X | Levin & Joyce | Joyce' Flat | 4 pm

Ich ließ die Türe hinter mir ins Schloss fallen und zog meine Schuhe aus. Die Jacke hängte ich an den Kleiderhaken, der wirklich schon wahnsinnig überfüllt war, aber ausmisten wollte ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich ging in den Wohnbereich und schaute mich erstmal um. Es war ziemlich ordentlich hier, wie eigentlich immer, aber heute vielleicht noch ein wenig mehr, denn Levin würde gleich hier sein. Ich war bis jetzt nicht zuhause gewesen, sondern bei dem Casting und danach im Fitnesstudio. Wie zu erwarten hatte ich den Job nicht bekommen, aber es war eigentlich fast klar gewesen. Da mein Magen noch ziemlich leer war, beschloss ich erst einmal zu essen, also ging ich in die Küche. Wirklich viel hatten wir nicht da, es wurde echt Zeit mal wieder einkaufen zu gehen. Also Schnitt ich mir nur schnell zwei Äpfel und ging ins Wohnzimmer. Dort setzte ich mich auf die Couch. Mein Blick fiel auf ein Bild von mir und Jace. Es war schon etwas älter, und irgendwie wirkte es so unaktuell. Dort sahen wir beide so glücklich aus, was in letzter Zeit nicht mehr so häufig vorkommt. Ich wusste nicht genau woran es lag. Vielleicht daran, dass wir nicht mehr soviel zusammen machten, immerhin war Jace fast gar nicht mehr hier, nur abends und morgens, was vielleicht aber auch ganz gut war, denn so konnte ich mich mit anderen Leuten treffen, wie zum Beispiel Levin. Ich beschloss das Bild um zu drehen, ich wollte nicht wieder eine Diskussion über Jace anfangen. Als ich die Hälfte meiner Äpfel gegessen hatte, stellte ich den Teller auf den Tisch und ging ins Bad. Mit etwas Make-Up versuchte ich den blauen Fleck auf meinem Oberarm abzudecken, den ich seit gestern Abend dazu bekommen hatte, doch ich musste leicht frustriert feststellen, dass es nicht so gut klappte.

Zum zehnten Mal innerhalb der letzten Stunde bearbeitete ich jetzt meine Haare, dabei steckte in denen heute relativ wenig Aufwand, aber ich war ja dafür bekannt, dass ich sehr darauf achtete, wie mein Kopf aussah. Als ich dann endlich zufrieden mit meinem Erscheinungsbild war, schnappte ich mir meine Autoschlüssel und verließ die Wohnung, um mich auf den Weg zu Joyce zu machen.
Ich fuhr vielleicht zehn Minuten, mehr nicht. Ich wusste gar nicht, dass wir so nahe beieinander wohnten, aber gut, war ja auch nicht weiter wichtig. Nachdem ich vor dem Gebäude, in welchem sich hoffentlich Joyce' Wohnung befand, geparkt hatte, stieg ich aus, joggte über die Straße und betätigte die Klingel.

Nach ungefähr zehn weiteren Versuchen ließ ich den blauen Fleck einfach blau sein und packte das Makeup weg. Zuerst spielte ich mit dem Gedanken mir eine Strickjacke zu holen, aber als die Türklingel ertönte, beschloss ich erst mal zu öffnen. Also drückte ich auf den Knopf, der die Eingangstüre öffnete und danach die Wohnungstüre. Unsere Wohnung befand sich im zweiten Stock, also würde Levin wohl ein paar Treppen steigen müssen, doch wahrscheinlich würde das kein Problem geben, immerhin war er ziemlich sportlich. Und außerdem, zweiter Stock. Das war so gut wie gar nichts eigentlich. Ich trat auf den Flur Und zupfte noch einmal an meiner Kleidung herum. Heute hatte ich ein Etwas weiteres Top am, und eine schwarze Hose. Dann schaute ich über das Treppen Geländer. "Levin? You have to come upstairs.", rief ich durch das weiße Treppenhaus. Das war wirklich ein Nachteil an Wohnungen, zumindest meiner Meinung nach. Wenn man zum ersten Mal jemandem besuchte wusste man nicht in welchen Stock man musste, es sei denn man hatte sich vorher informiert, was ich für gewöhnlich nicht tat.

