X | EMILY & LUKE | LUKES' HOME | 1 AM

Als ich die Tür Beifahrertür öffnete, saß Emily zusammen gesackt auf dem Beifahrersitz und schlief. Ich beugte mich über sie drüber, um den Gurt zu lösen, ehe ich meinen linken Arm an ihren Kniekehlen entlang schob und den rechten an ihrem Rücken platzierte. Mit einer schwungvollen Bewegung hob ich sie hoch und kickte die Tür mit dem Knie zu. Hoch ins Apartment zu kommen, könnte sich jetzt als etwas schwierig gestalten, aber Emily war klein und leicht, sodass ich es schaffte sie mit einem Arm und der Unterstützung eines Beines in der Luft zu halten, um gleichzeitig die Türen aufzuschließen. Leicht außer Atem kamen wir endlich oben an. Dritter Stock, fuck yeah.
Ich stieß die Tür zum Schlafzimmer auf, das zugleich Wohnzimmer war und legte Emily auf dem Bett ab. Dann verschwand ich erst mal im Bad, ich musste echt dringend pinkeln. Scheiß Bier.
Anschließend nahm ich einen Mitternachtssnack zu mir und dann kam auch endlich die Brünette an die Reihe. Hatte sie sicher nicht gestört, dass sie ein paar Minuten warten musste, schließlich schlief sie wie ein Stein.
Ich zog ihr die Schuhe aus, dann das Kleid über den Kopf und steckte sie in eines von meinen Shirts. War ja nicht so als würde ich ihr etwas weggucken und Frauen in Unterwäsche sah man an jeder Straßenecke. Also nichts wofür man sich schämen musste.
Da ich derweil kein Sofa, sondern lediglich Sitzsäcke besaß, legte ich mich zu der Schnapsleiche ins Bett. Sie war aktuell so wieso willenlos und zufrieden, solange sie nicht kotzen musste. Der Mensch passte sich halt immer den aktuellen Umständen an mit seinem Gejammer.
Gähnend zog ich die Bettdecke über mich und Emily und knipste das Licht aus. „Sleep well little drunkie“, murmelte ich mit einem Grinsen auf den Lippen und schloss die Augen. Die Rollos hatte ich runter gelassen, damit wir morgen früh nicht um 5 Uhr senkrecht im Bett standen. Ich konnte bei Helligkeit nicht schlafen!

Ich öffnete meine Augen. Es war stockdunkel, demnach konnte ich absolut nichts erkennen, außer ein paar Umrisse, die mir schon seltsam unbekannt vorkamen. Ich hob meine Arme und streckte mich ausgiebig, allerdings stockte mir der Atem, als ich sie wieder ablegte und feststellte, dass es nicht die Matratze oder Bettwäsche war, was ich unter meinem rechten Unterarm spürte. Fühlte sich eher an wie.. Haut. Und zwar nicht meine. Erschrocken fuhr ich hoch, wobei leichte Kopfschmerzen aufkamen, aber es hielt sich in Grenzen. "Hey, hey wake up, hello?", sagte ich und tippte ununterbrochen auf dem menschlichen Wesen herum, das nach wie vor neben mir lag, allerdings saß ich ja inzwischen aufrecht. Trotzdem war es zu dunkel, um etwas zu erkennen. Erinnerung, komm doch bitte zu mir. Während sich mein Bettgenosse langsam rührte, ertastete ich meine Hüfte und meine Schultern, um festzustellen, dass ich wohl irgendein übergroßes T-Shirt trug. Ich trug nie solche T-Shirts. Allerdings war ich froh, dass ich überhaupt etwas anhatte, das schloss zumindest einige meiner schlimmsten Befürchtungen aus.

Ich schlafe gerade wirklich genial und träume von einem riesigen all-you-can-eat Buffet mit allem, was das Herz begehrt. Schnitzel mit allen Variationen an Soßen, Nudeln und da das gleiche, chinesisches Essen und sogar indisch. Gerade als ich loslegen will und alles in mich reinstopfen, spüre ich ein Tippen auf meiner Schulter. Wehe du weckst mich jetzt, denke ich mir wütend und versuche mich wieder in den Traum mit dem Buffet hineinzuversetzen.
Aber jetzt fängt das Mädel neben mir an zu brabbeln. Scheiße man, was soll das? Ich murre und ziehe mir das Kissen über den Kopf, aber sie lässt nicht locker. Ist ja auch Emily, logisch, dass man dann so unsanft geweckt wird. So viel Leistung wie gestern für sie vollbracht hatte, hätte ich jetzt eigentlich Frühstück ans Bett mit frisch gepresstem Orangensaft verdient. Und die Orangen hätte sie in Afrika pflücken müssen. Wachsen in Afrika Orangen? Gut, jetzt war ich wach. Ich schlage die Augen und schiele nach links, wo ich Emily vermute. „Whaaaaaat“, murre ich genervt und mit kratziger Stimme. „Don't you know how perfectly my dream was ...“, jammere ich und rolle mich auf den Rücken.

