Ich konnte noch immer nicht fassen, dass gerade genau das Mädchen auf mir saß, das ich seit Wochen nicht mehr aus meinem Kopf bekam. Bislang hatte ich mich gut unter Kontrolle, da ich ja wusste, dass sie vergeben war, aber die jetzige Situation brachte alles wieder durcheinander. Ich hörte sie meinen Namen seufzen, was ähnlich wie Musik in meinen Ohren klang. Ich drückte sie an mich, streichelte ihren Rücken, und als sie sich ihr Oberteil über den Kopf zog und es neben sich warf, bewunderte ich für einige Sekunden ihren perfekten Körper, ehe sich unsere Lippen erneut trafen. Ich hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel, aber ich ging davon aus, dass es von der DVD kam. Falsch gedacht. Mit einem Mal flog Joyce zur Seite, begleitet von einem klatschenden Geräusch. Ich riss die Augen auf und realisierte, dass Jace im Raum war und seine Freundin gerade regelrecht von der Couch gefegt hatte. Er fing an, loszubrüllen, doch ich hörte ihm gar nicht zu. Er beschimpfte Joyce als Schlampe, und das war noch nicht einmal das schlimmste Wort, das aus seinem Mund kam. Mir schenkte er im Augenblick keine Beachtung, aber ich war zu entsetzt, um mich einfach aus dem Staub zu machen. Das konnte ich Joyce nicht antun, nicht nachdem ich derjenige war, der für all das verantwortlich war. "Leave her!", stieß ich hervor, erhob mich vom Sofa und schubste Jace in Richtung Tür, weg von Joyce. Ohne etwas darauf zu erwidern, schlug er mir ins Gesicht, sodass ich zur Seite taumelte. Während ich mit der Hand über mein Gesicht fuhr, um festzustellen, dass meine Nase blutete, ging das Gebrüll bereits weiter. Ich wusste, dass ich es alleine nicht mit ihm aufnehmen konnte und ich spielte für einen Moment tatsächlich mit dem Gedanken, Seth anzurufen, aber vermutlich würde es das nur noch schlimmer machen. "I'm so sorry", sagte ich zu Joyce, die inzwischen auf dem Boden saß, während ich mir die Hand unter die blutende Nase hielt. "Want another one?!" Jace sah mich drohend an, also warf ich Joyce einen letzten, entschuldigenden Blick zu, ehe ich verschwand. Es half alles nichts, ich war noch nie an einer richtigen Prügelei beteiligt gewesen.