Wenn man mal so darüber nachdachte, hatten wir uns unter ziemlich fragwürdigen Umständen verabredet. Wir hatten über ihren Freund diskutiert, ich hatte ihn schlechtgeredet während sie versucht hatte, ihn zu verteidigen und im Endeffekt trafen wir uns jetzt bei ihr Zuhause für einen Filmabend und Pizza. Kranke Story, aber ich war froh darüber, dass sie mir meine Worte, die ich über Jace verloren hatte, offenbar nicht übel nahm. Ich glaubte sogar, dass sie ganz tief drin wusste, dass Seth und ich Recht hatten. Aber ich beschloss, nicht länger darüber nachzudenken. Die Tür gab einen Ton von sich und ich konnte sie aufdrücken. "Levin? You have to come upstairs", hörte ich Joyce rufen und als ich nach oben blickte, sah ich sie. "Alright", antwortete ich lächelnd und joggte die Stufen nach oben. Als ich vor ihr stand, grinste ich leicht. "Hi."

Ich hörte eine Antwort von Levin und sah ihn kurz darauf die Stufen hinauf kommen. Er sah gut gelaunt aus, wie eigentlich die meiste Zeit und seine Haare waren, auch wie eigentlich immer, perfekt gestylt. Ich fand es witzig, dass ein Junge sich so um seine Haare sorgte. Bei Mädchen war es normal, dass die Haare immer perfekt sein mussten, aber bei den meisten Jungen die ich kannte, ging es innerhalb von Sekunden und dann hielt das für den ganzen Tag. Oder auch nicht. Jedenfalls machte sich Levin scheinbar mehr Gedanken über sein Aussehen als andere, obwohl er das, zumindest meiner Meinung nach, gar nicht wirklich nötig hatte, da er sowieso ziemlich gut aussah. Er begrüßte mich mit einem "Hi!, und auch ich sagte "Hi" und umarmte ihn kurz. Ich umarmte grundsetzlich alle Leute, mit denen ich mich etwas besser verstand, warum auch immer. Levin grinste und auch ich lächelte. "Come in.", meinte ich schließlich und ging in meine Wohnung. Hinter ihm schloss ich die Türe, diesmal weniger geräuschvoll als eben. "How are you?", fragte ich meinen Besucher schließlich und blickte ihn lächelnd an.

Mit einer Umarmung hatte ich um ehrlich zu sein gar nicht gerechnet, aber das hielt mich nicht davon ab, sie zu erwidern. Joyce lächelte und bat mich nach drinnen, also leistete ich dem Folge und betrat ihre Wohnung. Langsam ließ ich meinen Blick schweifen, um festzustellen, dass die Bude um einiges größer war, als ich es vermutet hatte. "How are you?" Ich drehte mich wieder zu ihr herum. "Really good, you?" Ich lächelte, während ich aus meinen Schuhen schlüpfte, weil ich das als angemessen empfand. "Nice flat, are you living alone?" Zumindest ging ich nicht davon aus, dass Jace auch hier lebte, denn dann hätte sie mich wohl kaum hier her eingeladen. Okay, gewissermaßen hatte ich mich selbst eingeladen, aber sie war einverstanden gewesen, also yolo.

Levin trat auf meine Bitte hin ein und zog seine Schuhe aus. "I'm okay.", sagte ich bloß als Antwort und lächelte, während ich seine Schuhe mit meinem Fuß an die Wand schob. Er schaute sich um und ich muss zugeben ich bin schon ziemlich stolz auf die Wohnung. Ich hatte sie selbst eingerichtet, was sie, meiner Meinung nach, noch einen Ticken schöner machte. Als Levin mich fragte ob ich alleine wohnte, schluckte ich. "Well it's my flat, but Jace sleeps here almost every night." Und das tat er wirklich, aber auch nur fast. Ansonsten schlief er bei seiner eigenen Wohnung, die aber nicht unbedingt die größte war, da ihm dazu das Geld fehlte. "My flat is bigger than his 'cause he has not that much Money. So he is here most of the time." Naja, besser gesagt war er mal die meiste Zeit hier gewesen. "Although , it's getting rarer, that he is here during the day. He's often at...his friends." Eigentlich wusste ich gar nicht so genau, was er den ganzen Tag machte. Aber es war nicht wichtig, denn ich vertraute ihm. Ich ging einfach mal in den Wohnbereich und setzte mich auf die Couch.