Das kann doch nicht wahr sein. Hab ich gestern echt so viel getrunken, dass ich mich jetzt nicht einmal mehr dran erinnern kann, von wem ich mich habe nach Hause bringen lassen? Bin ich überhaupt Zuhause? Ich krieg die Krise. Der Typ (allein das bringt mich schon fast zum Verzweifeln) murmelt irgendwas und bewegt sich, aber ich kann jetzt nicht ruhig bleiben. Ich krabbele aus dem Bett und taste mich mit ausgestreckten Armen durch den Raum, bis ich an eine Wand komme. An dieser laufe ich vorsichtig, aber dennoch hektisch, entlang und bin unsagbar froh, als ich endlich den Lichtschalter finde. Die Deckenlampe leuchtet auf und ich kneife meine Augen zusammen, weil ich selbst nicht wirklich auf die plötzliche Helligkeit vorbereitet gewesen bin. Nach einigen Sekunden geht es dann aber einigermaßen und ich blicke zum Bett. "Luke?!", stoße ich erschrocken hervor. Naja. Eigentlich weiß ich gar nicht, wieso mich das so schockiert, ich meine, wenigstens ist er kein Fremder. "Am I.. are we.. at yours?", frage ich, als ich mich langsam umsehe. Sieht zumindest stark nach Männerhaushalt aus. Auf den ersten Blick kann ich absolut keine Deko erkennen.

Ich höre nackte Füße über den Holzboden tapsen und dann geht plötzlich das Licht an. „Fuck“, stöhne ich und verschränke die Arme vor meinem Gesicht. Was soll denn der Mist? „Am I .. are we .. at yours?“ Ich stöhne genervt auf. „Looks like“, gebe ich zurück. „And now turn the fucking light off.“ Ich nehme die Arme von meinem Gesicht und sehe sie mit zusammen gekniffenen Augen an. Viel zu hell hier drin, aber es hilft ja alles nichts.
Total verpennt quäle ich mich aus dem Bett und wanke zu den beiden Fenstern, um die Rollos aufzuziehen. Draußen ist es diesig und es sieht kalt aus. Genial. Ich öffne das Fenster und bleibe mit nacktem Oberkörper davor stehen, um mich abzukühlen. Am Morgen nach dem Saufen habe ich a) derben Hunger und b) extreme Hitzewallungen.
Ich drehe mich langsam zu Emily um und mustere sie. Sie trägt das Rockcafé Shirt, das ich irgendwann mal habe mitgehen lassen. „How do you feel?“, frage ich sie und fahre mir durch die Haare, um etwas Ordnung reinzubringen. Hilft wahrscheinlich eh nicht viel, aber ich gehe sowieso gleich duschen.

Okay, das mit dem Licht war vielleicht etwas fies, aber was soll ich machen? Ich will verdammt nochmal wissen wo ich bin, und mit wem. Zum Glück weiß ich das jetzt und ich realisiere langsam, dass es echt viel schlimmer hätte kommen können. Ich blicke noch einmal an mir herunter, betrachte das große Shirt und kämme mir meine langen Haare derweil mit der Hand auf eine Seite, sodass sie schließlich alle über meine rechte Schulter fließen. Luke jammert und stöhnt und scheint allgemein nicht besonders gut gelaunt zu sein, aber ich weigere mich, das Licht wieder auszuschalten. Ich verschränke die Arme unter der Brust und rühre mich nicht, während er sich schließlich doch aus dem Bett hievt. Ich bin froh darüber, dass er mich nicht ansieht, als er zum Fenster läuft, weil ich nämlich gerade dabei bin, ihn durchgehend zu mustern. Mein erster Freund ist nicht so durchtrainiert gewesen, vermutlich nicht einmal halb so sehr. "How do you feel?" Sofort sind meine Lippen wieder geschlossen, da sie bis dato einen winzigen Spalt offen gestanden haben. Ich wende meinen Blick von ihm ab und sehe mich stattdessen im Raum um. "I'm fine", sage ich, weil ich leichte Kopfschmerzen für nicht besonders erwähnenswert halte, und ansonsten geht es mir ja wirklich annehmbar. "Is.. that your shirt?" Jetzt muss ich doch wieder zu Luke sehen, während ich mit beiden Händen auf mich deute.

