wanna know if I'll ever be with you?", nuschele ich als Antwort gegen den Schrank. Ich hoffe, dass er das verstanden hat, weil ich wirklich nicht besonders deutlich gesprochen habe. Langsam drehe ich mich wieder herum. "Why me? I mean, did I do something to you without noticing it?"

"This.. this bastards? There were even more?" Eigentlich wäre jetzt ein Hundeblick oder etwas in der Art angebracht, aber das ist was für Mädchen. Ich entscheide mich für ein Lachen. „Don't look that shocked.“ Ich zucke bloß mit den Schultern und grinse sie an. Sie ist hinreissend, wenn sie sich so aufregt. Ich will mehr davon.
"How do you wanna know if I'll ever be with you?" Emily hat sich zum Schrank gedreht und ihre Worte gehen bei ihrem Genuschel fast unter. Glücklicherweise sehe ich nicht nur verdammt gut aus, sondern habe auch verdammt gute Ohren. Oh yes baby.
„That's just a feeling“, erwidere ich grinsend und schlendere langsam auf sie zu. "Why me? I mean, did I do something to you without noticing it?" Ich hocke mich neben sie, greife nach ihrem mir abgewandten Gesicht und lege meine Handfläche darunter, um es zu mir zu drehen. „I don't know but you did it well.“ Ich schenke ihr ein überzeugendes Lächeln, streiche mit dem Daumen über ihre linke Wange und lasse sie dann wieder los.
„Do you want to spend the afternoon with me?“, frage ich sie. Ich habe das Gefühl, dass Emily denken muss, sie habe die Wahl, um sich auf etwas einzulassen. Ich kann ihr das Gefühl geben, ohne dass es der Wahrheit entspricht. Wenn das kein Kompromiss ist.

Ich glaube, ich gewöhne mich langsam an seine Art und an die Tatsache, dass er immer dann lacht, wenn es absolut unangebracht ist. Damit werde ich wohl leben müssen. Zumindest solange, wie ich mit ihm zu tun habe. Und irgendwas sagt mir, dass ich ihn so schnell nicht mehr loswerde, aber wissen kann ich es natürlich nicht. Offenbar hat er verstanden, was ich gegen meinen Kleiderschrank genuschelt habe, Respekt. Ich vermeide es, ihn anzusehen, als er sich neben mich begibt, auch wenn ich echt über mich selbst schockiert bin, als ich merke, wie sich mein Herzschlag mal eben verdoppelt. „I don't know but you did it well.“ Er hat seine Hand an mein Gesicht gelegt und es zu sich gedreht, und ich bin - Gott weiß warum - unfähig, etwas dagegen zu tun. Liegt vielleicht an meiner mangelnden Erfahrung. Meine Lippen öffnen sich leicht, als er lächelt, weil ich eigentlich vorhatte, etwas zu sagen, aber da ergreift Luke bereits das Wort und fragt mich, ob ich den Nachmittag mit ihm verbringen möchte. "Is 5 a.m. afternoon for you?", frage ich, fast flüsternd, und muss tatsächlich kurz grinsen. Wer um diese Uhrzeit bei Fremden vor der Tür steht, hat doch eindeutig ein kleines Zeitproblem. Naja, vielleicht ist ihm die Welt auch einfach zu mainstream oder so.

Sie fängt nicht an zu zittern als ich mich neben sie hocke, - das ist ein Fortschritt. „Is 5 a.m. afternoon for you?“, fragt sie grinsend und sieht mich aus großen brauen Augen heraus an. Auch wenn ich das Bedürfnis habe, sie jetzt sofort aufs Bett zu werfen und es ihr richtig zu besorgen, will ich es auf der anderen Seite nicht. So was kam, soweit ich mich erinnere, noch bei keinem Mädel vor. Ich hatte nie das Gefühl mit irgendetwas warten zu müssen.
„No, do you think it is?“, erwidere ich und lege den Kopf schief. Doch ein bisschen Hundeblick gefällig?
„This afternoon. What about 5 PM?“ Ich habe eine absolut geniale Idee. „I'll pick you up. Wear something sporty. It's getting up high"
Ich tätschele ihr grinsend den Kopf und richte mich dann langsam neben ihr auf. „Hope you're free from giddiness“, gebe ich amüsiert zu bedenken und schlendere langsam Richtung Tür. Wenn ich meinen Jungs erzähle, dass ich ein Mädel drei mal date und kein Mal was geht … Die würdens mir nicht glauben. Ich glaubs mir ja selbst nicht.
„See you later, Em.“ Ich drehe mich zu ihr um, um ihr ein legendäres Lächeln zu schenken, ehe ich das Zimmer verlasse. Keine 5 Minuten später habe ich das Haus verlassen und sitze in meinem Auto Richtung Heimat.

„No, do you think it is?“ Ich schüttele langsam den Kopf und mustere sein Gesicht, als er seinen Kopf etwas zur Seite legt. Er ist mir gerade ziemlich nah. Etwas zu nah, für die kurze Zeit, die wir uns kennen, aber ich wage es nicht, mich zu bewegen. Außerdem hat er sich jetzt extra zu mir auf den Boden gesetzt. „Hope you're free from giddiness“, ist das letzte, was Luke sagt, bevor er aufsteht. Ich blicke etwas schockiert zu ihm hoch, weil ich keine Ahnung habe, was das bedeuten soll. Will er mit mir den Mount Everest erklimmen, oder wie? Naja, damit schneidet er sich jedenfalls ins eigene Fleisch, weil ich echt alles andere als trittsicher bin. Das wird er schon merken, wenn.. nein warte. Ich will doch gar nicht mit ihm weggehen! Ich erhebe mich so schnell es geht und fliege selbst dabei schon fast auf die Nase, allerdings nur, weil ich über Mum's Regenschirm gestolpert bin. „See you later, Em.“ Mit offenem Mund lässt er mich in meinem Zimmer zurück und geht. Okay, jetzt bin ich echt fertig mit der Welt.

ENDE