"...But Jace sleeps here almost every night." Ich wollte gar nicht dran denken. Joyce fuhr fort und ich hörte ihr aufmerksam zu, während ich ihr einfach mal hinterher lief, als sie davon ging. Der Weg führte ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzte und meinte, Jace wäre so ziemlich den ganzen Tag bei ihr, weil er sich keine größere Wohnung leisten konnte. Ich hob leicht meine Augenbrauen und fragte mich, ob sie überhaupt realisierte, was sie da von sich gab. Er nutzte sie doch to-tal aus, warum schnallten das nur Seth und ich? "He's often at...his friends." Klar, bei seinen Freunden, und bei den anderen zehn Weibern, denen er die große Liebe vorgaukelte. Gott, wie ätzend. Langsam verstand ich, warum Seth ihn am liebsten in eine dunkle Gasse ziehen und in den Boden stampfen würde. Ich konnte das total nachvollziehen. Allerdings ließ ich mir davon nichts anmerken, nickte nur und setzte mich einfach mal neben Joyce auf die Couch. "Alright, let's start." Ich lächelte und sah mich kurz um, wobei ich zufällig den kleinen Stapel DVDs auf dem Couchtisch entdeckte. Ich schnappte ihn mir und musterte die verschiedenen Cover davon. "Which one's your favourite?", fragte ich und hob den Blick, um Joyce anzusehen.

Ich hätte in dem Moment alles Geld der Welt gezahlt um Levins Gedanken lesen zu können. In seinem Kopf schien so einiges zu passieren, doch er verzog keine Miene, sodass ich seine Meinung nicht wirklich einschätzen konnte. Er kam hinter mir her ins Wohnzimmer, wo ich inzwischen auf der Couch saß. Ich sah wie er eine Augenbraue leicht anhob, was normalerweise meine Standard Reaktion war, aber deuten konnte ich es nicht. Levin nickte und ich beschloss das Thema Jace weg fallen zu lassen. Bei jeder Person führte das zu komischen Reaktionen, also. Darüber wollte ich mir jetzt grade nicht den Kopf zerbrechen.
Levin setzte sich neben mich und ich aß mein Mittagessen weiter, allerdings nur ein Apfelstück, dann wandte ich mich ihm zu. Er hatte den Stapel von DVD's gesehen, der auf dem Couchtisch stand. Die, die ich in letzter Zeit mal gesehen hatte. "From These... this one." Ich zeigte auf "Shopaholic". Von den Filmen dort war er mein Lieblingsfilm. Warum auch immer. Vielleicht weil ich selbst Shopping süchtig war, oder einfach weil ich die Schauspielerin mochte. Oder aber weil ich den Film einfach gut fand. "If you want, We have more films there" Sagte ich und schob mit dem Fuß die Türe von dem Schrank, auf dem der Fernseher stand, auf. Dort waren noch um einiges mehr Filme, meiner Meinung nach alle ganz gut, außer den Horrorfilmen, die Jace mal gekauft hatte, und von denen es eigentlich ziemlich viele gab.

"From these... this one." Sie deutete auf einen Film, den ich nicht kannte. Gut, wenn ich mir die verschiedenen Hüllen so ansah, kannte ich eigentlich keinen einzigen davon, also war ich im Grunde für alles offen. Auch wenn in 'Shopaholic' natürlich das Wort 'Shoppen' steckte und ich mir demnach schon denken konnte, worum es darin ging. Ich wollte gerade damit anfangen, Gegenargumente anzubringen, als sie mich auf einen ganzen Schrank voller Filme hinwies. Meine Augenbrauen hoben sich ein wenig und ich stand auf, um mich dem Regal zu nähern. "Alright, let's look what we have", sagte ich lächelnd und begann, die verschiedenen Hüllen zu begutachten. "The Roommate is great, what do you think?" Ich zog die DVD heraus und hielt sie hoch. Mittlerweile saß ich praktisch auf dem Boden, sodass ich zu Joyce aufsehen musste.