Em sagt, dass es ihr gut geht. Ich bin überrascht, weil sie gestern echt fertig ausgesehen hatte, aber umso besser. So hasst sie mich zumindest nicht allzu sehr. „Is... that you shirt?“, will sie wissen und weist mit beiden Händen auf das Oberteil, das sie trägt.
Ich nicke und lege dann den Kopf schief. Vermutlich wird sie jetzt sauer, weil ich ihr das Kleid ausgezogen habe, aber ich wollte sie nicht mit den Sachen in mein Bett lassen, die sie zum Kotzen angehabt hatte. Das wäre echt ein bisschen ekelhaft.
„You've fallen asleep while I was driving homeside. I had no other chance than to bring you here and I didn't want you to sleep in a dress which smelled of smoke and sick“, beginne ich mich zu rechtfertigen und wandere durchs Zimmer, bis ich mich schließlich wieder aufs Bett hocke und mein Kinn auf meine Handflächen stütze. Ich bin sooo im Arsch.

Emily sieht mich etwas ungläubig an. Offenbar ist ihr gerade aufgefallen, dass ich sie in Unterwäsche gesehen habe. Aber mal ehrlich: Stellt sie sich im Schwimmbad auch so an? Ist vom Prinzip her noch nichts anderes.
Als sie fragt, ob ich sie umgezogen habe, nicke ich wieder. „Like I said, I had no other choice“ Jetzt schleicht sich allerdings ein Grinsen auf meine Lippen. „There was nothing I hadn't see until yet“, versichere ihr und ersetze mein Grinsen durch ein Lächeln.
„Can I … where are … my clothes?“, fragt sie schüchtern und ich bin plötzlich frustriert darüber, dass sie sich noch immer so distanziert gibt. Langsam muss sie doch kapieren, dass ich sie nicht verarsche. Der beste Beweis ist doch wohl, dass ich sie gestern nicht angegraben habe. Ich habe sie in meinem Bett schlafen lassen, ohne sie anzurühren.
„There“, sage ich und weise mit dem Zeigefinger auf den grünen der beiden Sitzsäcke. „Are you hungry?“, frage ich sie und richte meinen Oberkörper auf. Gähnend sehne ich mich nach meiner Dusche, aber ich will Emily nicht einfach hier stehen lassen. Sie ist echt durch den Wind.

Ich rolle mich rücklings über das Bett, um nach der Wasserflasche zu greifen, die ich grundsätzlich dort platziert habe. Zu Emily's Glück ist sie noch verschlossen. „Do you need a glas?“, frage ich sie höflichkeitshalber, habe aber eigentlich keine Lust in die Küche zu gehen und eins zu holen. Außerdem muss ich es dann später wieder wegräumen und spülen. Ich habe nämlich keine Spülmaschine. Ätzend.
Emily beginnt wild los zu brabbeln. Erst bedankt sie sich dafür, dass ich sie mit hierher genommen habe. Ich nehme das mit einem Lächeln hin. „Quite natural.“ Das war wirklich selbstverständlich für mich. Das einzige, was bei der Aktion darauf schließen ließ, dass es sich um Emily handelt, war, dass ich die Situation nicht ausgenutzt habe.
Bei Em's nächsten Worten rümpfe ich die Nase. Ich wollte ihr nicht das Gefühl geben, dass ich mehr von ihr erwarte. Ich will, dass Emily von sich aus das gibt, was sie geben will und sich nicht unter Druck gesetzt fühlt. Auch wenn es schwer zu glauben ist, es macht mir nichts aus, dass wir nicht längst im Bett gelandet sind. Wirklich nicht. Es nervt nur zeitweise, dass sie tut als wäre ich irgendein Pädophiler, der es krankhafterweise auf sie abgesehen hat.
„It's good to have you here … just the way it is“, entgegne ich ihr mit einem Lächeln. „Do you wanna take a shower?“ Ich sehe zu ihr und dann zu ihren Klamotten. „'Cause I'll do.“ Das soll nicht wie ein Angebot auf duschen zu zweit klingen. Wobei … sie will sich ja offensichtlich revanchieren? Oder hat zumindest ein schlechtes Gewissen. Nein Spaß, alles cool.

"No", antworte ich und nehme ihm lächelnd die Flasche aus der Hand, ehe ich sie öffne und kurz daraus trinke. Oh Gott, tut das gut. Ich glaub ich bin zuvor noch nie so durstig gewesen, krank. Ich sollte in Zukunft wieder die Finger von Alkohol lassen, das bringt nur Probleme mit sich. Vor allem die Tatsache, dass ich mich nur an sehr wenig von gestern erinnern kann, stört mich. „It's good to have you here … just the way it is.“ Bilde ich mir das nur ein oder ist er gerade wirklich süß? Einbildung, bestimmt Einbildung. Trotzdem fange ich an, mental mit einer Haarsträhne zu spielen, weil ich es ja nicht wirklich machen kann, da ich meine Klamotten halte. Sekunden später fragt Luke mich, ob ich duschen will. Will ich das? Eigentlich schon. Aber auch nur, wenn sich die Badezimmertür absperren lässt. Wow, ich bin echt paranoid, oder? "Uhm yes, maybe", sage ich und lächele lieb. "But I don't have to, I can also shower later at home", füge ich hinzu und beiße mir leicht auf die Unterlippe. Okay, zugegeben habe ich es mir bislang immer viel schlimmer vorgestellt, mit ihm alleine Zuhause zu sein. Nicht, dass ich mir das tatsächlich vorgestellt habe, aber wenn es so wäre.. und so. Eigentlich ist er echt in Ordnung und ich frag mich, warum ich so eine Panik vor ihm.. naja, Moment mal, er hat ja auch zu einer seltsamen Uhrzeit vor meinem Haus gestanden und wusste zu dem Zeitpunkt offenbar schon, wo ich wohne. Das ist gruselig. Aber jetzt gerade...ist er trotzdem süß. Naja, von seinem Oberkörper brauche ich gar nicht erst anfangen, schätze ich.

Ich betrachte Em's nackten Beine, die, obwohl sie klein ist, im Verhältnis zu ihrem Oberkörper lang sind. Mein Blick wandert langsam an ihr hoch, bis er schließlich in ihren Augen hängen bleibt. Sie redet währenddessen und man merkt ihr immer noch an, dass sie unsicher ist. „You can shower first, it's no problem. The towels are in the cabinet left to the door.“ Ich lehne mich an den Türrahmen, in dem ich mittlerweile stehe. „Don't forget to lock the door, I can't guarantee for detaining myself from getting in.“ Ich zwinkere ihr zu und drehe mich um, um langsam in die Küche zu schlendern, die schlauförmig und ziemlich eng geschnitten ist. „I'll make us something to eat“, rufe ich ihr zu, ehe ich den Kühlschrank aufziehe. Bier, Bier, Bier … Cola, Jack Daniels, … tatsächlich, Butter! Und ein bisschen Wurst. In der hintersten Ecke entdecke ich dann noch Marmelade. Ich räume alles außer die Getränke raus und platziere es auf dem kleinen Tisch, der gegenüber der Küchenzeile steht. Dann halbiere ich einen Bagel und schiebe ihn in den Toaster. Im Bad geht das Wasser an. Ich setze mich auf einen der drei Stühle und lege das Gesicht in die Handflächen, um noch ein bisschen zu dösen. Um ehrlich zu sein, wäre ich gerne zu Emily unter die Dusche, aber das würde einer von uns beiden vermutlich nicht überleben. Ich musste mich schließlich verteidigen, haha.