Ich konnte die nicht vorhandene Begeisterung von Levin spüren und lächelte. Es gab keinen Jungen den ich kannte, der mit einem Mädchen so eine Art von Film schaute, es sei denn er lag ihr zu Füßen. Und das Tat Levin bei mir nicht. Obwohl, eigentlich schon, denn nachdem er die Augenbrauen gehoben hatte, ging er zum Regal und betrachtete die verschiedenen DVD's, wobei er sich irgendwann hinhocken musste. Er sagte irgendwas, was ich kaum mitbekam, da ich ihn nur ansehen konnte, wie er da vor mir saß. Ich konnte meinen Blick nicht von Levin wenden, und mir war unklar, warum er mich auf einmal so in seinen Bann zog, das hatte er immerhin bis heute nicht getan. Als er mich ansprach bekam ich zuerst gar nichts davon mit. "Uhm... What?", fragte ich völlig aus der Fassung, bis mein Blick auf die Hülle fiel, die er hoch hielt. Der Film hieß 'The roommate', und sagte mir gar nichts, entweder ich kannte ihn nicht oder ich war noch zu verwirrt um nach zu denken. "Well I don't mind, you can choose.', meinte ich dann schließlich. Als ich bemerkte, wie sich mein Blick wieder in seinem verlor, befahl ich mir mich zusammen zu reißen und mich wieder zu konzentrieren. Ich lächelte und stand auf. Wenn Levin den Film gut fand, dann war er bestimmt auch gut. Also stand ich auf und ging zu Levin, beugte mich zu ihm herunter und nahm ihm die DVD aus der Hand. "Then let's watch it.", meinte ich und ging in Richtung Fernseher, wo ich die DVD in das Laufwerk legte, mir die Fernbedienung nahm und mich wieder auf die Couch setzte. Mir wurde bewusst, dass es ein wohl eher blutiger Film war, also drehte ich mich kurz zu Levin. "But if I can't sleep tonight, it is your fault.", meinte ich zwinkerte ihm zu und grinste. Obwohl ich normalerweise kein Fan von solchen Filmen war, hatte ich Grad tierische Lust auf den Film. "So what do you want to eat", fragte ich, als mir bewusst wurde wie wenig ich nur noch da hatte. Aber egal, irgendwas würden wir finden.

Das waren wirklich. viele. Filme. Ich selbst besaß bei weitem nicht so viele und ich fragte mich, wie viel Geld für die ganzen DVDs draufgegangen sein musste, aber im Endeffekt...man hatte ja was davon. "Uhm... What?" Sie klang etwas verwirrt, aber dafür konnte es ja viele Gründe geben, also erkundigte ich mich gar nicht erst danach und wedelte die DVD in meiner Hand lächelnd hin und her. Als sie sich wieder gefangen hatte, überließ sie mir das Aussuchen des Films und ich betrachtete The Rommate erneut. Doch, den fand ich gut. Ohne dass ich es mitbekommen hatte, war Joyce aufgestanden und zu mir gelaufen. Sie nahm mir die Hülle aus der Hand und schob die DVD in den Player. Als wir beide auf der Couch saßen, fing sie schon an, sich über ihr mögliches Trauma wegen des Films zu beschweren. "No worries, it's not that terrible, you won't get nightmares from it", beruhigte ich sie und grinste leicht. So schlimm war der Film wirklich nicht. "So, what do you want to eat?" Der Vorspann war auf dem Bildschirm zu sehen und schürzte nachdenklich die Lippen. "Well, I thought we'd order pizza or something?" Mein Blick wanderte zu Joyce. "Only if you want, of course."

Ich blickte Seth an. "You don't know me." Meinte ich und kicherte. In der Hinsicht war ich echt ein Angsthase. Filme fand ich meist gruseliger und schlimmer als die Realität, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass ich nicht viele Horror oder Gruselfilme sah und alles schlimmer machte als es dann war. Nachdem ich die Sprache ausgewählt hatte, begann bereits der Vorspann und ich wartete auf Levins Antwort. Bestellen war definitiv die beste Möglichkeit, also ging ich kurz in die Küche und durchwühlte eine der Schubladen. Hier tümmelten sich tausende Prosekte, okay keine tausende, aber genug. Warum hatten wir eigentlich so viele? Ich aß eigentlich nie etwas geliefertes, aus körperlichen Gründen, aber einmal würde es bestimmt okay sein. Es war ja jetzt nicht so als würden mir ein paar Kilos mehr schaden oder so. Ich fischte ein paar unterschiedliche heraus, dann ging ich zurück zu Levin und präsentierte die verschiedenen Prospekte. "Okay we have the choice between Italian, Chinese, Mexican and India". Ich reichte ihm die verschiedenen Prospekte und ging nochmal kurz um mir eine Jacke zu holen. Mir war nicht kalt, aber mein blauer Arm störte mich halt. In Windeseile war ich wieder da und wartete auf Levins Entscheidung.