Ich stelle die Wasserflasche aufs Fensterbrett. „You can shower first, it's no problem. The towels are in the cabinet left to the door.“ Ich erkläre mich mit einem Nicken als einverstanden und schüttele sogar grinsend den Kopf, als er weiter spricht. Oh, ich werde die Tür abschließen, darauf kann er wetten. Wenn es sein muss, nehme ich auch einen Stuhl mit ins Bad und klemme ihn zwischen Boden und Türklinke. Ich tapse also erneut durchs Zimmer und schiebe auf gut Glück die erste Tür auf, und siehe da, es ist das Badezimmer. „I'll make us something to eat“, höre ich Luke noch rufen. "I'm excited", rufe ich zurück und lache kurz, ehe ich die Tür schließe und unter die Dusche springe. Ich beeile mich so gut es geht, weil ich weiß, dass ich immer relativ lang brauche, aber ich glaube, diesmal liege ich echt gut in der Zeit. Ich trockne meine Haare bestmöglichst ab und fahre mit den Fingern hindurch, um sie glatt zu kriegen, was aufgrund der Tatsache, dass sie nass sind, nicht besonders schwer ist. Ich ziehe mir das sommerliche Kleidchen über, das ich auch gestern bereits getragen habe, und schließe die Tür auf. Lautlos wie eine Katze laufe ich zurück ins Wohnzimmer, das gleichzeitig das Schlafzimmer ist, ehe ich Luke in der Küche sitzen sehe. "Hi", sage ich und stelle mich lächelnd in den Türrahmen. Durch die Dusche fühle ich mich schon um einiges wohler.

Der Wasserhahn wird abgedreht, aber Emily lässt sich offenbar noch ein wenig Zeit. Die Bagelhälften sind mittlerweile kalt. Ich stehe auf und lege je eine auf einen Teller, ehe ich mich wieder in die vorherige Position begebe und waaaarte.
„Hi“ Ich fahre herum. Emily's Haare sind noch nass, wie auch anders.“Sorry I don't have a hairdryer“, murmele ich. „I've made something to eat.“ Mit einem Kopfnicken weise ich auf den gedeckten Tisch, der trotzdem noch etwas kahl aussieht. „I've even found jam“ Ein stolzes Grinsen tritt auf meine Lippen. Kaum zu glauben, dass ich so einen Süßkram überhaupt besitze. Wahrscheinlich hat meine Mom das mal mitgebracht oder ein Mädel, das öfter hier übernachtet hat und keine Lust hatte morgens Wurst oder Bier zu frühstücken. Tss, kann ich ja gar nicht verstehen, haha!

Auf seine Bemerkung hin, dass er keinen Haartrockner hat, zucke ich süß mit den Schultern. So schlimm ist das jetzt auch wieder nicht, immerhin ist es in seiner Wohnung normal-warm, sodass ich wenigstens nicht friere. Und dazu neige ich eigentlich sehr oft und schnell. „I've made something to eat.“ Ich nicke beeindruckt. "Looks.. great." Ich kann mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen, denn so wirklich genutzt hat er den Platz, den die Tischplatte bietet, ja nicht. Macht aber nichts, finde ich. Ich bin sowieso nicht besonders hungrig. „I've even found jam“, fährt er fort und grinst mich stolz an. "I'm very proud of you", erwidere ich lächelnd und setze mich ihm gegenüber an den kleinen Tisch. Eigenartigerweise fühle ich mich gerade ziemlich wohl hier. Liegt vielleicht daran, dass ich eben geduscht habe, danach gehts mir immer ziemlich gut. Meine kleine Hand schnappt sich das Messer, welches neben dem Teller liegt, auf dem sich eine Bagelhälfte befindet. Aw, er hat das Ding sogar halbiert? Okay, ich hoffe wirklich, dass das noch die Müdigkeit ist, die mich so denken lässt. Ich beschmiere den Bagel sorgfältig mir Marmelade, ehe ich ihn in die Hand nehme. Kurz bevor ich reinbeiße, blicke ich zu Luke. Dass ich mal zusammen mit ihm frühstücken würde, hätte ich bei unserer ersten Begegnung für komplett unmöglich gehalten.

"I'm very proud of you", sagt Emily als ich ihr mitteile, dass ich sogar Marmelade in den Tiefen des kleinen Kühlschranks gefunden habe. Ich mache eine ausladende Bewegung und senke kurz den Kopf. Das Ganze sieht aus wie eine Art Vorbeugung. Glaube ich zumindest.
Die Brünette schnappt sich die eine Bagelhälfte und beschmiert sie mit Marmelade. Ehe sie rein beißt wirft sie mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann. Ich lege eine Scheibe Wurst auf meine Bagelhälfte und verdrücke sie innerhalb von 30 Sekunden. Neuer Rekord, schätze ich.
Ich stehe auf, um noch zwei Hälften in den Toaster zu schieben und bleibe an die Küchenzeile gelehnt stehen. „Was it your first time?“ Ich sehe zu Emily runter. „I mean, getting drunk in this extent?“ Ich kann es mir gut vorstellen, denn wenn man genau hinsieht, entdeckt man den Heiligenschein, der über Emilys Kopf schwebt. Und den scheint sie sich nicht erkauft, sondern ehrlich verdient zu haben.