Stimmt, ich kannte sie wirklich kaum. Eigentlich war unser Verhältnis immer ziemlich oberflächlich gewesen, aber womöglich änderte sich das noch. Wir unternahmen jetzt immerhin das erste Mal wirklich etwas miteinander, und es war noch nicht einmal ich derjenige gewesen, der den Vorschlag gebracht hat, sondern Joyce. Schon irgendwie cool, ich mein, ich mochte sie ja. Vermutlich etwas mehr als sie mich, aber das war okay, das würde sich im Laufe der Zeit schon legen. Außerdem hatte sie ja immernoch Arschloch-James. Nein ernsthaft, der Typ war einfach abstoßend.
Joyce breitete ein paar Prospekte auf dem Couchtisch aus und ich lehnte mich nach vorne, um sie sie begutachten. "Hm, I'd say Indian oder Italian", meinte ich schließlich und lehnte mich wieder zurück. Joyce trug plötzlich eine Jacke, als ich zu ihr blickte, was mich ein wenig irritierte, aber ich hielt den Mund. "The final choice is up to you", sagte ich und lächelte.

Scheinbar hatte Levin es gar nicht bemerkt, dass ich weg gewesen war um mir die Jacke zu holen. Aber es war wirklich schnell gewesen, ein Vorteil wenn man Organisiert war und wusste wo was war. Und das war bei mir meistens der Fall, der einzige der hier Unordnung machte war Jace, aber das hielt sich auch meist in Grenzen. Immerhin hatte er ja auch nicht so viele Sachen, mit denen er Unordnung anrichten konnte. Also.
Ich schaute wieder zu Levin, der mir die Wahl zwischen Indisch und Italienisch bot. Ich verdrehte mit einem Grinsen die Augen, da ich die Entscheidung machen musste aber gut, so schlimm war das jetzt auch nicht. "Mhhm. Let me think about it.", meinte ich und schritt lächelnd auf und ab. Indisch war zwar gesünder, aber mal ganz im Ernst. Wenn schon denn schon. "Italian.", meinte ich schließlich und holte das Telefon. Ich setzte mich neben ihm und hielt es ihm hin. "Can you order please? I have such a terrible voice.", sagte ich und schaute ihn mit bettelnden Augen an, wie ich es immer tat wenn ich irgendwas wollte.

Ich sah ihr schmunzelnd dabei zu, wie sie hin und her lief, was ihr vermutlich bei der Entscheidung helfen sollte, aber ich bezweifelte, dass es klappte. Oder doch? Jedenfalls fiel ihre Wahl schließlich auf Italienisch und ich erklärte mich mit einem Nicken als einverstanden. Sie drückte mir das Telefon in die Hand, unter dem Vorwand, ihre Stimme würde schrecklich klingen. "What?" Ich sah sie verständnislos an. "You're crazy", fand ich und schüttelte lächelnd den Kopf, ehe ich die Nummer des Restaurants wählte. Ein Mann mit italienischem Akzent meldete sich und ich gab unsere Bestellung auf, die wir uns spontan am Telefon überlegten. "Alright, thanks", sagte ich und legte auf. Das Telefon platzierte ich auf dem Tisch, ehe ich mich an Joyce wandte, die neben mir saß. "Who the hell told you that your voice is terrible?", fragte ich mit leicht gerunzelter Stirn und sah sie abwartend an.

Levin war mit Italienisch einverstanden. Okay, irgendwie logisch, sonst hätte er es ja kaum zur Auswahl gestellt. Als ich sagte meine Stimme sei grauenhaft schaute er mich Verständnis los an und meinte ich sei verrückt. Ich kicherte und er wählte die Nummer. Ich nahm einfach irgendeine Pizza, würde schon schmecken. Während Levin bestellte musste ich wirklich die ganze Zeit kichern, warum auch immer. Vielleicht hörte es sich einfach wahnsinnig witzig an, wie er telefonierte, oder ich war einfach überdreht. Levin legte schließlich auf, und auch mein Lachanfall legte sich, als er mich fragte, wer das gesagt hatte. "Well I told it myself." Das stimmte wirklich. Ich sang zwar sehr gerne, fand aber nicht dass es sich gut anhörte. Aber vielleicht war das auch normal, ich war bis jetzt noch niemandem begegnet, der von sich selbst so überzeugt war. "And when I sing, Jace tells me sometimes, that i shall stop singing." Das stimmte auch. Aber ich wusste jetzt schon, dass Levin entweder mit den Augen rollen würde, etwas gegen Jace sagen würde oder sich seinen Teil denken. Zumindest die letzte Sache. Mindestens. Ich schaute ihm in die Augen und mir stockte fast der Atem. Was war heute mit mir bloß los? Ich fühlte mich total gefesselt und außerdem war mir gerade unerträglich heiß. Ich wandte de Kopf ab, doch die Hitze blieb. Mir blieb also nichts anderes übrig als die Jacke aus zu ziehen, was ich dann auch tat.