Ich grinse ein bisschen, als er gestikuliert, und widme mich anschließend endlich meinem Bagel. Ich lieb die Teile, ehrlich. Sind so schön handlich und alles, hach ja, ich heirate bestimmt mal einen Bagel. „Was it your first time?“ Ich verschlucke mich augenblicklich an meinem Essen, als er das fragt, und muss mehrmals husten. Schockiert hebe ich meinen Blick und sehe, dass er vorhat, fortzufahren. „I mean, getting drunk in this extent?“ Achso, mein Gott, wieso sagt er das nicht gleich? Ich bin fast gestorben ey. "Well, uhm, yes." Schon irgendwie peinlich, aber jetzt weiß ich wenigstens, dass ich es in Zukunft lieber ganz bleiben lassen sollte. Ist besser für mich und.. auch alle anderen, die beteiligt sind. "How bad was it? What did I do?", fragte ich vorsichtig und kräuselte leicht meine Nase. Bitte nichts allzu peinliches, bitte bitte bitte.

Grinsend sehe ich dabei zu, wie sie fast den Bissen Bagel in ihrem Mund auf den Tisch spuckt. Offenbar schlummert noch immer die Ungewissheit in ihr, ob zwischen uns was gelaufen ist. Ich finde es amüsant und werde sie sicher nicht darüber in Kenntnis setzen, dass wir lediglich besoffen nebeneinander eingepennt sind.
"Well, uhm, yes." Ich nicke andächtig. „I expected something like this“, gebe ich zu und lächele. Wenn sie dieses erste Mal mit mir gehabt hat, ist es doch eigentlich kein Problem, das noch in andere Bereiche auszudehnen? Ich lasse diesen Gedanken bildlich vor meinem inneren Auge ablaufen und werde fast etwas vorfreudig, obwohl es dazu bisher wenig Grund gibt.
"How bad was it? What did I do?" Ich winke ab. Alles halb so wild. „Just the things someone does when he's drunken. Talking silly stuff and puking in the end.“ Breit grinsend sehe ich ihr dabei zu, wie sie ihre Bagelhälfte verdrückt. Hoffentlich habe ich ihr jetzt nicht den Appetitt verdorben. Wobei es mich überhaupt wundert, dass ihr Magen schon wieder Nahrung aufnehmen kann, ohne sie zwei Sekunden später wieder los werden zu wollen.

Ich will wirklich wissen, was ich gestern Abend gemacht habe, als ich betrunken war. Ich mein, wer würde das nicht wissen wollen? Vielleicht bin ich ja plötzlich hochaggressiv geworden und habe wild um mich geschlagen und dabei jemanden umgebracht? Wer weiß das schon. Vielleicht bin ich auch nackt in den See gesprungen oder habe mich an einen vergebenen Typen rangeschmissen und mir danach einen Nahkampf mit seiner Freundin geliefert? Wenn ich mal so drüber nachdenke, will ich es doch nicht so genau wissen. Egal, er beginnt schon zu reden. „Just the things someone does when he's drunken. Talking silly stuff and puking in the end.“ Ich verziehe ein wenig das Gesicht, lasse aber dennoch ein erleichtertes Seufzen vernehmen. "Okay, I can live with that." Ich verdrücke meinen restlichen Bagel, während Luke schon die nächsten beiden Hälften aus dem Toaster zieht. "Oh, you can have them both", sage ich, noch bevor er mir einen davon auf den Teller legen kann. Weil ich nämlich satt bin.

"Okay, I can live with that." „Thank god“, erwidere ich mit einem schelmischen Grinsen und lege mir beide Bagelhälften auf den Teller als sie sagt, dass sie satt ist. Meinetwegen, umso mehr für mich. Nach wenigen Minuten ist mein Teller wieder leer. „That's the best“, murmele ich zufrieden vor mich hin. „Drinking like a waterfall, sleeping like a marmot and eating like a harvester.“ Breit grinsend lehne ich mich zurück und lasse meine Arme neben mir baumeln.
„I guess you wanna leave for changing your clothes.“ Ich sehe sie an. „I can drive you, if you want.“ Wo sie wohnt weiß ich ja mittlerweile oder besser: schon die ganze Zeit. Ich Schelm.