Sie hatte es sich selbst eingeredet. Klar, was sonst. "You're totally crazy", stellte ich erneut fest und lächelte. "And when I sing, Jace tells me sometimes, that i shall stop singing." Ich schmunzelte. "But you don't have to sing when you order food", sagte ich und lachte leise. Wow, sie hatte echt Komplexe, aber so richtige. Dabei war mir bislang noch kein einziger Makel an ihr aufgefallen, abgesehen von den blauen Flecken, die Jace ihr regelmäßig zufügte. Offenbar waren wir beide etwas in Gedanken versunken, denn mir wurde erst jetzt bewusst, wie intensiv wir uns ansahen. Sekunden später unterbrach Joyce den Blickkontakt und schälte sich aus ihrer Jacke, deren Sinn ich ohnehin nicht verstanden hatte, aber gut. Sofort fiel mein Blick auf ihr Handgelenk, um zu prüfen, wie dieses inzwischen aussah. Nicht viel besser, wie ich feststellte. "That looks painful", murmelte ich und griff nach ihrem Unterarm, bewusst nicht direkt nach ihrem Handgelenk. Ich musterte die verfärbten Stellen. "Does it still hurt?", fragte ich und sah besorgt zu ihrem Gesicht auf.

Er meinte ich sei total verrückt und ich grinste. "Yes, I am.", meinte ich und kicherte erneut. "Well, I think I have to try it next time, when we order something." Vor einer anderen Person wie Levin würde ich mich nicht blamieren. Okay, vielleicht noch vor Seth. Aber meine Freundin würde mich wohl für komplett verrückt halten, was ja auch eigentlich verständlich war. Natürlich betrachtete Levin mein Handgelenk und meinte es sehe schlimm aus. "Well, I had more terrible ones.", sagte ich, was auch wirklich stimmte- und da musste ich Jace nun wirklich in Schutz nehmen- welche nicht unbedingt von meinem Freund stammten. Als Levins Hand meinen Unterarm umfasste spürte ich seinen besorgten Blick der über mein Handgelenk glitt. Er fragte ob es immer noch weh tat. Ja, das tat es. Aber nur wenn ich es bewegte. "Not as much as this one.", meinte ich und deutete auf meinen Oberarm, den er bisher noch nicht bemerkt hatte. Dann fiel mir ein, dass ich ihm wahrscheinlich erklären müsste, wie das passiert war, da ich aber nicht sagen wollte, dass es sogesehen seine Schuld gewesen war, immerhin war Jace seinetwegen wütend gewesen, sagte ich noch schnell "'Cause the door just hit me there with it's edge.", log ich also und biss mir auf die Lippe. Das schlechte Gewissen nagte wirklich an mir, und irgendwann würde ich zugeben müssen, dass es Jace war, dem ich die meisten blauen Flecken verdankte.

Immerhin waren wir uns darüber einig, dass sie verrückt war. Das war sie nämlich zweifellos, aber es machte sie natürlich auch noch eine Spur liebenswürdiger. "Yeah, definitely", stimmte ich zu und lachte kurz. Der nette Italiener vom Lieferservice würde sich über eine kleine Gesangseinlage sicher freuen, hust. Ich betrachtete also langsam das verfärbte Handgelenk und eigentlich hätte mir das schon gereicht, aber als sie mich auf den Fleck an ihrem Oberarm hinwies, weiteten sich meine Augen ein wenig. "What the hell..", murmelte ich und rückte noch ein wenig näher an sie heran, um mit dem Daumen ganz leicht über die dunkle Stelle zu fahren. Joyce' Erklärung ging bei mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus - klar, die Tür war schuld, logisch. "He can't treat you like that", meinte ich kopfschüttelnd und seufzte. "You deserve better." Ich sah ihr in die Augen. "Much better", fügte ich leiser hinzu, ehe mein Blick zu ihren Lippen glitt. Keine Ahnung, was in dem Moment mit mir schief ging, aber der Impuls, mich weiter nach vorne zu lehnen, siegte. Sekunden später trafen meine Lippen auf ihre und ich flehte Gott an, dass sie mir meine Blödheit nicht übel nehmen würde.

Levin lachte, genau das Lachen was ich gestern Abend schon so süß gefunden hatte. Ich musste grinsen, bei dem Gedanken daran, dass er es nicht als Kompliment aufgefasst hatte, dass ich sagte er habe ein süßes Lachen, aber es stimmte nun mal, das würde er früher oder später akzeptieren müssen. Als er meinen Oberarm sah weiteten sich eine Augen. Sowas sah man scheinbar echt nicht alle Tage. Levin murmelte etwas, und während er mit dem Daumen über die geschwollene Stelle an meinem Oberarm fuhr zuckte ich ein wenig zusammen. Es tat wirklich höllisch weh, egal wie stark oder sanft man den Arm berührte. Ich hatte gewusst er würde mir die Tür-Erklärung nicht abkaufen, denn er meinte er könne mich nicht so behandeln. Mit 'Er', war logischerweise Jace gemeint und ich versuchte noch irgendwas zu sagen "Jace didn't...", fing ich an. "He just..." Als Levin mir in die Augen sah konnte ich gar kein Wort mehr über die Lippen bringen, was sonst gar nicht so typisch für mich war. Ich spürte wie sein Blick herunter zu meinen Lippen ging und, warum auch immer, mein Herz schlug auf einmal viel schneller, und obwohl ich wusste, was er tuen würde, als er mir noch etwas zuflüsterte, trafen seine Lippen mich eher unvorbereitet. Ich schloss die Augen und komischer Weise genoss ich die Sanftheit seiner Lippen auf meinen. Komisch, immerhin war ich grade im Begriff fremd zu gehen, und dass, obwohl ich mir immer sicher gewesen war, dass Jace der jenige von uns sein würde. Als ich meine Augen wieder öffnete, löste ich mich von Levin und schob ihn sanft weg. Meine Hände berührten seine Wange. "Levin I can't do this.", flüsterte ich, denn das schlechte Gewissen schien gerade wirklich sturm zu klingeln. Meine Hand wanderte von seiner Wange in seinen Nacken, und ich zog ihn wieder näher an mich heran, um ihn erneut zu küssen, obwohl ich soeben erst gesagt hatte es ginge nicht. Schon irgendwie sinnlos, aber das war wirklich ein Beweis mehr, dafür, dass mein Gewissen und meine Gefühle des Öfteren mal Meinungsverschiedenheiten haben.

Ich konnte mir selbst nicht erklären, was zur Hölle eigentlich in mich gefahren war, aber zum Einen war es jetzt ohnehin schon zu spät und zum Anderen gefiel es mir natürlich. Der Verdacht, dass sie es mir echt angetan hatte, verstärkte sich dadurch nur noch mehr und als ich merkte, dass sie den Kuss erwiderte, schlug mein Herz einen Takt schneller. Der Film, den wir eingelegt hatten, lief bereits seit einigen Minuten, aber irgendwie schenkte ihm keiner von uns wirklich Beachtung. Im Moment zumindest nicht. Joyce löste sich von mir und einerseits war ich froh, dass sie es tat, weil sie das sicher nur in Schwierigkeiten bringen würde, wenn Jace davon Wind bekam. "Levin, I can't do this." Ich wollte gerade nicken und mich zurückziehen, als ich plötzlich ihre Hand an meiner Wange spürte, die kurz darauf in meinen Nacken wanderte und mich wieder näher an ihr Gesicht zog. Erneut berührten sich unsere Lippen und ich kam nicht umhin, das Ganze fortzusetzen und meine Augen schlossen sich. Ich war ihr praktisch ausgeliefert. Gut, dass sie davon nichts wusste. Ich ließ ein leises Stöhnen in den Kuss fließen, ehe meine rechte Hand an Joyce' Hüfte schlich und dort verweilte. Aufgrund des kurzen Tops, das sie trug, berührte ich leicht die weiche, warme Haut.