Ich überschlage meine Beine und lege meine Hände darauf ab, während ich Luke geduldig beim Essen zusehe. Natürlich möglichst unauffällig, oder zumindest so, dass es ihn hoffentlich nicht stören dürfte. „Drinking like a waterfall, sleeping like a marmot and eating like a harvester.“ Er lehnt sich zurück und ich lächele, als er breit grinst. Wie ein nasser Sack hängt er auf seinem Stuhl, nach wie vor obenrum unbekleidet und ich gebe zu, dass ich damit noch immer nicht ganz klar komme. Wir sind weder beste Freunde noch ein Paar, weshalb ich irgendwie das Gefühl habe, dass ich nicht dazu berechtigt bin, ihn so zu sehen. Lächerlich, vor allem, weil er mich gestern Abend einfach mal in eins seiner Shirts gesteckt und mich somit in Unterwäsche gesehen hat, während ich schon rot anlaufe, wenn ich nur für ein par Sekunden lang seinen Oberkörper mustere. Aber mal im Ernst. Warum muss er auch aussehen wie eins dieser Calvin Klein Models? Irgendwie schüchtert mich das ein. „I guess you wanna leave for changing your clothes. I can drive you if you want.“ Meine Lippen verformen sich erneut zu einem kleinen Lächeln. "That'd be really nice", antworte ich ihm. "But I could also take a taxi", füge ich dennoch hinzu, um ihm die Wahl zu lassen. Vielleicht hat er keine Lust, sich anzuziehen und alles, nur um mich heimzufahren. Kann ja sein.

Ich überlege tatsächlich kurz, ob ich ihr Geld für einen Taxi gebe. „No problem“, erwidere ich und schiebe meinen flüchtigen Gedanken beiseite. Sie heimzufahren wird mich keine halbe Stunde meiner wertvollen Zeit kosten und ich habe heute ohnehin noch keine anderen Pläne. Die ergeben sich bei mir meist sehr spontan.
„I just go and get dressed“, informiere ich sie während ich aufstehe. Die beiden Teller räume ich nur zusammen gestapelt auf die Küchenzeile und packe die zu kühlenden Sachen wieder dorthin, wo sie hergekommen sind. Minimalprinzip. Den Rest erledige ich dann später, wenn ich zurück bin. Oder heute Abend … mal sehen. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.
Ich schlendere ins Schlafzimmer und ziehe mir ein schlichtes blaues Shirt über und schlüpfe in eine braune kurze Hose. Mit zwei gekonnten Handbewegungen bringe ich meine Haare in eine ausgehfertige Position und tada, das Wunder ist vollbracht. 5 Minuten später stehe ich wieder in der Küche vor Emily und klimpere mit dem Schlüssel, den ich vom Nachttisch gefischt habe. „Let's go“, motiviere ich sie lächelnd.

Fast regungslos sitze ich ihm gegenüber und warte, während mein Blick langsam durch die kleine Küche wandert. Eigenartigerweise finde ich es hier recht gemütlich. Die Küche bei mir Zuhause ist vermutlich fast so groß wie Lukes komplette Wohnung, aber ich hätte auch nicht erwartet, dass er im Luxus lebt. Das passt nicht zu ihm, nicht zu seiner Art. Die meisten Kerle die ich kenne und die viel Geld haben, sind entweder totale Spießer oder totale Junkies, die regelmäßig Schlagzeilen machen. Luke ist keins von beidem und das ist auch gut so, denke ich. „I just go and get dressed“, meint er und steht auf. Ich nicke bloß. Er verlässt die Küche, woraufhin ich von meinem Stuhl rutsche und mir durch die schon etwas getrockneten Haare gehe. Ich schnappe mir die beiden Teller und das Besteck, um sie in die Spüle zu stellen und gründlich mit warmem Wasser abzuspülen. Dafür, dass ich das erst zwei oder höchstens drei mal in meinem Leben gemacht habe, kann ich das echt gut. Als ich fertig bin, trockne ich das Geschirr noch grob ab und räume es in die Schränke. Im selben Moment klimpert es leise. „Let's go.“ Luke steht im Türrahmen. Ich nicke, ebenfalls lächelnd, und schiebe mich vorsichtig an ihm vorbei, um in meine Jeansjacke zu schlüpfen und mir meine Tasche über die Schulter zu hängen. "I'm ready", verkündete ich, nachdem ich einen Haargummi hervorgezaubert und meine Haarpracht damit zusammengebunden habe.