Während wir uns küssten nagten starke Zweifel an mir. Konnte ich das hier wirklich bringen? Klar, Levin war ein richtig netter und total heißer Typ, aber ich hatte echt keine Lust an irgendeinen Typen zu geraten, der sich mit so ziemlich jeder vergnügte um ihr dann das Herz zu brechen. Aber irgendwas sagte mir, dass Levin nicht so ein Typ war. Ich hatte ihn eigentlich, soweit ich mich entsinnen konnte, noch nie mit einem anderen Mädchen zusammen gesehen. Aber auf der anderen Seite fragte ich mich, ob ich überhaupt etwas für ihn empfand. Waren es echte Gefühle, oder war es nur die Lust Jace eins auswischen zu wollen, als Rache für all die Schläge. Und was würde morgen sein? Würde ich bei Levin sein? Oder bei Jace? Vielleicht auch bei keinem, bei der Aktion die ich mir hier gerade leistete... Irgendwie war der Kuss zu gut um dumme Gedanken zu verschwenden, also versuchte ich den Kopf für einige Momente ab zu schalten. Levins Hand berührte die Haut meines dünnen Körpers, an dem Fleck, an den das Oberteil nicht reichte. Zuerst hoffte ich er würde es mir ausziehen, doch ich wusste, das würde zu weit gehen. Das konnte ich nicht machen. Jedenfalls nicht heute. Stadtdessen rückte ich mit meinem Körper näher an seinen und setzte mich schließlich auf ihn, während wir uns weiter küssten. Ein Glück war ich leicht, sodass ich ihm nicht weh tuen konnte.

Meine Gedanken spielten verrückt. So sehr, dass ich sie nicht mehr ordnen konnte und sie deshalb irgendwann einfach abschaltete, so gut es eben ging. Mir war bewusst, dass es sich nicht gehörte, mit einem vergebenen Mädchen rumzumachen, aber im Grunde war mir das gerade herzlich egal. Ich meine, wenn es Seth wäre, den ich hiermit hinterging, würde mich mein schlechtes Gewissen vermutlich fast umbringen. Aber es ging hier nicht um Seth, sondern um Jace, und was der von mir dachte, ging mir mehr als nur am Arsch vorbei. Joyce rutschte näher an mich heran und mein Rücken sank gegen die Lehne der Couch, als sie sich schließlich auf mich setzte. Meine Hände lagen auf ihren Oberschenkeln, links und rechts von mir. Unser beider Atem wurde hörbar schneller und ich platzierte einige Küsse auf ihrer Kehle und auf ihrem Hals, ehe ich mich wieder ihren Lippen widmete. Gott, sie machte mich wahnsinnig. Ich keuchte, legte meine Hand an Joyce' Rücken und fuhr langsam unter ihr Top, berührte den Verschluss ihres BH's, öffnete ihn jedoch nicht. Stattdessen erkundete ich weiter ihren schlanken Körper.

Levin brachte mich fast zum Rande der Verzweiflung. Er machte mich wirklich verrückt, und mit jedem weiteren Kuss wollte ich mehr und mehr, und das schlechte Gewissen rückte immer weiter weg. Levin sank gegen die Couch und ich spürte seinen Atem über meine Haut streichen, während er mich weiterhin küsste. "Levin.", flüsterte ich, warum auch immer. Ich wollte nicht dass er aufhörte, nein, keineswegs, es war einfach zu wunderbar dafür. Schon ewig hatte ich mich nicht mehr so gut gefühlt wie in diesem Moment. Levins Hände lagen zuerst auf meinen Oberschenkeln, dann wanderten sie immer weiter hinauf, ebenso wie seine Küsse. Ich hörte sein Keuchen und spürte seine Hand an meinem BH. Gespannt wartete ich, ob er es wagen würde ihn auf zu machen, doch stadtdessen strichen seine Hände weiter an meinem ganzen Körper entlang. Ich war schon fast ein wenig enttäuscht darüber, denn alles was ich jetzt noch wollte war Levin. Mir war alles egal, während er mich küsste, während meine Hände in seinem Nacken verschränkt waren, einfach alles, auch dass mein Oberteil schließlich auf dem Boden landete und ich nun in BH vor einem Jungen sah, den ich eigentlich nichtmal gut kannte.. Mir war alles so egal, dass ich erst merkte, dass die Türe aufgegangen war, als mich zwei grobe starke Hände unsanft von Levin herunterhoben und ich eine Hand mit voller Wucht auf meiner Wange spürte. Ich bekam zuerst nichts von den Schmerzen mit, bis ich mich auf dem Boden befand und die Schmerzen in meine Wange strömten. Über mir sah ich, wie zu erwarten, Jace, der alles andere als erfreut war. Es jetzt noch ab zu streiten wäre zwecklos, Jace war immerhin nicht blind, und es schien ihm nicht zu gefallen, dass ausgerechnet der Junge, mit dem er mir den Umgang verboten hatte, seine Freundin in Unterwäsche sah. Ich verfluchte mich. Und ich hatte Angst. Angst um Levin, doch ich war noch von der Wucht seiner Ohrfeige zu benommen um mich zu bewegen.